Bewertung

Review: #1.09 A Spy in the House of Love

Whoa... na das war doch mal was. Eigentlich hatte ich nicht wirklich dran geglaubt, dass diese Staffel von "Dollhouse" noch auf ein wirklich sehr gutes Niveau kommt – ich dachte viel besser als #1.06 Man on the Street und #1.07 Echoes dürfte es eigentlich nicht werden – sondern dass das hier alles so ein wenig vor sich hindümpeln wird und wir uns nach zwölf (oder sind es nun doch dreizehn?) Folgen von dem ganzen Experiment verabschieden können. Tja, falsch gedacht, endlich mal wirkliches neun Sterne Niveau, zwar nicht unbedingt die absolute Crème de la Crème, aber vor den richtig guten Serien dieses Jahres muss die Folge keineswegs schreiend davonrennen.... ein geordneter Rückzug im Schritttempo wäre vielleicht angemessen, aber mehr nicht.

Aus den Augen der Ahnungslosen

Nach dem "Teaser" diese Woche (also wirklich Teaser kann man es ja auch nicht mehr nennen, wenn man fast ein Viertel der gesamte Folge einfach vor den Vorspann packt) war ich erst ein wenig perplex. Irgendwie zusammenhangslose Szenen einfach aneinandergereiht (ein wenig wie dieser Satz, der ganz ohne Prädikat auskommt!). Okay, es gab einen schönen Einblick in die Zweifel von Dr. Saunders und Langton aber ansonsten...

Und dann fiel mir auf: hey, das ist ja eigentlich mal wirklich gut gemacht, denn es war erstmals eine längere Sequenz, in der wir die Welt aus Echos Augen sehen. Zusammenhangslose Ereignisse – halbe Informationen – keine Anker oder Verbindungspunkte.. Das Ganze hatte auf mich im Wesentlichen drei Wirkungen. Erstens: es führte mir noch einmal vor Augen mit wie vielen (teilweise überflüssigen oder einfach sich ständig wiederholenden) Informationen wir eigentlich in dieser Serie beschossen werden; nichts zum knobeln, nichts Mysteriöses – hach Folgen in denen wir einfach mal überlegen müssten, warum was wie ist, wären schön. Gut, genug auf das tote Pferd eingeschlagen – Zweitens: Zum ersten Mal entstand so was wie eine (hauchdünne, ich gebe es zu) Möglichkeit der Identifikation mit der Protagonistin; ständig wechselnde Persönlichkeiten, die fast schon lähmende Blödheit der Dolls im "gereinigten" Zustand oder einfach erschreckende schauspielerische Leistungen (ich muss sagen, Dushkus Perfomances gehen mir schon seit einigen Wochen nicht mehr so richtig auf die Nerven...) hatten mich bislang davon abgehalten irgendwelche Gefühle für Caroline/Echo aufzubauen (ähnlich wie zu Anfang von "Fringe" – aber inzwischen (also nach so knapp 15 Folgen (hach ich liebe Doppelt- und Dreifachklammern, ihr nicht auch?)) habe ich Olivia in all ihrer anfänglichen Unsympathischheit fast ein wenig ins Herz geschlossen). Ach, und Drittens: mir ist erstmals aufgefallen wie offen das ganze Haus eigentlich ist – die Dolls laufen da einfach so rum, kriegen ein wenig von allem mit, jeder kann jederzeit überall ran und es stört einfach niemanden! Ein wenig sinnfrei – man fragt sich fast schon wie es sein kann, dass die nur ein-, zweimal ernsthafte Sicherheitsprobleme hatten. Logiklücken bleiben also in der Konstruktion der Serie weiterhin ein treuer Diener der Geschichtenerzähler.

Imprint: November

(Die Folge war eigentlich sehr übersichtlich gegliedert, fast als hätte das jemand so eingerichtet, dass man da ohne viel Aufwand eine Review drüber schreiben könnte... ich frage mich nur ob es schlechter oder noch besser gewesen wäre, hätte man all die Entwicklungen einfach quer durcheinandergeworfen. Aber ich nehme jetzt mal an, dass es schlechter gewesen wäre, weil mir erst im Verlauf dieser Review wirklich auffällt wie sie eigentlich mit Entwicklungen und Informationen überquillt. Also, was ich eigentlich sagen wollte: ich klaue mal die Struktur der Folge 1:1.)

