Bewertung

Review: #9.21 Das Misstrauen wächst

Gähn! Ja, das ist leider ein wenig mein Eindruck zu dieser Episode. Es war ganz klassisch zu erkennen, dass es eine Episode kurz vor dem Staffelfinale ist, die viel vorbereitet, aber dabei selbst keinen sonderlich großen eigenen Mehrwert hat. Erst die Explosion ganz am Ende hat mich auch wieder aus der Trance gerissen. Natürlich sind solche Episoden wichtig, aber im Staffelverlauf gesehen sind sie klar die überflüssigsten.

Meine fehlende emotionale Bindung an diese Episode hat aber auch damit zu tun, was ich bereits in meiner Review zu #9.16 Closer angesprochen hatte. Javier Escano ist ein Bösewicht ohne richtiges Profil. Die Liste seiner Verbrechen ist lang und erschreckend, aber von dieser Persönlichkeit, die hinter solchen Taten stecken muss, ist einfach nichts zu merken. José Zúñiga in allen Ehren, aber schauspielerisch hat er das einfach nicht im Griff. Deswegen waren seine gemeinsamen Szenen mit Anna Avalos und Hank Voight in dieser Episode erneut sehr ausdrucklos. Deswegen funktioniert für mich wahrscheinlich auch alles Drumherum nicht so überzeugend, weil Escano keine Persönlichkeit ist, die die entsprechende Atmosphäre kreiert bekommt. Dennoch muss ich diesmal sagen, dass Annas innerer Kampf sehr gut rübergekommen ist. Ich konnte gut nachvollziehen, dass die nun schon mehrere Monate andauernde Tätigkeit als Informantin sie mürbe macht, zumal sie eben einen kleinen Sohn hat, dem sie nicht das geben kann, was er verdient hat, weil der Job alles an Energie auffrisst. Dennoch macht sie dies natürlich auch für ihn und dennoch ist ihr Sohn in einer entscheidenden Phase seiner Entwicklung und da bleibt schon hängen, wenn die Mama oft fehlt. Dazu kommt dann auch noch, dass Anna erfährt, dass es Escanos Initiationsritus mit der Vergewaltigung ist, dem sie selbst zum Opfer gefallen ist. Hier war Carmela Zumbados Schauspiel auch wirklich großartig. Auch wenn Escano nichts Bedrohliches ausstrahlt, SIE hat es so aussehen lassen, weswegen gerade die Szene, wo sie von ihm abgetastet wurde, Gänsehaut verursacht hat. Wie viel besser hätte also dieser Moment sein können, wenn ER noch entsprechend schauerlich gewirkt hätte?!

Escano und Hank zusammen wirkt leider nur wie aufgewärmter Kaffee. Über den Verlauf von "Chicago P.D." hinweg hat Hank sich schon mit einigen Gegnern rumschlagen müssen und wenn man daran nur denkt, dann fällt wieder auf, wie blass Escano doch auch ist. Er hat zwar auch so eine überzeugte Rede geschwungen, hat vor Selbstzufriedenheit regelrecht getrieft, aber dennoch entstand keine Chemie, wo ich mir dachte, das könnte ich mir noch ewig anschauen. Nun steht noch eine Episode aus für Escano und ich bezweifle, dass er das Ruder noch einmal rumreißen kann, aber ich finde es immerhin für das Finale an sich vielversprechend, dass er die Unit ausgetrickst bekommen hat. Wir wissen noch nicht genau, wie er das gemacht hat, aber es ist zumindest das erste Mal so ein Funken von Genie zu erkennen, den man nicht unterschätzen sollte. Zumal eine Bombe eben auch eine Botschaft ist, dass nicht gespielt wird.

Was die Beziehungen in dieser Staffel angeht, ist die von Anna zu Hank abseits von Hailey Upton und Jay Halstead sowie Kim Burgess und Adam Ruzek am stärksten aufgebaut und beleuchtet worden. Da war einiges an High- und Lowlights dabei, aber ich hoffe sehr, dass sich ein Highlight für das Staffelfinale aufgehoben wird, denn Hank war wieder so undurchdringlich in seiner Art, dass mir diesmal etwas gefehlt hat. Denn es war schon anstrengend, wie sehr er auf den Fall versessen ist, aber nicht auch an Annas Wohl denkt. Sie ist eine Informantin, es ist ihr Job, sie wird gutes Geld dafür bekommen und dennoch haben die beiden schon vor Ewigkeiten eine persönliche Ebene betreten und da muss er mehr ein Auge drauf haben, wie es seiner Informantin geht. Denn bereits vor dem Aspekt mit der Vergewaltigung war Anna am Kämpfen und sie hat das auch nie verheimlicht. Selbst Hailey und Jay haben Hank mehrmals darauf gestoßen und doch scheint es keine wirkliche Wirkung gehabt zu haben. Leider zeigt mir das insgesamt einmal mehr, dass Hank für die Serie einfach nicht mehr die Figur ist, mit der man noch auf einer überraschenden Ebene arbeiten kann. Hank ist Hank und wird es auch immer bleiben.

In einer Episode, die viel von Observation, Taktieren und Befragungen geprägt war, ist inhaltlich wirklich nicht immens viel passiert und doch hat das Tempo am Ende noch einmal unmerklich angezogen, denn spätestens mit Anna, die nun wusste, dass Escano ihr Leben unwiderruflich verändert hat und sich nicht mehr wie eine brave Informantin kontrollieren lässt, war klar, hier passiert noch was. Mit einer Explosion aus dem Truck, der angeblich voll von Drogen ist, habe ich dementsprechend nicht gerechnet. Nun scheint es Hailey heftiger erwischt zu haben. Für sie und Jay war es zuletzt doch sehr ruhig, weswegen es mich nicht wundern würde, wenn für sie im Finale vielleicht ein großer Moment ansteht. Jedenfalls hoffe ich nicht, dass auf ihren Ausstieg hingearbeitet wird, denn der käme ziemlich aus dem Nichts. Vielleicht sieht es auch nur schlimmer aus und ist dann doch mit einer Naht zu klären, wer weiß das schon, aber hier ist zumindest klar, der Teppich für ein spannendes Finale ist gerichtet und eins muss man "Chicago P.D." ja eh lassen: Staffelfinale, das können sie!

Fazit

Man könnte schnell urteilen: typische Episode vor dem Staffelfinale. Das wäre aber vielleicht etwas zu kurz gegriffen, denn die Mängel dieser Episode sind nicht nur eine Konsequenz dieses speziellen Drehbuches, sondern haben sich schon länger abgezeichnet, weil Javier Escano einfach ein langweiliger Gegner ist. Dennoch hoffe ich auf ein Finale, wo alles gut ausbalanciert ist und wo vielleicht die ein oder andere Überraschung wartet.

Lena Donth – myFanbase

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