Review: #19.19 Hochzeitsglocken-Blues

Man hat die vergangenen Episoden dafür verwendet, gleich eine ganze Reihe verschiedenster Handlungsstränge so aufzubauen, dass sie sich einem Höhepunkt nähern. Daher ist es kein Wunder, dass die Serienmacher gleich eine Doppelfolge für das Finale angesetzt haben, da eine einzelne Episode all diesen Geschichten gar nicht gerecht würde. Dementsprechend setzt #19.19 Wedding Bell Blues Simones Hochzeit in den Vordergrund. Kämpfe für das, was dir wichtig ist, so scheint das Motto zu lauten.

Wer diese Staffel verfolgt hat, dem dürfte von vornherein schon klar gewesen sein, dass Simone und Trey wohl nicht als verheiratetes Paar enden werden. Zu wenig hat man dafür von Trey gesehen, dessen kompletter Charakter als nicht viel mehr als eine Hürde zwischen Simone und Lucas steht. Spätestens nach der letzten Folge hat auch Lucas gezeigt, dass er bereit ist, für sie zu kämpfen und ihr (wenn auch schrecklich kurzfristig) seine Liebe zu gestehen. Und auch sonst wirkte Simone im Bezug auf die Hochzeit und ihre Beziehung mit Trey generell immer eher pflichtbewusst als ehrlich verliebt. Trotzdem hat es wohl einen noch deutlicheren Wink des Schicksals gebraucht, um Simone bewusst zu machen, dass sie nach ihrem Herz entscheiden soll, nicht nach Pflichtgefühl. Glücklicherweise war das Schicksal heute gnädig und hat der Hochzeit einen ganzen Regen an schlechten Omen verpasst. Einige davon konnten Mika und Taryn, die sich spontan als Dreamteam und Hochzeitsretterinnen entpuppt haben, noch ungeschehen machen. Ich weiß gar nicht, was mir da am besten gefallen hat: Ihre Großmutter, die plötzlich die Bombe platzen lässt, dass Simones Mutter eigentlich einen anderen heiraten sollte? Das Kleid, das erst reißt und dann mit Blut verkleckert wird? Nein, ich glaube, es ist sogar das Rotkehlchen, das Simone immer als Zeichen der Anwesenheit ihrer Mutter gedeutet hat und das so herrlich dramatisch gegen das Fenster gekracht ist. Also ehrlich, nach all dem kann man doch einfach nicht mehr heiraten. Das dachte sich wohl auch Simone und tut das, was ich schon fast erwartet habe: Sie lässt Trey vorm Traualtar stehen. Immerhin wurde uns diese Szene erspart, denn da tut er mit echt schrecklich leid. Das ändert aber nichts daran, wie toll die darauffolgende Szene im Krankenhaus war. Superkitschig und klischeehaft? Sicherlich. Aber eben auch ein Statement. Simone, die direkt vom Event zum Krankenhaus gefahren ist und nun im Brautkleid vor Lucas steht. Vieler Worte bedarf es da auch gar nicht – die Message ist klar: Sie hat sich für ihn entschieden. Ach, einfach herrlich.

Während es für die beiden richtig super läuft, ähnelt es bei Benson eher einer Achterbahnfahrt. Zunächst einmal sei gesagt, dass ich begeistert bin, dass man diesem Charakter immer mehr Tiefe gibt und er sich doch recht schnell von seinem ersten Eindruck loslösen konnte. Gerade in der heutigen Folge wurde nämlich mal wieder deutlich, wie sehr Benson in die Patientenfälle involviert sein und mitempfinden kann. Die Geschichte von der alleinerziehenden Mutter, die aufgrund ihrer Herkunft sofort verdächtigt wird, etwas mit Drogen zu tun zu haben, dient gleichermaßen als persönliche Verbindung für die Ärzte, wie auch als Gesellschaftskritik. Es ist wirklich erschreckend zu sehen, wie schnell hier Jugendamt und Polizei einschreiten und die Familie trennen wollen, ohne weitere Nachforschungen anzustellen. In diesem Fall konnte das Ganze noch durch Bensons Engagement verhindert werden – ob das in echt genau so problemlos möglich wäre, wage ich zu bezweifeln. Auf jeden Fall hat er sich getraut, Kontra zu geben, auch wenn ihm das vielleicht berufliche Schwierigkeiten eingebrockt hätte. Nicht zuletzt dank Maxine, die mal wieder das kleine Highlight der Folge war. Sie ist es, die ihn letztlich davon überzeugt, für seine Überzeugung einzustehen, komme was wolle. Ihre Anekdote über die Lehrerin, der sie damals nicht geholfen hat, war berührend und hat wieder wunderbar in das Thema der Episode gepasst, dass man nichts tun solle, was man sein ganzes Leben lang bereuen wird, nur weil es vielleicht der einfachere Weg ist. Sogar in Sachen Liebe kann sie Benson noch einen kleinen Stups geben. Denn sie hat natürlich erkannt, dass Jules nach wie vor an Benson interessiert ist. Und dann bricht sie zusammen. Wirklich überraschend kommt das nicht, konnte man doch schon erahnen, wohin der Weg wohl führen wird. Trotzdem war es einfach nur tragisch zu sehen, wie sie zu atmen aufhört und Benson panisch versucht, sie über die DNR hinweg zu setzen. Solche Szenen hatten wir im Laufe der Serie schon häufiger, sind sie doch einfach nur menschlich. Nur ändert das leider nichts daran, dass Maxine entschieden hat, dass sie eben nicht wiederbelebt werden möchte. Dass Levi schließlich dann auch noch mitgeholfen hat, hat sicherlich damit zu tun, dass beiden der Fall ziemlich nahe geht. Allerdings fürchte ich die Konsequenzen, die ihre Aktion zwangsläufig nach sich ziehen wird.

