Review: #11.07 Die Lebenden und die Toten
Nachdem mir das erste Mal seit langer Zeit eine Hank Voight-Episode richtig gut gefallen hat, bekommen wir gleich die nächste serviert. Ich fand es auf jeden Fall einen guten Ansatz, direkt nahtlos anzuknüpfen an die Suche nach dem Peiniger von Noah. So bleibt die Thematik bei den Zuschauer*innen präsent und das Dranbleiben wird unmittelbar belohnt.
Die Zutaten dieser Episode sind sehr ähnlich zu der davor. Justin Voight ist erneut omnipräsent, Hank kann durch Noah neu verarbeiten und wir erleben das Leid des jungen Mannes intensiv mit. Im Vergleich würde ich dennoch eher sagen, dass die letzte Episode rasanter und spannender war. Diese hier war langsamer und intensiver, was beides so seine Vorteile hat. Der Eindruck von langsam und intensiv ist auch entstanden, weil wir uns viel mit Noahs Trauma beschäftigen. So gesehen hat die Folge auch viele Parallelen zu #10.14 Gefangen sein aufgezeigt, wo Kim Burgess viele schlimme PTBS-Episoden hatte. Noah hat sehr ähnliches Leid durchgemacht und während über Tag Verdrängen die Methodik seiner Wahl ist, hat er nachts keine Chance, weil ihn die Dämonen dann einholen. Das Schauspiel von Bobby Hogan ist erneut hervorragend, weil er speziell die Momente, wo Noahs Körper vor seinem Verstand reagiert hat, sehr einnehmend gespielt hat. Zwar war es etwas wiederholend, wie wir ganz langsam von Aufbruch zu Aufbruch der Wahrheit näherkommen, aber dennoch ist es nicht langatmig, weil ich letztlich doch überrascht war, wie fix die Folge schon wieder vorbei war. Doch es sind Inhalte, wo sich Ereignisse gedehnt anfühlen, weil sie unter die Haut kriechen. Man wird an Momente erinnert, an die man sich gar nicht erinnern will oder man quält sich damit, wie man selbst damit umgehen würde, wäre man mal in einer solchen Position. Schon speziell diese Serienmomente.
Dazu haben wir eine neue Figur. Josephine Petrovic. Da Tracy Spiridakos bald die Segel streichen wird, wird diese Rolle ihren Platz einnehmen? Ich fand es in jedem Fall auffällig, dass sie so speziell eingeführt wurde. Schon die Aussage der Kollegin, die Hank zu Jo geführt hat, gibt den Eindruck einer Außenseiterin, die Methoden hat, mit denen nicht jeder umgehen kann. Einen Ruf hat sie sich auf jeden Fall erarbeitet. Auch wenn Jo für das CPD nicht offiziell als Profilerin tätig ist, aber sie war Hank dennoch ein Begriff. Das heißt, sie muss schon etwas geleistet haben. Das wird hier nicht näher ausgeführt, aber gerade das erhöht für mich auch die Wahrscheinlichkeit, dass man mehr mit ihr vor hat. Ihre Anwesenheit alleine hat schon dazu geführt, dass ich mehrfach an "Criminal Minds" denken musste. Das ist auch so eine Serie, an der sich die Geister scheiden, weil es vielen zu belastend und schrecklich vorkommt. Das kann ich gut nachvollziehen, aber bei mir hat immer das Argument das Unbehagen ausgestochen, dass ich auf der einen Seite die Psyche des Täters ergründe und auf der anderen Seite auch die Opfer. Diese Episode beschäftigt sich überwiegend mit dem Opfer. Jo reicht einige Überlegungen zu dem Täter an, aber angesichts des Endes verwundert es wenig, dass der Täter noch seine eigene Episode bekommen wird. Hier also Noah pur und speziell die Szene auf der Bank vor der Musikschule der Kirche war so typisch, wie man mit Sinnesreizungen Erinnerungen einfängt und gleichzeitig dem Opfer einen gewissen Kokon von Sicherheit gibt. "Chicago P.D." hat schon immer mal wieder Profiler angesprochen, wahlweise auch in einer konkreten Person eingebunden, aber konsequent war das nicht. Von daher wäre für mich Jo ein guter Impuls, wenn ich dann auch an Julian Mitchell denke, der damit auf eine Art eine Ergänzung zu ihr wäre, wer weiß. Vielleicht stellt man sich hier für die frisch bestellte 12. Staffel neu auf.
