Bewertung

Review: #1.03 Plan B

Foto: Nick Gehlfuss, Chicago Med - Copyright: Elizabeth Sisson/NBC
Nick Gehlfuss, Chicago Med
© Elizabeth Sisson/NBC

Dieses Mal geht es weniger actiongeladen bei "Chicago Med" zu. Stattdessen schneidet man ein sehr brisantes Thema an – häusliche Gewalt. Des Weiteren erfährt man mehr über die Vergangenheit von Dr. Connor Rhodes und Dr. Natalie Manning.

Vergiftung für die Liebe

Das noch junge "Chicago Med" wagt sich in #1.03 Plan B an ein Thema, welches noch nicht so oft in einer Fernsehserie thematisiert wurde. Ähnlich wie sexueller Missbrauch an Männern, wird auch die häusliche Gewalt an Männer eher unter den Teppich gekehrt. Vielleicht liegt es einfach auch daran, weil man Männer mit körperlicher Stärke in Verbindung bringt und nicht auf den Gedanken kommen würde, dass sie einer Frau unterlegen sind. Allerdings haben sich die Zeiten geändert und mittlerweile gibt es andere Methoden, um Männern Gewalt zuzufügen, auch wenn ihr Gegenüber schwächer ist.

Auch im Falle von Lauren und Captain Trevor Jackson ging es um häusliche Gewalt. Dabei schien es am Anfang so, als leide Trevor an Diabetes und dies würde seine Karriere in den Kriegsgebieten beenden. Dieser Umstand würde allerdings seiner Ehe zugute kommen. Im Gegensatz zu Trevor ist Lauren nämlich überhaupt nicht glücklich über das Leben als Strohwitwe und schien fast froh drüber zu sein, als die Diagnose gestellt wurde. Ehrlich gesagt, habe ich mir auch zunächst nichts dabei gedacht, zumal manche Krankheiten aus dem Nichts kommen und es keine genaue Erklärung dafür gibt. Umso wichtiger war es daher auch, dass man Dr. Daniel Charles mit in die Storyline eingebunden hat. Als Psychiater ist er darauf spezialisiert, die Körpersprache der Menschen zu studieren und dadurch zu erkennen, was wirklich in ihnen vorgeht.

Allerdings frage ich mich, ob man Lauren wirklich einen Vorwurf machen kann. Dass sie falsch gehandelt hat, steht außer Frage. Schließlich hat sie vorsätzlich gehandelt und wusste auch, was ihr Tat bewirken wird. Andererseits kann man aber auch nachvollziehen, welche Ängste sie ausstehen muss, wenn ihr Mann in einem Kriegsgebiet ist, aus dem er vielleicht nie mehr lebend zurückkehrt. Sonst würde es ihr wahrscheinlich genauso ergehen wie Natalie. Sehr gut hat mir gefallen, wie man ihren privaten Verlust mit diesem Fall verknüpft hat. Denn man merkt noch immer, wie sehr sie unter dem Tod ihres Mannes leidet. Ich hätte es ihr so gegönnt, dass sie die ein oder andere Geschichte über ihn hört, die ihr dabei hätte helfen können, um mit ihrem Schicksalsschlag besser zurechtzukommen. Deswegen finde es auch schade, dass sich kein Gespräch zwischen Natalie und Lauren entwickelt hat. Denn auch wenn Sharon Goodwin mal wieder einen guten Job gemacht hat und Verständnis für die Frau hatte, so wäre es doch für Natalie viel einfacher gewesen, sich in Laurens Gefühlswelt einzufinden.

Offenbar war ein Gespräch zwischen den beiden Frauen gar nicht nötig, denn Trevor hat sich an seinen Schwur bei der Hochzeit erinnert: In guten wie in schlechten Zeiten, sodass er seiner Frau in nächster Zeit beistehen wird. Ich gehe mal davon aus, dass die beiden sich nun aussprechen und einen Kompromiss finden werden, mit dem beide leben können.

In der Vergangenheit graben

Bereits in der letzten Folge lernten wir den Vater von Connor kennen, der alles andere als einen sympathischen Eindruck hinterließ. Dass uns gleich das nächste Familienmitglied der Rhodes präsentiert wird, hielt ich im ersten Moment für überstürzt. Immerhin gibt es noch einige Charaktere, über die wir noch gar nichts wissen. Nichtsdestotrotz hat mir die Einführung von Claire Rhodes zugesagt. Anders als Connor scheint Claire nämlich den Wunsch ihres Vaters entsprochen zu haben und leitet eins seiner Geschäfte. Ich bin mir sicher, dass Connors Entscheidung, Arzt zu werden, etwas mit dem schlechten Verhältnis zu seinem Vater zu tun hat. Anders als in meiner letzten Review vermutet, ist es gar nicht einfach, den Kontakt zu Cornelius einzuschränken. Nicht nur deswegen, weil Russell ein langjähriger Mitarbeiter ist, sondern weil Cornelius auch kurz nach der Einlieferung im Krankenhaus auftaucht. Diese Geste wirkt im ersten Moment so, als würde ihm etwas an Russell liegen, doch schon binnen einiger Sekunden muss man feststellen, dass seine Aufmerksamkeit eher Connor gilt. Dass diese alles andere als freundlich anzusehen ist, wird klar, nachdem er verlangt, für Russell einen anderen Arzt zu bekommen. Die Frage ist letztlich warum? Es hat sicherlich nichts damit zu tun, dass er seinen Sohn schützen will. Vielmehr macht Cornelius den Eindruck, als würde er seinem Sohn nichts zutrauen, immerhin ist er bis zum Betriebsrat vorgedrungen, um sein Anliegen durchsetzen zu können. Jedoch ist dies nicht der einzige Grund, weswegen Vater Rhodes mir unsympathisch ist. Es ist die Art, mit der er die Leute unter Druck setzt. Schön, dass Sharon nicht auf die Geldmasche hereingefallen ist und sich für ihre Ärzte eingesetzt hat. Das macht für mich eine gute Klinikchefin aus.