Den Rest der Folge hat man dafür genutzt, die Storylines aufzubauen, die vermutlich im zweiten Teil des Finales die große Bühne erhalten werden: Der drohende Konflikt zwischen Link und Jo und die Award-Verleihung in Boston. Wie zu erwarten, schlittern wir mit Link, Jo und Sam wohl geradewegs in eine Art passives Love-Triangle hinein. Passiv insofern, als dass die Fronten noch nicht klar genug sind. Jo und Sam sind nach wie vor am Flirten und dabei echt nett anzusehen. Link weniger. Ganz im Gegenteil sogar. Er mag Jo vielleicht vorhalten, sich unprofessionell zu verhalten, sein Verhalten Sam gegenüber ist aber mindestens so schlimm. Diese Eifersucht steht ihm nicht, ist am Arbeitsplatz einfach nur unangebracht und wird ihm früher oder später alles kosten. Es wäre echt eine Schande, würde diese tolle Beziehung (platonisch, oder wie auch immer man sie definieren will) zwischen den beiden wegen dieser Sache komplett torpediert werden. Darauf scheint es aber hinauszulaufen.

Die Reise nach Boston hat derweil recht überschaubar gestartet. Man sitzt gemeinsam gemütlich (naja, zumindest am Anfang) im Privatjet. Die Dreierkombi von Amelia, Nick und Winston war dabei natürlich herrlich unangenehm anzusehen. Amelia, die sich zwar ehrlich bei Winston entschuldigt hat, ihre Aussagen aber dennoch so meint; Winston, der einfach nur schrecklich verletzt und beleidigt ist und Nick, naja, der ist irgendwie im wahrsten Sinne des Wortes dazwischen. Ich habe mich bei ihrem Schlagabtausch ähnlich unterhalten gefühlt, wie auch Bailey, Richard und Catherine. Amelias Aussage fand ich schon wieder etwas komisch. Winston sollte Maggie lieben, sich aber nicht mit ihr messen. Das empfinde ich als mehr als unfair Winston gegenüber, dem somit gewisserweise ein Teil seiner eigenständigen Persönlichkeit abgesprochen wird. Kein Wunder also, dass er alles andere als begeistert reagiert. Auch hier muss wieder das Schicksal ein wenig eingreifen und alle Beteiligten mal ordentlich durchrütteln. Am herrlichsten war hier Catherine, die das Ganze – Drogencocktail sei Dank - recht abenteuerlich hinnahm und einfach nicht ihren Drink loslassen wollte, egal wie wild das Flugzeug auch rüttelte. Zumindest Nick scheint die Turbulenz wohl stark genug durchgeschüttelt zu haben, dass er sich schließlich doch endlich mal ein Herz nimmt und die Initiative ergreift. Los geht’s also zu Merediths Haus, wohl auf dem besten Wege, eine große romantische Geste zu planen. Und dann öffnet nicht Meredith, sondern ein Michael. Haha, Plottwist.

Fazit

Man startet stark in den ersten Teil des Finales der 19. Staffel. Mit der missglückten Hochzeitsfeier von Simone hat man eines der prägenden Themen der Staffel zu Ende gebracht und gleichzeitig für Simone und Lucas einen Neustart begonnen. Benson kann derweil weiterhin zeigen, dass in ihm ein weitaus vielschichtigerer Charakter steckt, als man anfangs hätte denken können. Während zwei Handlungsstränge in Seattle bereits abgearbeitet wurden, wird der Fokus der nächsten Folge zu guten Teilen wohl auch in Boston liegen.

Denise D. myFanbase

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