Die besten Darsteller 2010
Andreas K. meint:
#1 Tahar Rahim als Malik El Djebena ("Ein Prophet")
Die große Faszination, die das französische Kriminaldrama "Ein Prophet" ausmacht, geht von Hauptfigur Malik El Djebena aus. Anfangs noch ein jugendlicher Außenseiter, naiv und unsicher, entwickelt er sich während des Filmes zu einem kaltblütigen und selbstbewussten Killer. Diese Wandlung portraitiert der bis zu diesem Zeitpunkt auch in Frankreich unbekannte und unerfahrene Tahar Rahim nicht nur mit seiner erfrischenden Art, ihm gelingt es zudem, sich selbst so zurückzunehmen, dass Malik nur umso mysteriöser und undurchsichtiger wirkt. Das, was Tahar Rahim hier zweieinhalb Stunden lang, in denen er ohne Verschnaufpause im Fokus steht, abliefert, ist nicht weniger als eine Offenbarung.
#2 Nicolas Cage als Terence McDonagh ("Bad Lieutenant – Cop ohne Gewissen")
Die Rollenauswahl von Nicolas Cage richtet sich anscheinend weiterhin danach, viel Geld zu verdienen, um sich teure Hobbys zu leisten. Dass er auch anders kann, bewies er in Wolfgang Herzogs "Bad Lieutenant – Cop ohne Gewissen". Betrieb Cage in der Vergangenheit sonst immer Overacting oder reduzierte seine Mimik unmotiviert auf das Grundlegendste, kitzelte der Deutsche Herzog alles aus ihm raus und gab dem Wahnsinn einen Namen: Terence McDonagh, ein korrupter Cop mit gequältem Gesicht und gebeugtem Rücken. Seit "Leaving Las Vegas" war Cage nicht mehr so gut wie in dieser beispiellosen One-Man-Show – und dafür bekam er damals einen Oscar.
#3 Édgar Ramírez als Ilich Ramírez Sánchez ("Carlos - Der Schakal")
Sage und schreibe fünfeinhalb Stunden lang einen höchst ambivalenten Terroristen in praktisch jeder Szene zu mimen ist alles andere als einfach. Doch damit nicht genug, der Venezolaner Édgar Ramirez spielt auch einen Ilich Ramírez Sánchez alias "Carlos" im gleichnamigen Film, der sich mit der Zeit charakterlich und äußerlich stark verändert. Angefangen beim von Idealismus und Tatendrang nur so strotzenden Jüngling bis zum heimatlosen und frustrierten Egomanen mit den ersten grauen Haaren und Bauchansatz, spielt Ramirez so, als gäbe es nichts Leichteres und spricht dabei auch noch mehrere Sprachen nahezu akzentfrei.
Maria Gruber meint:
#1 Colin Firth als George Falconer ("A Single Man")
Ja, Mr. Darcy himself ist es, der dieses Jahr ausgerechnet als homosexueller Professor in "A Single Man" die beste Performance seiner bisherigen Karriere abgeliefert hat. Mit einer unwahrscheinlichen Intensität verkörpert Firth die Rolle des George Falconer, der im Laufe eines warmen Sommertages in seinem eiskalten Meer aus Weltschmerz versinkt. Hut ab, Mr. Firth, für diese eindrucksvolle Leistung und die beeindruckende Wandlungsfähigkeit.
#2 Leonardo DiCaprio als Teddy Daniels / Dom Cobb ("Shutter Island" / "Inception")
Dass Leonardo DiCaprio ein ernstzunehmender, hochtalentierter Schauspieler ist, hat er in den letzten Jahren immer und immer wieder bewiesen, und doch assoziieren ihn die meisten weiterhin mit "Titanic" (1997). Das muss endlich aufhören. Dieses Jahr hat er sowohl in Scorseses Thriller "Shutter Island" als auch in Nolans Meisterwerk "Inception" einen Mann gespielt, der von tiefen Selbstzweifeln geplagt wird, und doch hat er es geschafft, Teddy Daniels und Dom Cobb eine komplett andere Identität zu verleihen. Erneut zeigt DiCaprio, was spätestens seit "Aviator" klar sein müsste: dass er schlichtweg einer der besten seiner Generation ist.
#3 Alden Ehrenreich als Bennie ("Tetro")
Der Newcomer des Jahres – und leider kaum beachtet. In Francis Ford Coppolas "Tetro" spielte Ehrenreich direkt seinen älteren Schauspielkollegen Vincent Gallo an die Wand und faszinierte das Publikum durch die gleichzeitige Naivität und James-Dean-artige Lässigkeit seines Charakters Bennie. Wenn Ehrenreich, der ja mit seinem unverschämt guten Aussehen schon einen großen Bonus für eine Schauspielkarriere hat, die Gunst Coppolas nutzt und seine Rollen sorgfältig auswählt, könnte er in ein paar Jahren sicherlich zu den ganz Großen gehören.
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