Ich denke, dass Connor genau diese Rückendeckung braucht, um ein besserer Mensch als sein Vater zu werden. Obwohl er dies in meinen Augen schon ist, da er ja nicht den Weg wie sein Vater und seine Schwester eingeschlagen und stattdessen Arzt geworden ist. Das soll nicht heißen, dass Claire genauso ist wie ihr Vater. Dem ist nämlich überhaupt nicht so. Man merkt aber, dass sie noch immer wütend auf ihren Bruder ist, der sie damals verlassen hat (wofür wir den genauen Grund sicherlich noch erfahren werden). Dennoch denke ich, dass sich die Wogen zwischen den Geschwistern wieder glätten werden, nicht zuletzt weil Connor für das Überleben von Russell verantwortlich gewesen ist und er sich für damals bei Claire entschuldigt hat.

Musikalische Versöhnung

Nachdem Dr. Will Halstead Natalie damit beleidigt hatte, eher wie eine schwangere Frau als wie eine Ärztin zu denken, herrscht bei den beiden Eiszeit. Absolut verständlich, denn oftmals tun Worte eben mehr weh als irgendwelche Taten. Dennoch hatte ich mir bereits in der letzten Folge gewünscht, dass Will einen Schritt auf seine Kollegin und Freundin zugeht. Mittlerweile bin ich aber froh, dass sich die Autoren für einen anderen Weg entschieden und die Versöhnung der beiden mit ihrem gemeinsamen Fall verbunden haben.

Auf mich macht Will ohnehin den Eindruck, als könnte er nicht gut damit umgehen, seine Fehler einzugestehen. Umso wichtiger fand ich diesen musikalischen Umweg. Zumal man auch gleich noch die Chance dazu ergriffen hat, uns den Charakter Natalie Manning etwas näher zu bringen. Dass sie zuerst Musikerin werden wollte, kam ihr in dem gemeinsamen Fall durchaus zugute. Ich denke, für die Patientin war es sehr wichtig, dass jemand zu ihr durchdringt und ihr zeigt, dass ein Hörverlust nicht das Ende der Karriere bedeutet. Dass das nicht Will sein wird, war mir spätestens dann klar, als er sie aufgebracht gewesen ist, als die junge Frau die Operation verweigert hat. Will ist einfach nicht der Typ, der sich auf die Patienten einlässt, sondern eher für die Operationen an sich zuständig ist. Ein wenig erinnert er mich dabei an Cristina Yang aus "Grey's Anatomy".

Ich habe zwar insgeheim gehofft, dass man bei der Operation vollen Erfolg gehabt hätte, allerdings wäre es nicht allzu realistisch gewesen. Umso realistischer fand ich dafür Natalies Argumentation, dass sich der Körper an die Bewegung und Melodie erinnert wird und sie dadurch selbst erkannt hat bzw. sich an ihre Freundschaft zu Will erinnert und ihm dann doch noch verziehen hat. Es wäre sicherlich auch sehr anstrengend für die Zuschauer gewesen, wenn es schon jetzt über längere Zeit ein angespanntes Verhältnis zwischen zwei Charakteren gibt, die man sowieso noch nicht so gut kennt, um sie genau einschätzen zu können.

Maggie, das Versuchskaninchen

Während man über die meisten Charaktere noch nicht viel weiß, scheint man Sarah Reese in eine gewisse Richtung lenken zu wollen. Nachdem sie kürzlich nicht erkannt hat, dass die ältere Dame offenbar an Alzheimer leidet, kann sie nun keinen Zugang legen. Normalerweise finde ich so etwas eher nervig, wenn jemand so unbeholfen ist. "Chicago Med" schafft es aber, den Handlungsstrang in eine positive Entwicklung zu lenken. Schon zu Beginn der Serie war mir Maggie sehr sympathisch und sie scheint die Mutter der Station zu sein. Kein Wunder, wenn sie Sarah unter ihre Fittiche nimmt und sich als Versuchskaninchen zur Verfügung stellt, damit das Mädchen eine bessere Ärztin wird und sich vor den anderen beweisen kann. Ich bin mal gespannt, ob man zwischen den beiden eine Freundschaft entwickeln wird, die auch außerhalb des Krankenhauses Bestand hat.

Fazit

Auch mit der dritten Folge schafft es "Chicago Med" das bisherige Niveau zu halten und einige Handlungsstränge mit Leichtigkeit weiter voranzutreiben. So erleben wir eine wunderbare Versöhnung zwischen Natalie und Will und man erfährt noch ein bisschen mehr über Connor, was diesen Charakter noch interessanter macht.

Daniela S. - myFanbase

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