Bewertung

Review: #18.11 Vermächtnis

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Wie erwartet, zeigt sich der Konflikt zwischen Owen und Teddy deutlich in dieser Folge. Ich bleibe dabei, dass die Thematik über das Für und Wider von ärztlich unterstützter Sterbehilfe definitiv vielversprechend und interessant ist. "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" hat immer wieder bewiesen, dass es auch kritische und schwierige Themen facettenreich darstellen kann. Mein Problem dabei ist die Wahl der Charaktere, die diese Storyline jetzt zu tragen haben. Schließlich ist gewinnbringende Kommunikation nicht unbedingt ihre Stärke. Bei Owen sowieso nicht, aber auch Teddy kam heute nicht viel besser weg, nachdem die, abgesehen von Vermeiden und Flucht, gleich ihre Ehe mit Owen in Frage stellt, ohne dass sie anscheinend groß über das Thema gesprochen hatten. Einen kleinen Silberstreif am Horizont gibt es dann in den letzten Minuten, in denen die beiden sich schließlich doch noch durchringen, tatsächlich miteinander darüber zu reden. Wobei dafür schon eine Operation nötig war. Owen bleibt felsenfest bei seiner Entscheidung, was aber sowieso klar war, sonst zieht man so eine Aktion auch nicht durch. Teddy wiederum hat wohl noch gehofft, dass das Ganze irgendwie durch eine Art Traumareaktion erklärbar ist, aber immerhin wurden hier die Fronten gleich klargestellt: Owen definitiv dafür, Teddy absolut dagegen. Die beiden sind zwar inzwischen zum Dialog bereit, was schonmal gut ist. Aber wie soll diese Geschichte weitergehen? Owens Beteiligung ist ja noch nicht vorbei, schließlich ging es ja um mehrere Veteranen. Und Teddy ist vielleicht dazu bereit, die vergangenen Taten von Owen irgendwie zu ignorieren, aber weitere zuzulassen?

Endlich ist der große Tag gekommen und die Operation von David Hamilton steht bevor. Die OP an sich verläuft recht ereignislos nach Plan und so ist es vor allem Merediths Initiative, diese als großen Lehrmoment zu nutzen und sich nicht weiter zu verstecken, das was in Erinnerung bleibt. Sie moderiert gewohnt sicher durch die Behandlung und es hat die Erinnerung an Ellis Greys Videoaufnahmen durch Zola eigentlich gar nicht gebraucht, um an die Parallelen zu denken. Außerdem bringt die Operation Tom zurück, mit typisch genialen Onelinern – gerne bald wieder! Der einzige Moment der Unsicherheit während des ganzen Termins war Owens spontane OP. Dass Amelia sofort bereit ist, ihre Gelegenheit Medizingeschichte zu schreiben in den Wind zu werfen, um ihm zur Hilfe zu eilen, sagt, wie Kai schon richtig gemeint hat, viel über ihren Charakter aus. Trotzdem bin ich froh, dass man schnell auf Tom umsteigen konnte, denn nach all der Arbeit wäre das auf der Zielgeraden mehr als bitter gewesen. Apropos Zielgerade – nachdem Hamiltons OP nun wohl erfolgreich abgeschlossen ist, bedeutet das dann auch das Ende des Projektes? Oder zumindest das Ende der Beteiligung von Amelia und Meredith? Einerseits frage ich wegen der ständig störenden Parallellocation Minnesota, andererseits natürlich aber auch wegen den dort geknüpften Beziehungen mit Kai und Nick.

Er war zwar nicht der Schwerpunkt dieser Episode, trotzdem fand ich den Handlungsstrang mit Nick auffallend bewusst gewählt. Immerhin sind endlich mal fast alle Minnesota-Charaktere in Seattle – und dann bekommt der eine, der noch daheim geblieben ist, eine ganze Geschichte, noch dazu eine, die jetzt nicht unbedingt etwas mit den aktuellen Geschehnissen zu tun hat? Hier leistet man doch definitiv Vorarbeit für etwas. Vielleicht für den nächsten Schritt in Meredith und Nicks betont lockerer und langsam aufgebauter Beziehung (falls man das denn schon Beziehung nennen kann). Schließlich konnte Nick während der Transplantation sein Mitgefühl, seinen Arbeitsethos und sein Talent als Ausbilder unter Beweis stellen. Das, zusammen mit dem ständig am GSMH beklagten Mangel an Ärzt*innen wäre doch eine prima Gelegenheit, um Nick endlich ordentlich in den Hauptschauplatz in Seattle einzugliedern.