Ah, eine wunderbare Szene zwischen dem "Trojaner"-Imprint und Paul Ballard in dem ihm auch noch der letzte Boden unter den Füßen weggezogen wird und man ihm fast ansieht, wie er noch ein bisschen verrückter wird. Irgendwie machte er ja schon als Mellie zurückkam nicht den geordnetsten Eindruck, aber ich nehme mal an, dass ihm das wirklich den Rest gegeben haben dürfte. Zumal sie ihm ja vorher noch erklärt hatte, dass sie dafür zurückgekommen sei, um ihm ein wenig Halt und Kontakt zur Realität zu geben. Jep, schön... ich musste fast ein wenig aus Gemeinheit lachen (ja, manchmal freue ich mich einfach ein wenig über das Leid mir unsympathischer, fiktionaler Charaktere, hört auf, mich als schlechten Menschen zu verurteilen!). Mal sehen wie lange er das Spielchen aufrecht halten kann (besonders da ihm das ja seiner moralischen Überlegen gegenüber den Dollhouse-Kunden beraubt, da er ja auch einen ahnungslosen Menschen zu seinem Vorteil ausbeutet).

Imprint: Sierra

Joa, okay... ein bisschen Action musste wohl auch sein – immerhin bekommen wir hier mit, dass der Maulwurf der NSA dient. Wenngleich uns ja später offenbart wird, dass es eigentlich nicht der Maulwurf sein kann, der Ballard mit Infos versorgt, da er ja von sich behauptet mit dem Schutz des Dollhouses beauftragt worden zu sein und Ballard gar davon abgehalten zu haben das Dollhouse zu finden. Ich glaub ich nehme diesen Punkt gleich mal dem Ende vorweg, weil ich sonst in diesem Abschnitt nichts zu schreiben hätte: Was eigentlich wie ein riesiges, monströs-gigantomanisches Loophole scheint hat in Wirklichkeit eine gewisse Logik (vielleicht nicht zwingend menschliche Logik, aber immerhin eine...): Der Schutz dieser Technik vor dem Untergang oder dem Auffliegen, sowie das Überwachen des Ganzen durch eingeschleuste Agenten zum Zweck des Kontrollierens und Einschreitens in Notsituationen zum Verhindern des In-die-falschen-Hände-Fallens (wow, dreizehn Nomen in nur einem Satz, ich komme mir fast vor wie der Typ, der meinen Mietvertrag geschrieben hat!) ist für mich sogar nochvollziehbar. Es ist vielleicht nicht gerade naheliegend, aber welche Serie kann schon mit naheliegenden, logischen Erklärungen aufwarten und gleichzeitig unterhaltsam sein?

Imprint: Victor

Das Meisterstück dieser Folge. Egal wer der Maulwurf ist (obwohl die Auflösung für mich doch auch etwas unerwartet kam!), die Offenbarung der ständigen "Lonely Hearts"-Missionen von Victor war der absolute Burner... (darf man dieses Wort eigentlich benutzen, wenn man sich nicht mit nur einem Buchstaben und einem Satzzeichen ansprechen lässt?) Sie wurde über mehrere Folgen als nebensächliche Seiteninfo aufgebaut und dann kam diese Auflösung. Ich war wirklich von den Socken. Das Beste an dem Ganzen war aber die Aussage DeWitts dazu, die ihre Klienten als erbärmlich bezeichnet. Jep, es zu schaffen mit nur einem Wort seinen Job (inklusive Kundschaft) und sich selbst dermaßen tiefgreifend zu verachten, ist wirklich eine Leistung, die nicht viele hervorbringen. Ob ihr Gefühlsausbruch aus diesem Selbsthass oder der Enttäuschung über den Verrat ihres engsten Vertrauten entsteht, vermochte ich jetzt nicht zu beurteilen, aber darum geht es auch nicht wirklich. Zum ersten Mal zeigen sich hier so was wie Schichten. Schade, dass es bis jetzt gedauert hat, umso besser, dass es uns so präsentiert wird. Genau diese paar Minuten sind es auch, die diese Folge für mich am Rest der Staffel vorbeikatapultieren.

