Bewertung

Review: #2.05 Der Club der Hundertjährigen

Foto: Donald Glover, Community - Copyright: Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved
Donald Glover, Community
© Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved

Wie verhält man sich in einer Welt, in der einen keiner zu verstehen scheint und in der man mit seinen Ansichten alleine da steht? Das ist sicherlich eine Frage, der sich viele während ihrer Collegezeit stellen müssen, seien es junge Erwachsene, die ihren Weg finden wollen, oder die etwas älteren Generationen, die versuchen müssen, mit dem ständig wandelnden Zeitgeist klarzukommen. Letzere werden in "Community" von Pierce und Shirley repräsentiert, den zwei ältesten Mitgliedern der Lerngruppe, und gleichzeitig auch diejenigen, die bisher noch am wenigsten profiliert werden konnten, da sie die geringste Screentime hatten. Diese bekommen Pierce und Shirley nun mit #2.05 Messianic Myths and Ancient People, eine Episode, die zugleich sehr witzig, aber auch sehr skurril ist.

Beginnen wir mit Shirley. Als Mutter von zwei Kindern und überzeugte Christin ist sie in einer Gruppe aus jungen Studenten in vielerlei Hinsicht eine Außenseiterin. Gerade mit ihrem Glauben findet sie bei niemandem wirklich Anklang. Dass sie sich nun mit Abed zusammentut, um ein Jesus-Video zu drehen, ist eine herrliche Idee, da hier einerseits eine Art interreligiöser Diskurs stattfindet (Abed ist Muslime) und andererseits wieder eine Basis für Abeds Filmvernarrtheit geschaffen wird. Nur "Community" kann eine derart absurde Storyline bringen, in der Religion und Filmemachen irgendwie verbunden werden zu einer Geschichte, in der Abed als Jesus auftritt, der einen Film über einen Film macht, der im Prinzip überhaupt keinen Sinn macht ("I heard it's the same movie backward and forward!" – "I heard the deleted scenes are the scenes and the scenes are the deleted scenes!"). Abed mit wallendem Jesus-Haar ist einfach nur zum Schießen und Danny Pudi macht seinen Job hier wieder einmal richtig gut. Gleiches gilt für Yvette Nicole Brown, die endlich zeigen durfte, was sie draufhat.

Shirley weiß sich am Ende nicht mehr anders zu helfen, als Abeds Filmproduktion mit polizeilicher Hilfe zu stoppen, damit der in ihren Augen blasphemische Film nicht gedreht wird. Man kann Shirley verstehen, wie sie hier ihre Überzeugungen zu verteidigen versucht und am Ende hilflos ist, da sich niemand auf ihre Seite stellen will – und so greift sie in einer mit epischer Chormusik unterlegten Szene zum Baseballschläger und zerstört das Set. Eine enorm amüsante Szene, die Shirley endlich mal nicht mit einem netten "That's nice!" auf den Lippen zeigt, sondern als wahren Berserker.

Noch besser als Shirleys und Abeds Storyline ist aber eigentlich die von Pierce. Dieser sucht Gesellschaft unter seinesgleichen und findet in Leonard und Co. überraschenderweise Freunde, die über seine Witze lachen und ihn nicht ständig bevormunden oder bemuttern so wie es in der Lerngruppe der Fall ist. Es ist einfach zum Kaputtlachen, wie die vier Alten die Vorteile ihres Altseins ausspielen, sei es mit Alkohol auf dem Schulgelände ("If you get caught with it, just say it's your 90th birthday and suddenly, it's adorable!") oder gegenüber Pelton bei der Pokerrunde ("What year is it?"). Wie sie dann auch noch Peltons Auto stehlen und die Fahrt in einem Laternenpfahl endet, als Richard tatsächlich sein Gedächtnis verliert, setzt der ganzen Storyline noch die Krone auf. Es ist großartig, Pierce auch mal unter Gleichgesinnten zu sehen, in einer Gruppe, in der er verstanden wird, der er aber letztlich doch nicht wirklich angehört. Denn am Ende ist es Jeff, den er als Notfallkontakt angegeben hat, und der ihn von der Polizeistelle abholt.

Was die Episode letztlich so gut macht, ist, wie trotz oder gerade wegen all dieser verschrobenen Stories die Charaktere am Ende näher zusammenrücken. Shirley zerstört den Jesus-Film nicht unbedingt deswegen, weil sie für ihre Überzeugungen kämpfen will, sondern weil sie Abed helfen will. Und Abed wiederum macht das Jesus-Video für Shirleys Gemeinde, um ihr zu helfen. Wie sich die zwei am Ende bei der Hand halten, ist eine wunderbar aufrichtige und rührende Szene, die für die Entwicklungen beider Charaktere steht, die über ihre Schatten springen konnten, um sich gegenseitig zu helfen. Denn egal wie unterschiedlich ihre Ansichten sind, die Freundschaft ist es, die zählt. Für diese äußerst kuriose, aber sehr unterhaltsame Folge, die sich endlich für Pierce und Shirley Zeit nimmt, gibt es daher 8 von 9 Punkten.

Maria Gruber - myFanbase

Die Serie "Community" ansehen:


Vorherige Review:
#2.04 Greendale, wir haben ein Problem
Alle ReviewsNächste Review:
#2.06 Zombie-Alarm!

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "Community" über die Folge #2.05 Der Club der Hundertjährigen diskutieren.