Bewertung

Review: #20.01 Wir haben gerade erst angefangen

Foto: Ellen Pompeo, Grey's Anatomy - Copyright: Disney/Nino Muñoz
Ellen Pompeo, Grey's Anatomy
© Disney/Nino Muñoz

Kaum zu glauben, dass "Grey's Anatomy" nun schon in seine 20. Staffel startet. Da gibt es kaum mehr Storylines, die noch nicht behandelt wurden, kaum mehr Abgründe, in die nicht geblickt wurde oder Krankheiten, die nicht thematisiert wurden. Dennoch beginnt #20.01 We’ve Only Just Begun schon allein vom Namen her kämpferisch: Wir haben gerade erst angefangen. Trotz wildgewordener Autos, Notoperationen und dem Damokles-Schwert, das über den Assistenzärzt*innen schwebte, konnten mich die einzelnen Geschichten nicht allzu sehr mitreißen. Nichtsdestotrotz haben einige richtig gute Charaktermomente und die Arbeit an der Basis der Serie die Episode durchaus sehenswert gemacht.

Starten wir doch gleich mal mit den großen Cliffhanger aus dem Finale: Teddys Schicksal. Hier muss ich gestehen, dass ich mir nie wirklich Sorgen um Teddy gemacht hatte. Immerhin ist Kim Raver wieder als Hauptdarstellerin dabei, da wird sie wohl kaum in Episode 1 sterben. Gruslig fand ich es aber auf jeden Fall, worin so etwas Harmloses wie eine Zahnentzündung denn führen kann. Umso mehr haben mir die Szenen um Teddy herum gefallen. Allen voran Owen und Amelia, die einfach wunderbar miteinander harmoniert haben. Besonders Amelias Auftreten kann man nur wieder hervorheben. Irgendwie ist sie immer im rechten Moment zur Stelle und kann anderen weiterhelfen. Sei es in der letzten Folge noch Richard, den sie zu einem AA-Treffen mitnehmen wollte, oder nun eben Owen, um den sie sich kümmert. Man merkt, wie viel diese beiden einander noch bedeuten in der Art und Weise, wie sie miteinander umgehen. So tritt Amelia als Unterstützerin und Stimme der Vernunft auf, macht Owen klar, dass an einem solchen Tag nicht alles normal und perfekt laufen muss und dass er sich jetzt ganz auf Teddy konzentrieren soll. Sie schafft es so, mit ihrer ruhigen und bedachten Art, Owen zu erden und das alles, während in ihrem Kopf gleichzeitig Merediths Forschung herumspukt. Man sieht, wie sehr Amelia damit zu kämpfen hat, dass Dereks eigene Alzheimer-Forschungen nun in Gefahr sind. Trotzdem ist sie offen für Merediths Theorien, nachdem die nun kaum mehr die Möglichkeiten hat, selber weiterzumachen. Hier hätte ich mich auch mal wieder schrecklich über Catherine aufregen können. Klar, sie ist letztlich verantwortlich für die Finanzierung, aber hat sie sich denn Merediths Forschungen angeschaut? Hätte man da nicht irgendeinen Mittelweg finden können, jenseits von einem "Shut up or I shut you down"? Immerhin geht es hier um eine bedeutende Krankheit. Wie dem auch sei, dann wird eben die Fackel an Amelia weitergereicht. Ich bin gespannt, wohin diese Geschichte führen wird.