(Eine kurze Anmerkung noch: ich habe fast den ganzen Tag gerätselt, woher ich eigentlich die Schauspielerin kenne, die Victors Handlerin verkörpert... tja, hätte ich mal gleich in der Episodenbeschreibung nachgelesen, wo unsere Teamleiterin natürlich schon fleißig alle Nebendarsteller eingetragen hat! Danke...)

Imprint: Echo

Im wunderbaren Forum dieser absolut grandiosen Seite (sie zwingen mich dazu, so was zu sagen, helft mir, ich werde gefangen gehalten!) habe ich schon ein paar mal die Äußerung gelesen, dass die Folge umso besser sei, je weniger man von Echo/Dushku sieht. Und hier haben wir ja eigentlich wieder eine Folge, in der ihr Gesicht knapp die Hälfte der Zeit gar nicht auftaucht. Dass dann noch dazu kommt, dass ihre Geschichte eigentlich auch die unüberzeugendste ist (wenngleich natürlich hier das große Maulwurfrätsel aufgeklärt wird), fragt man sich eigentlich wirklich, warum man die Serie nicht gleich um Sierra herum aufgezogen hat (ich bin einfach ein großer Fan von Sierra – Lachman ist in meinen Augen einfach viel, viel, viel wandelbarer und gleichzeitig nehme ich ihr ihre Charas und Auftritte auch wesentlich mehr ab als Dushku).

Aber gut: Die Auflösung der Maulwurfsgeschichte war natürlich wirklich überraschend (oder bin ich einfach schwer von Begriff und alle anderen waren nicht überrascht?) und auch dann – im klassischen Showdown – auch angemessen umgesetzt. Viel besser aber, dass Echo selbst (aus sich heraus) das Dollhouse rettet – quasi ihr eigenes Gefängnis erhalten hilft – und das obwohl sie noch in der vorherigen Folge den ganzen Laden aufgelöst hatte und das als Vollendung ihrer inneren Bedürfnisse dargestellt wurde. Dass DeWitt sie mit dieser Menge an bewusster Entscheidungskraft und Erinnerungsvermögen herumlaufen lässt, ist natürlich (eigentlich brauche ich es inzwischen nicht immer wieder sagen) etwas, das sie und das ganze Dollhouse irgendwann kräftig in den Hintern beißen könnte.

Auch eine schöne Szene (wenn auch etwas Vaterfigurklischeelastig): Als Echo einen neuen Handler kriegt, legt sie ihren "Schwur" trotzdem irgendwie weiterhin auf Langton ab. Dass er an ihr hängt, war ja vorher schon klar (und wir wurden, hallo Zaunpfahl, schön dich wiederzusehen, natürlich auch wieder daran erinnert), aber dass sie bewusst an ihm hängt, ist erstmals wirklich aufgefallen.

Jep und uns wurde das (zweit-)größte Geheimnis der Serie bislang verraten: The Attic ist eine Festplatte. Sowas hatte ich mir schon gedacht (also das komplette Löschen des Menschen) und war dann auch dementsprechend enttäuscht und erfreut gleichzeitig. Enttäuscht, weil es schon so früh verraten wurde und natürlich irgendwie viel zu naheliegend war – erfreut, weil es natürlich einfach eine herrliche Szene war, die zeigt, dass nicht alles im Dollhouse so friedlich und gesittet zugeht wie der Umgang mit den Dolls, sondern dass auch rabiate Methoden zum Einsatz kommen.

Fazit

Zweifellos die beste Folge der jungen Serie, die nicht nur vor Handlungssträngen und Informationen überquillt, sondern diese auch noch gut umsetzt.

Wie gesagt: für mich das Beste bis hierher. Viel Info, viel zum selbst nachdenken, wirklich gute Handlungsstränge und Entwicklungen, keine lähmende PotW, die zusammenhangslos im Raum hängt und mich meiner kostbaren Zeit beraubt, ohne mir dafür auch nur das geringste im Gegenzug zu bieten – was will man mehr? Wirklich sehr, sehr gut. Schön auch, dass alle – okay, außer Topher – am Dollhouse, seinem Sinn und seinen Methoden zweifeln. Wer nun der Maulwurf ist, der Ballard die Infos zuschiebt und wie lange der Hügel noch untertunnelt werden kann, bevor er einfach zusammensackt, bleibt abzuwarten. Aber ein wirklich guter Weg, um sich in eine (etwas längere) Pause zu verabschieden!

Martin Schultze - myFanbase

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