Bewertung

Review: #1.03 Der Zweite seines Namens

Foto: Jefferson Hall, House of the Dragon - Copyright: Ollie Upton / HBO
Jefferson Hall, House of the Dragon
© Ollie Upton / HBO

Beim ersten Anblick von Alicent Hohenturm in dieser Episode musste ich tatsächlich zwei Mal hingucken, da ich wirklich überrascht über die Situation war. Von dem Kleinkind auf dem Arm, dessen zweiter Geburtstag gefeiert wird und dem kugelrunden Bauch habe ich mich richtig überrumpelt gefühlt und als mir klar wurde, dass wir einen Zeitsprung von mindestens drei Jahren hingelegt haben, war ich nicht gerade erfreut. Viel mehr bin ich sogar ein wenig enttäuscht, dann nach dem Ende der letzten Episoden brannten mir so viele Fragen unter den Nägeln, die nun wohl leider nicht mehr geklärt werden. Nachdem mehrere Jahre verstrichen sind, macht man sich nämlich nicht mehr die Mühe, uns über Viserys Targaryens Gedanken zu seiner Brautwahl aufzuklären, oder über Alicents eigenes Empfinden zu der Heirat, oder über die Pläne von Corlys Velaryon und Daemon Targaryen. Ich finde es sehr schade, dass man dies nun als gegeben hinnehmen muss und nicht weiter in die Köpfe der jeweiligen Figuren eintauchen darf.

Hat man sich einmal mit der neuen Situation abgefunden, hat "House of the Dragon" dann aber doch wieder einiges zu bieten. Die Episode kann man grob in zwei Hälften teilen, wobei sich die eine mit den Geschehen rund um Viserys und die andere mit dem rund um Daemon befasst. In Königsmund wird der zweite Namenstag von Viserys' erstem Sohn Aegon gefeiert und es wird ein großes Fest samt Jagd ausgerichtet. Alicent, die bereits zum zweiten Mal schwanger ist und kurz vor der Niederkunft steht, ist mittlerweile Viserys' Königin und versucht gleichzeitig, eine Art Mutter für Rhaenyra Targaryen zu sein. Die Konstellation ist nach dem Bild der innigen Freundschaft aus #1.02 The Rogue Prince erst einmal recht bizarr und dass sich Alicent als Rhaenyras Stiefmutter ganz fremdartig anfühlt, wird von Rhaenyras Gebaren deutlich unterstrichen. Von der einstigen Freundschaft der beiden ist nichts mehr zu spüren, was durchaus verständlich ist. Schade ist dabei jedoch, dass die beiden in den letzten Jahren keinen Versuch unternommen zu haben scheinen, sich über Alicents Hochzeit mit Viserys auszusprechen, denn die stoische Art, mit der Rhaenyra ihre Stiefmutter behandelt, passt eher zu einem frischen Ereignis und nicht zu einem, das nun bereits Jahre zurückliegt. Alicent bleibt einem weiterhin ein Rätsel, lässt sie sich doch ohne eigenes Bestreben von ihrem Vater lenken. Rhaenyra hingegen ist mir bei weitem sympathischer und ich bewundere Milly Alcock dafür, wie deutlich sie das Gefühlsleben ihrer Figur auszudrücken weiß. Man kann ohne Probleme spüren, welche Emotionen Rhaenyra leiten und Alcock weiß diese in Interaktion mit den anderen Figuren innerhalb von Sekunden zu verändern. Der kalte Blick, mit dem Rhaenyra Alicent begegnet, schwindet, wenn sie mit ihrem Vater spricht. Die Zurückhaltung bei den Damen der hohen Häuser ist wie weggeblasen, wenn Rhaenyra Jason Lannister einen Korb erteilt. Wunderbar bewegend waren auch die Szenen zwischen Rhaenyra und Kriston Kraut, die dazu geführt haben, dass das Interesse an dem Ritter der Königsgarde geweckt wurde.

Es gefällt mir, wie subtil man die Kontraste zwischen Rhaenyra und Viserys zeichnet. Während er versucht, es allen recht zu machen und seinen Kummer darüber im Alkohol ertrinkt, gibt Rhaenyra sich nicht die Mühe, sich beliebt zu machen. Viserys wird mit der Trittleiter am Pferd und dem festgezurrten Hirsch als ältlich und schwächlich dargestellt, wohingegen man Rhaenyra mit dem feurigen Ritt und dem blutverklebten Haar nach dem Angriff des Keilers in der Blüte ihres Lebens darstellt. Man versucht ganz eindeutig, einem die Figur schmackhaft zu machen, ähnlich wie man es in "Game of Thrones" mit Daenerys Targaryen tat. Viserys hingegen erscheint mir in dieser Episode wie eine bemitleidenswerte Version von Robert Baratheon.

Die zweite – wenn auch kürzere – Hälfte der Episode spielt auf den Trittsteinen, wo Haus Velaryon und Daemon mit einer Armee von Söldnern versuchen, die Triarchie zu besiegen. Der Kampf erscheint seltsam losgelöst von den Geschehnissen in Königsmund und auch an dieser Stelle möchte ich noch einmal betonen, wie schade es ist, dass man hier einen Zeitsprung eingelegt hat und somit keine Intentionen der Figuren mehr aufklärt. Abgesehen davon sorgt dieser Teil der Episode für ein wenig Nervenkitzel, denn als Daemon droht, den Krieg zu verlieren, fühlt er sich scheinbar in seiner Ehre gekränkt, als Viserys erklärt, ihm Unterstützung zu senden. Stolz ist etwas, das man in dieser Episode vielerorts zu sehen bekommt, der von Daemon ist jedoch besonders auffällig, da er sich lieber als Köder anbietet und droht, von Craghas Drahar – der auch Krabbenspeiser genannt wird – und seinen Männern getötet zu werden, als den Krieg mit der Hilfe seines Bruders zu gewinnen. Es gibt hier durchaus einige bildgewaltige Szenen, die zu verfolgen Spaß macht, man fühlt sich mit der Schlacht jedoch wenig verbunden, da sie sich fernab von dem ereignet, was den Hauptfokus der Episode ausmacht.

Kurze Eindrücke

  • Es war nett, einen kleinen Blick auf Laenor Velaryon zu erhaschen. Er würde als Drachenreiter auf jeden Fall besser zu Rhaenyra passen, als der selbstverliebte Jason Lannister.
  • Lyonel Kraft scheint ein aufrichtiger Mann zu sein.

Fazit

Nach den ersten beiden starken Episoden schwächelt diese nun ein wenig. Das liegt zum einen an dem Zeitsprung, durch den man versucht, es sich leicht zu machen und die Entscheidungen der Figuren unerklärt lässt. Zum anderen liegt es daran, dass man beim Kampfgeschehen, auf das sich die letzten Minuten der Episoden konzentrieren, nicht ganz im Thema steckt, weshalb man nicht innig mit den Figuren mitfiebert.

Marie Müller - myFanbase

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