Nun nochmal zurück zu Hank und Noah und generell dem Fall. Ich fand es eine heftige Enthüllung, dass der Täter es immer auf Paare abgesehen hat. Zuerst die Schwestern, dann Noah und eben sein Gegenpart. Davon war bis dato gar nichts zu ahnen gewesen und es war wirklich schrecklich, dem Bericht zu lauschen, wer mit Noah gefoltert wurde und wie es letztlich ausgegangen ist. Der Fall ist schon eine echt heftige Nummer in all seinen Nuancen. Weswegen ich jetzt auch schon hoffe, dass der letztliche Täter auch wirklich dazu passt. Das ist bislang so intensiv schon aufgebaut worden, da erwarte ich dann auch eine persönliche Begegnung, die mir Schauer über den Rücken jagt. Je länger die Episode dauerte und je mehr deutlich wurde, der Richter ist es nicht, desto wahrscheinlicher war, dass noch etwas Schlimmes passiert. Aber dieses Ende. Es war herzzerbrechend. Zuerst dieser Anruf und dass Noah partout die Möglichkeit nicht zulassen konnte, dass er in eine Falle läuft, weil die Möglichkeit, dass Paul noch lebt, zu hoffnungsfroh war. Gerade eben vor dem Hintergrund, wie Noah ausgeschlossen worden ist und was er dadurch in Paul gefunden hat. Als dann aber die Suche begann und Hank nur auf den See blickte, da war alles klar. Das war dann einer dieser Enden, wo alles total entsetzlich zusammenkommt. Da fällt es dann völlig schwer sich einzureden, dass Noah und Paul jetzt wieder vereint sind, denn so etwas sollte es nicht geben.
Was bedeutet dieser Rückschlag jetzt für Hank? Ich fand es sehr interessant, dass er gegenüber Nina Chapman auch so Andeutungen machte, die mich haben hellhörig werden lassen. Hank ist sehr oft die Taktik von Noah gefahren, hat also alles verdrängt und immer weitergemacht. Aber er hat eigentlich ausgesprochen, dass er den Weg bei Noah für falsch hält und ich hatte wie gesagt auch den Eindruck, dass er durch diese Ermittlung viel zu Justin verarbeiten konnte. Deswegen war seine Aussage zu Noahs Trauma kein Fall von, ich gebe kluge Ratschläge, aber befolge sie selber nicht, sondern er war gerade selbst an dem Punkt, die Vorteile zu entdecken. Ich fand es auch eine wichtige Aussage, dass Hank sich lange schwer getan hat, Justins Leid zu verdrängen, weil es er es nicht ertragen konnte, aber dann auch erkannt hat, dass er es dadurch auch zu wenig ehrt. Das klingt jetzt etwas seltsam, aber ich habe genau verstanden, was Hank meinte, denn Justin hat gelitten und das nicht klar auszusprechen, nimmt etwas davon. Aber egal, wer wie verarbeitet, Hank hat sich emotional sehr schnell an Noah gebunden und auch wenn er fast schon unerträglich ruhig wirkte, aber ich denke, der Serienkiller hat jetzt wirklich ein Problem. Ja, ich bin aktuell gespannt, was sie für Hank vor haben.
Fazit
Es ist so selten, dass "Chicago P.D." unmittelbar an dem letzten losen Ende ansetzt, aber hier wird es gemacht und es geht voll auf. Uns wird aktuell ein schweres emotionales Paket angeboten, das aber gut durchdacht ist und das tief bewegt, vielleicht sogar gerade weil es gerade um Hank Voight geht. Diese Episode war leicht schwächer als die vorherige, weil sie ruhiger und andere Seiten hatten, aber insgesamt ergibt sich ein bockstarkes Bild.
Lena Donth – myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: The Living and the DeadErstausstrahlung (US): 20.03.2024
Erstausstrahlung (DE): kein Termin
Regie: Chad Saxton
Drehbuch: Gwen Sigan & Gavin Harris
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