Viel chaotischer geht es bei den Assistenzärzt*innen zu. Während ihnen auf der einen Seite mit Maxine und Sam die Fälle aus dem Finale nachhängen, rast der nächste buchstäblich in sie hinein. Bei der Geschichte mit dem außer Rand und Band geratenen Auto war ich persönlich raus. Okay, es hat für ein bisschen Drama und Spannung gesorgt, aber man will uns doch bitte nicht weismachen, dass keiner der vielen Anwesenden vor Blue auf die Idee gekommen ist, das Fahrzeug irgendwie fahruntüchtig zu machen? Die sind doch eine ganze Weile draußen herumgestanden und da hat keiner das Auto weggerammt, etwas als Schutz dazwischen gepackt, einen Schlauch oder ein Kabel durchgeschnitten oder eben die Autoreifen zerstochen? Immerhin konnte es als passendes Gegenstück zur Situation der Assistenzärzt*innen herhalten: Mensch vs. Maschine. Emotion gegen Kalkulation. Wobei ich sagen muss, dass ich nicht finde, dass die Assistenzärzt*innen hier so sehr in der Schuld stehen, wie ihnen angehängt wird. Die Aktion von Blue mit Maxine war klar eine emotional-motivierte Fehlentscheidung (zumindest, was die Rechtslage mit ihrer DNR betrifft). Aber was da im Operationssaal mit Lucas und Simone passierte? Das war doch auf jeden Fall eine Grauzone. Schließlich haben sie ja versucht, ihre Vorgesetzten anzupiepen und auf sie zu warten (zu blöd, dass die sich teilweise gerade romantische Liebeserklärungen im Regen gegeben haben, aber hey, das passiert den besten). Also haben sie sich eben dazu entschieden, es zu wagen und zumindest zu versuchen, Sam selbst das Leben zu retten, auch wenn es offiziell nicht erlaubt ist. Das finde ich ist nicht vergleichbar mit dem durchgeschnittenen IV-Schlauch und anderen Aktionen, die wir im Laufe der Jahre schon hatten. Trotzdem darf man auch hier nicht außer Acht lassen, wie emotionsgeladen diese Handlungen waren. Blue hat das ja selber schon erkannt, auch wenn ich mir jetzt schon sicher bin, dass das Aus von ihm und Jules sicherlich nicht endgültig sein wird. Bei der wiederum fand ich nicht so toll, wie sehr sie sich bei Richard darum bemüht hat, dass der ein gutes Wort für sie einlegt und sie gewissermaßen aus dem Drama heraushält. Sie hatte vielleicht nicht so viel aktive Schuld wie einige der anderen, trotzdem hat auch sie zu dem ganzen Problem beigetragen. Mika leidet auch eher unverschuldet. Bei ihr ist es vor allem die Panik vor einem Rauswurf und die damit verbundene Wut, die ich absolut nachvollziehen kann. Ihre Konfrontation mit Jo fand ich von dem her zumindest zu Teilen gerechtfertigt und ihre Rede mit Sams Blut, das noch an ihren Schuhen klebt, absolut mitreißend. Lucas und Simone sind auch so eine Sache. Was kann denn Lucas dafür, dass sie ihm nichts ausschlagen kann? Das ist doch keine Argumentation für einen Beruf, bei dem es zwangsläufig um Leben und Tod geht. Entweder sie selbst steht hinter der Entscheidung, einen ersten Schnitt zu tun, oder eben nicht. Gleichzeitig weiß ich nicht, ob ich Lucas' Einstellung "Ein Versuch ist besser als nichts" so ganz befürworten kann. Den Mut hat er definitiv, etwas Riskantes zu wagen, aber hat er auch die Weisheit zu erkennen, wann es sinnvoller ist, es nicht zu tun?

Kurzum, man merkt überall deutlich, dass den Assistenzärzt*innen noch die nötige Erfahrung und Reife fehlt, um einige der Entscheidungen zu treffen, die in letzter Zeit gefallen sind. Logisch, dafür sind sie ja eben auch noch in der Ausbildung. Und genau deswegen hat es das Ende der Folge gebraucht, in der enthüllt wurde, dass Bailey nun das Ruder übernimmt. Nichts gegen Nick, wirklich nicht. Er hatte seine Momente, in denen er beweisen konnte, dass er sehr wohl als Ausbilder taugt. Dennoch hat es nie so richtig Klick gemacht. Vermutlich liegt das auch daran, dass man es nie geschafft hat, den Charakter in der Serie zu etablieren. Nick ist leider immer etwas blass geblieben und insofern ist es kein großer Verlust, dass er zu Meredith nach Boston geht. Viel wichtiger ist dafür, dass Bailey jetzt wieder zurück ist. Als Ausbilderin haben wir sie kennengelernt und in dieser Rolle hat sie mir über die Staffeln hinweg auch immer am besten gefallen. Mit klaren Regeln, ordentlich Respekt und guter Leitung, genau was die Fünf jetzt brauchen. Alleine schon die Rückkehr der 5 Regeln – ich freu mich drauf!

Randnotizen:

  • Ein Glück, dass ich in der letzten Review falsch geraten habe und Richard noch trocken geblieben ist. Und noch eine größere Erleichterung: Er erkennt das Risiko und geht aktiv dagegen vor. Es freut mich, dass es für diesen Schritt keine Intervention von irgendeiner Seite gebraucht hat.
  • Was hat Levi eigentlich angestellt, dass er heute von allen blöd angemacht wurde? Sowohl Nick als auch Winston haben sich da ein paar Mal im Ton vergriffen. Wobei Winston auch wirklich keinen leichten Tag gehabt hat.
  • Jo und Link sei ihr Glück gegönnt. Hoffentlich hält es auch an!

Fazit

Auch wenn die Folge an sich nicht spektakulär war, so hat sie die Serie doch auf eine gute Startposition für die kommende Staffel gebracht. Mit Bailey zurück in ihrer Paraderolle als Ausbilderin erhoffe ich mir etwas dringend nötige Führung und Struktur für die Assistenzärzt*innen. Gleichzeitig gehen wir ausnahmsweise mal ohne unnötiges Drama in den Beziehungen der alteingesessenen Hauptcharaktere in eine Staffel, weswegen ich mir gut vorstellen kann, dass der Fokus nun tatsächlich wieder größtenteils auf der Ausbildung und Medizin liegen wird. Da die Staffel durch den letztjährigen Streik der Drehbuchautoren sowieso deutlich verkürzt sein wird, macht das Sinn und ich bin gespannt, wie man diese 10 Episoden aufbauen wird.

Denise D. - myFanbase

Die Serie "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" ansehen:


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