Bewertung

Review: #6.01 Leitern

Foto: Gillian Jacobs, Alison Brie & Joel McHale, Community - Copyright: Yahoo/Sony Pictures Television
Gillian Jacobs, Alison Brie & Joel McHale, Community
© Yahoo/Sony Pictures Television

Die Auferstehung von den Toten ist im TV gerade der letzte Schrei: "The Walking Dead" und dessen Zombies sind die meistgesehene fiktionale Serie im US-Fernsehen, die wiederbelebten Menschen aus dem französischen "Les Revenants" haben zahlreiche Nachahmer und mittlerweile auch ein nahezu gleiches US-Remake hervorgebracht. Dazu kommen all die Vampire und weiteren Inkarnationen, die gerade die Serienwelt beleben. Man kann also schlecht abstreiten, dass es sich hier um einen ganz heißen Trend handelt.

Und irgendwie gehört auch "Community" zu den lebenden Toten, ist die Serie der Absetzung doch mittlerweile zum mindestens zweiten Mal von der Schippe gesprungen. Die Fans mussten sich immer wieder daran gewöhnen, gerade nachdem sie sich von "Community" verabschiedeten, dieses doch wieder mit am imaginären Essenstisch sitzen zu haben. Schließlich haben auch wir hier bei myFanbase bereits das Ableben von "Community" ausführlich zelebriert, uns gebührend verabschiedet und damit auch versucht, die Serie hinter uns zu lassen. Als dann aber die Nachricht kam, dass Yahoo ihr wieder einmal neues Leben einhauchen würde, wusste unsereins nicht so recht, ob man sich nun wirklich freuen kann. Ebenso wie die Überlebenden in "Les Revenants" die Rückkehr ihrer tot geglaubten Angehörigen nicht nur mit Freude, sondern vor allem mit Verstörung aufgenommen haben (an dieser Stelle eine kurze Entschuldigung an meine Leser, wie man unschwer erkennen kann, ist die Schreiberin dieser Zeilen gerade ziemlich fasziniert von der französischen Dramaserie), fällt es unsereins schwer, sich nun wieder völlig unbefangen auf "Community" einzulassen.

So habe ich dem Beginn der 6. Staffel durchaus mit gemischten Gefühlen entgegengesehen, denn die vielen Abschiede von "Commuity" haben mir auch klar gemacht, dass mir mittlerweile die enge emotionale Bindung zu den Figuren abhanden gekommen ist. Spätestens mit dem Ende der Troy/Abed-Freundschaft, bedingt durch Donald Glovers Ausstieg, ging für mich hier der letzte Ankerpunkt verloren, der noch große Gefühle auslösen konnte. Dazu kommt die Tatsache, dass ich persönlich Shirleys Weggang enorm schade finde, nicht nur aus den ausgerechnet von Chang angesprochenen Diversitätsgründen des Hauptcasts. Yvette Nicole Brown wurde zwar leider nie wirklich voll gefordert von "Community", aber sie verkörperte doch eine Normalität innerhalb der Greendale-Dynamik, mit der ich mich persönlich noch am besten identifizieren konnte. Früher einmal erfüllten auch Annie und Britta diese Funktion, aber erstere wurde schon seit Jahren von den Machern nicht mehr vernünftig charakterisiert (von kurzen Momenten, in denen die reale Annie am Anfang der letzten Staffel durchblitzen konnte, mal abgesehen), und bei Gillian Jacobs bin ich einfach überzeugt davon, dass sie in neuen Projekten bessere Chancen hat, ihr enormes Talent zu verwirklichen.

Glücklicherweise hat diese erste Episode der neuen Ära in Sachen "Community", die vor allem dazu diente, die Figur der von Paget Brewster verkörperten Frankie einzuführen, halbwegs funktioniert. Es war zwar keine Episode, von der ich hinterher sagen würde, jetzt bin ich wieder glühende "Community"-Verehrerin, aber sie hat durchaus gut unterhalten. Besonders die zweite Episodenhälfte hat mir dann auch das ein oder andere Lächeln aufs Gesicht gezaubert (der Running Gag zum Thema Montagen hat es mir da besonders angetan), auch wenn das schallende Gelächter bisher noch ausblieb. Nichtsdestotrotz war besonders der Einstieg in meinen Augen zu sehr mit der Brechstange darum bemüht, die Wirren hinter der Kamera zu zitieren und zu parodieren. Ja, die Meta-Ebene gehört in "Community" dazu. Aber ich muss zugeben, ich bin gegen diese, wenn sie nicht auf eine kreative und vor allem neue Art und Weise genutzt wird, mittlerweile ziemlich abgestumpft.

So kreativ und meta wie dann eben die Szene nach dem eigentlichen Ende war, in der wir einen Blick auf das "Shirley"-Spin-Off zu "Community" werfen konnten, über das ich mich wohl insgesamt am meisten amüsiert habe. Ich werde Shirley jedenfalls sehr vermissen, auch wenn ihr Fernbleiben wohl die Dynamik der Serie weniger belasten wird als Troys Weggang.

Frankie als deren Ersatz hat hier eine ordentliche und sehr ausführliche Einführung erhalten, wobei ich noch nicht so richtig weiß, wie sie auf lange Sicht innerhalb der Restgruppe funktionieren wird. Dass ihre ach so vernünftige und realistische Art im Greendale-Setting bei einem richtigen Vorstellungsgespräch dann aber ebenso irre erscheint, wie wir es von unseren Greendale-Konsorten gewöhnt sind, war dann allerdings eine clevere Idee, die mir doch ein wenig Hoffnung auf die Zukunft macht.

Alles in allem bietet diese erste Episode der sechsten Staffel einen soliden Start in ein neues Zeitalter, nichts Aufregendes und auch nichts weltbewegend Neues, aber auch keine totale Katastrophe. Ich befürchte zwar insgesamt, dass sich die Serie schwer damit tun wird, zumindest für mich ganz persönlich, sich aus diesem "ganz nett"-Tal herauszubewegen, doch für nette 25 Minuten pro Woche dürfte sie sicher auch weiterhin sorgen.

Cindy Scholz - myFanbase

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