Bewertung

Review: #11.20 Last der Erinnerung

Foto: Kelly McCreary, Grey's Anatomy - Copyright: 2016 ABC Studios; ABC/Adam Taylor
Kelly McCreary, Grey's Anatomy
© 2016 ABC Studios; ABC/Adam Taylor

Wenn ich mich jemals über eine Katastrophe in "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" gefreut habe, dann ist es dieser zweite Flugzeugabsturz. Ja, richtig gelesen, ich habe mich über einen Flugzeugabsturz GEFREUT. Und das hat einen ganz einfachen Grund - der letzte Flugzeugabsturz , der nun auch schon ein paar Jahre zurückliegt, wurde meines Erachtens nie wirklich als Storyline abgeschlossen. Zu viele Geschichten wurden nicht wirklich beendet, zu viele Fragen offen gelassen, zu vieles innerhalb der Serie verschwiegen. Jetzt ist das nicht mehr so - die Figuren sind bezüglich der Ereignisse in den Wäldern endlich alle auf dem gleichen Stand!

"Are we out of the woods, yet?"

Die Flashbacks, die uns an die damaligen Horrorereignisse erinnern, haben mich sehr berührt und mit Wucht getroffen. Es nimmt einen mit, wie Meredith all diese Momente wieder vor Augen hat - der Eingriff an Mark in den Wäldern, Lexies Tod, Arizona, die vor Schmerzen schreit, Cristina Yang, die ihren Schuh verloren hat und Merediths Suche nach Derek: All das war damals so verstörend und eindringlich, dass man Merediths Bestürzung in dieser Folge sehr gut nachvollziehen kann. Dabei ist es besonders bewegend, wie sehr Arizona und Meredith sich in diesem Moment beistehen können. Sie mögen nicht die besten Freundinnen sein, doch dieses Ereignis hat sie damals zusammengeschweißt, was durch das Halten der Hände eindrücklich betont wurde.

Es wurde aber auch dargelegt, welchen Einfluss der Flugzeugabsturz auf andere Beteiligte hatte, was man in Callies Sorge um Meredith oder in dem Gespräch mit Alex über Arizona sehen konnte. Und endlich weiß Arizona Bescheid! Wie viel Vorwürfe hatte sie Callie damals gemacht, weil sie dachte, sie hätte die Amputation vollzogen! Wie viel Schmerzen hatte sie Callie bereitet - erinnern wir nur an ihre Affäre mit Lauren Boswell, die die Beziehung der beiden zu Fall brachte! Letzteres hätte vielleicht verhindert werden können, wenn man Alex' Beteiligung an dem ganzen bereits in der neunten Staffel offenbart hätte. Abgesehen davon ist es natürlich großartig, dass Alex sich endlich ein Herz nimmt und Arizona die Wahrheit sagt. Sein schlechtes Gewissen war in dieser Folge mehr als deutlich zu sein, da er Arizona überall hinterher rannte und ihr übereifrig zu helfen versuchte. Auch die Opfer, die Callie Arizona zuliebe getan hat, werden uns wieder näher gebracht - ihre Worte, dass sie nicht wollte, dass Arizona durch ihren Hass auch Alex verliert, waren sehr einprägend. Sie hat lieber einen Kollegen geschützt anstatt sich selbst - das zeigt deutlich, was für eine soziale und altruistische Figur Callie ist. Ob das jetzt etwas in der Beziehung der beiden ändert, bleibt fragwürdig, könnte aber nach diesen Entwicklungen erstmals Sinn ergeben.

"We usually don't see disaster coming."

Und die Frage bleibt bestehen: Was ist mit Derek passiert? Nachdem die Anzeichen in der letzten Folge schon beunruhigend waren, ufern sie in dieser Folge zu 'beängstigend' aus: Meredith kann Derek nicht erreichen, er meldet sich nicht zurück, er ist nicht in Washington - das klingt alles gar nicht gut. Dazu ist Merediths Paranoia zurückgekehrt und in wirklich nett geratenen Flashbacks geht sie ihr letztes Gespräch mit Derek in ihrem Kopf durch (insbesondere das Schnarchen weckte schöne Erinnerungen an frühere Zeiten). Doch all das hatten wir ja auch zuletzt bei Dereks vermeintlicher Affäre und zwischendurch hatte ich auch die Vermutung, dass eventuell diese Assistenzärztin der Grund für Dereks Abwesenheit sein könnte. Warum sehen wir aber dann am Ende der Folge Polizeilichter? Bedenkt man, wann die Polizei in amerikanischen Filmen und Serien sonst immer zu Familien kommt, ist das Ganze durchaus beängstigend. Alleine wegen Meredith und Amelia lohnt es sich ja, zu hoffen, dass nichts passiert ist - an Derek liegt mir, trotz seinen kleinen Verbesserungen in den letzten Folgen, nicht wirklich etwas. Aber ganz ehrlich -es ist sehr unwahrscheinlich, dass Derek tatsächlich etwas Schwerwiegendes zugestoßen ist. Wir reden hier immerhin von einer der beliebtesten Figuren, die ultimativ mit der Serie verbunden ist und alleine wegen der Beziehung mit Meredith nicht so leicht aus der Serie geschrieben werden kann. Das ist einfach nicht realistisch, denn ein Ausstieg Patrick Dempseys könnte auch negative Folgen für die Serie nach sich ziehen. Ich für meinen Teil könnte darauf wetten, dass es sich wieder mal um einen aufgebauschten Handlungsstrang handelt, der in der nächsten Folge ganz einfach abgeklärt wird.