Währenddessen sieht es bei Levi ganz danach aus, als würde er erst einmal nicht zum Krankenhaus zurückkehren. War er in der letzten Folge noch tief in Trauer und Schock gefangen, so ist seine jetzige Version fast noch schlimmer anzusehen. Die Flucht in die Videospiele, in denen man einfach nochmal von vorne anfangen kann, wenn etwas schief geht. Einfach auf Reset und alles ist wie davor und man kann einen anderen Weg einschlagen, nichts ist unwiderrufbar. Es ist einfach herzzerreißend. Immerhin hat sich Richard wieder so weit gefangen, dass er nicht mehr nur daran denkt, dass sein "Baby", die Webber-Methode, durch den Zwischenfall schamvoll untergegangen ist. Sondern dass es eben weniger um die Methode, das theoretische Element an sich geht, sondern um die nur allzu reale Person Levi Schmitt, der sich jetzt mit den Folgen herumschlagen muss. Hier hat es mich unglaublich gefreut, dass Richard wieder zu seiner eigentlichen Mentorenrolle zurückgefunden hat und sich um die Person, nicht die Methode, kümmert. Dass er Levi die Zeit gibt, bis er zu einem Gespräch bereit ist, dass er ihm zuhört, ihm von seinen eigenen Erfahrungen berichtet. Dass er ihm anbietet, gemeinsam einen neuen Weg für Levi zu finden, falls denn die Chirurgie nicht mehr auf dem Plan steht. Doch Levis Antwort ("I appreciate you coming here, Dr. Webber. Trying to salvage me trying to rescue me. But it's too late. I already bled out. There's nothing left to save.") lässt erahnen, dass bei ihm um einiges mehr im Argen liegt als nur seine weitere Karriere. Das scheint ein Loch zu sein, aus dem Levi nicht mehr alleine herauskommt und ich hoffe, dass die ihm nahestehenden Personen (vor allem Nico und Taryn) hier in Aktion treten werden, denn Webber ist ja trotz allem eher der berufliche Ansprechpartner.

Während ich der Storyline um Levi mit Interesse entgegenblicke, bin ich alles andere, als begeistert von der Richtung, die Bailey und Jordan eingeschlagen haben. Ich dachte schon Jo und Links plötzliche romantische Annäherung wäre absolut unnötig und zerstört mehr, als dass es bringt, aber das hier toppt das nochmal. Ich habe mich so für Bailey gefreut, dass sie einen Assistenzarzt bekommt, der extra wegen ihr kommt, der topmotiviert ist und auch auf einer Wellenlänge mit ihr. Der sie herausfordert und versucht, sie von dem sicher sehr spannenden NASA-Projekt zu überzeugen, nachdem es doch ihr großer Traum war. Und dann wird das alles gegen die Wand gefahren, indem Jordan Bailey küsst. Ein laut schallendendes NEIN! von mir später war der Spuk dann auch vorbei, nur ist es eben passiert. Bailey ist verständlicherweise komplett verdattert, Jordan peinlich berührt und ihre tolle Chemie wohl auch dahin. Danke für nichts.

Fazit

Nachdem das Ende der Parkinson-Storyline wohl kurz bevorsteht, wird es jetzt spannend werden, was mit den Charakteren passiert, die wir dort kennengelernt haben. Sowohl Amelia und Kai als auch Meredith und Nick haben zurzeit noch eine mehr als lockere Beziehung, die aber eben durchaus Potential hätte. Wird das Projekt weitergeführt, lässt man die Fernbeziehung weiterlaufen oder holt man die beiden einfach nach Seattle? Während ich auf die unangenehme Stimmung zwischen Link und Jo und Bailey und Jordan gut verzichten kann, bin ich sehr gespannt, ob man die Geschichte rund um Levi zu nutzen weiß und ob man bei Owen und Teddy auf das nächste Fiasko zusteuert.

Denise D. - myFanbase

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