Review: #2.22 Das Greendale-Baby

Mit #2.22 Applied Anthropology and Culinary Arts gelingt es den Machern von "Community", eine der unberechenbarsten Folgen zu produzieren, die ich wahrscheinlich je in meinem Leben gesehen habe. Was als Anthropologie-Kurs beginnt mündet völlig unerwartet in die Geburt von Shirleys Baby plus einer Mikrostudie über Troys und Abeds Abklatsch-Ritual, einer Beweisprobe für Britta, einem Glanzmoment für Chang sowie viel Stress für Dekan Pelton. Diese Episode ist so vollgepackt mit Subplots, Charaktermomenten und Kuriositäten, dass man fast das Gefühl bekommt, dass die Autoren sich hier ein wenig übernommen haben.

Nichtsdestotrotz kann diese Episode in ihrem Unterhaltungswert und ihren Entwicklungen überzeugen, auch wenn es ein wenig zu viel des Guten ist. Die Geburt von Shirleys Baby kommt für den Zuschauer genauso unerwartet wie für die werdende Mutter selbst, die sich mit dem wahnwitzigen Albtraum konfrontiert sieht, ihr Kind in einem Klassenzimmer unter Anwesenheit von Chang auf die Welt zu bringen. Doch mithilfe ihrer Freunde, die sich mal besser (Abed) und mal schlechter (Britta) in dieser Extremsituation zurechtfinden, kann Shirley ihre berechtigte Panik unter Kontrolle bringen und im letzten Moment vor der Geburt des Babys sogar Frieden mit Chang schließen. Die Geburt des Kindes ist somit ein doppelt wichtiger Moment für Shirley, die einerseits zum dritten Mal Mutter wird, andererseits über ihren eigenen Schatten springen und sich mit Chang versöhnen kann. Für Chang bietet dieser Moment ebenfalls die Chance, mal positiv hervorzustechen, und diese nutzt er auch, indem er Shirley ganz wunderbar zur Seite steht und Andre zur Vaterschaft gratuliert. Dass Shirleys und Andres Sohn jetzt Ben Bennett heißt, ist natürlich einfach nur herrlich.

Doch auch für Britta liefert die Geburt des Kindes einen Anlass, sich zu beweisen. Wie immer ist es zum Schreien komisch, wie sie ihren vorgegebenen Idealen selbst widerspricht in dem Versuch, möglichst moralisch-ethisch korrekt zu sein. Dabei gerät sie natürlich immer wieder mit Jeff aneinander, was in großartigen Dialogkämpfen ausartet. Dass sich hinter ihrer emanzipierten Fassade letztlich tiefe Unsicherheit verbirgt, nämlich die, als Mutter nicht geeignet zu sein, entgeht Jeff aber nicht und so ist er es, der Britta Mut macht und sie dazu befähigt, Shirleys Kind auf die Welt zu bringen. Wunderbar, wie der Zusammenhalt der Gruppe die einzelnen Mitglieder zu besseren Menschen macht, die sich gegenseitig helfen und füreinander da sind.

Die einzige Ausnahme ist hier natürlich Pierce, der Troy und Abeds Abklatsch-Ritual satt hat und es deswegen von innen zerstören will. Er korrumpiert ihr Ritual, indem er sich einkauft und so die besondere Magie des Abklatschens zerstört. Dass dieser Subplot gerade im Angesicht von Shirleys Geburt sehr kurios ist, steht völlig außer Frage, doch irgendwie sorgt er dennoch für einige Lacher – gerade wenn Donald Glover sein unnachahmliches Weinen anbringt, als er mit Pierce abklatschen muss, obwohl er gar nicht will, hat man schon die Berechtigung für diesen Subplot gefunden. Glover ist schlichtweg genial.

Gleichermaßen genial ist natürlich auch wieder John Oliver aka Prof. Duncan, dem wahrscheinlich inkompetentesten Professor der Welt, dessen Unterricht darin besteht, sich gegenseitig zuzuprosten. Göttlich. Ebenfalls sehr amüsant ist Dekan Pelton, der – als ob all die anderen Storylines nicht schon genug wären – einen Reporter vom Dean-Magazine (!) dabei hat, der die gesamte absurde Szenerie als Außenstehender beobachtet und damit quasi den unverständlichen Zuschauer repräsentiert, der "Community" und seinen Humor nicht so ganz kapiert. Wer mit diesem Humor jedoch etwas anfangen kann – und da zähle ich mich zweifellos dazu –, der wird sich bei dieser Folge wieder köstlich amüsiert haben – und froh sein, dass es keinen weiteren Nachkömmling der Chang-Dynastie gegeben hat.

Maria Gruber - myFanbase

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