"I'm the protagonist! You don't interest me!"

Jemand sollte Stephanie eventuell darüber aufklären, dass sie in "Grey's Anatomy" tatsächlich leider nur eine Nebenrolle darstellt und die Hauptrolle schon von Meredith übernommen wird. Ihre Rede war allerdings echt genial und hat Owen und Amelia ziemlich sprachlos gemacht. In der letzten Folge erlitt deren aufkeimende Beziehung schon einen Dämpfer, nun eskaliert es in einem ziemlich nervigen Hin und Her: Die beiden zicken sich nur gegenseitig an und es gibt nur passive und aktive Aggressivität zwischen den beiden. Zuerst ist es Amelia, die nichts mehr von Owen wissen möchte, später ist es Owen, der sie mit einem Flugzeugabsturz (!) vergleicht. Wäre Stephanie nicht gewesen, wäre diese Geschichte eindeutig nicht zu ertragen gewesen; sie war hier eindeutig der Scene Stealer! Wie sie Owen mit Leichtigkeit im OP erklärt, was für ein schlechtes Verhalten er ihr gegenüber an den Tag legt, hat mich richtig zum Lachen gebracht. Dazu hat sie sich mit ihren Patienten identifiziert und konnte sich hier auch von einer mitfühlenden Seite beweisen, gleichzeitig hat sie den richtigen Riecher und sich wiedermal als tolle Ärztin gezeigt. Ich hoffe wirklich, dass Stephanie bald ihre eigene Storyline bekommt, denn sie begeistert durchweg. Sie tröstet auch über die enttäuschende Entwicklung zwischen Owen und Amelia hinweg, deren Geschichte anfangs so vielversprechend wirkte und nun in dieser Folge leider einfach nur genervt hat.

Kurze Eindrücke

  • Maggie konnte in ihren wenigen Szenen vollends überzeugen - das Missverständnis über die schlechte Flugzeugerfahrung war der witzigste Spruch der Folge! - insbesondere mit Meredith. Es war großartig, wie sie ihr Verständnis entgegenbrachte und Meredith dazu brachte, nach Hause zu gehen und sich auszuruhen. Dazu ist es sehr gut, dass Maggie endlich über Lexie Bescheid wie ß- das war einfach an der Zeit.
  • Webbers und Aprils kleine Nebengeschichte bot einige witzige Momente, vor allem bei Webbers immer ausschweifenderen Erzählungen konnte ich mir ein Grinsen kaum verkneifen. Dass Webber, ähnlich wie vor kurzem Derek, sich endlich zufrieden über sein Leben zeigt, war dabei ein Pluspunkt.
  • Dass man Owens Schuldgefühle bezüglich des Flugzeugabsturzes wieder aufgreift, war ein stimmiges und nachvollziehbares Erlebnis: Owen hatte wirklich gelitten und hätte man das nicht thematisiert -und zu vermuten wäre es nach den Entwicklungen mit Amelia gewesen - wäre ich schwer enttäuscht gewesen.
  • Bailey konnte sich ebenfalls beweisen und war Meredith eine große Stütze - die Mentorenrolle steht ihr einfach am besten und sollte viel öfter ausgenutzt werden.
  • Fazit

    Insgesamt eine gute Folge, die insbesondere aufgrund des Szenarios eines zweiten Flugzeugabsturzes sehr überzeugt. Die Aufarbeitung der Erlebnisse brachte tolle Szenen hervor und konnte manche Geschichten endlich abschließen. Die Entwicklungen um Owen und Amelia sind dagegen enttäuschend, da man hier eine gute Storyline durch ein unnötiges Hin und Her ersetzt. Der Cliffhanger stellt Dereks Schicksal in Frage, was aber durchaus nur aufbauschend sein könnte - beunruhigt bin allerdings schon.

    Lux H. - myFanbase

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