Bewertung

Review: #2.05 Der Prinzregent

Foto: Matt Smith, House of the Dragon - Copyright: Ollie Upton/HBO
Matt Smith, House of the Dragon
© Ollie Upton/HBO

Der Sturm der vorangegangenen Episode klingt ab und was bleibt ist ein Trümmerfeld. Das gilt nicht nur für die eingenommene Festung Krähenruh, sondern auch für den übel zugerichteten Aegon, der in aller Heimlichkeit zurück nach Königsmund gebracht wird. Es ist kein glorreicher Siegeszug, wie man es sich wahrscheinlich ausgemalt hätte und das, obwohl Kriston versucht, es dem Volk so zu verkaufen. Mit Schrecken schaut man als Zuschauer auf den abgetrennten Kopf von Rhaenys Targaryen' Drachen Meleys, der ebenso in den Straßen von Königsmund zur Schau gestellt wird, wie noch kurz zuvor der kleine Jaehaerys. Man kann diesen Anblick nur als düsteres Spiegelbild eben jener Zurschaustellung beschreiben und wo den Grünen damals Mitgefühl aufgrund ihres Verlustes entgegengebracht wurde, so erfahren sie nun bei ihrem Sieg die Ablehnung des Volkes. Egal auf wessen Seite man in diesem Krieg steht, die Episode fühlt sich für niemanden wie einen Sieg an und eben dieses Gefühl versteht die Episode sehr gut zu vermitteln.

Der Zustand Aegons ist für Alicent ein Schock und für Aemond ein gefundenes Fressen. Er ist ein doppelter Tiefschlag für Alicent, die sich sicher Vorwürfe darüber macht, ihren Sohn mit ihren Worten dazu gebracht zu haben, in den Krieg zu ziehen und die sich dann auch noch damit abfinden muss, dass der kleine Rat sie zu Aemonds Gunsten übergeht. Wie Alicent mit diesen Rückschlägen umgeht, wird leider nur andeutungsweise gezeigt, was ein großes Manko ist. Hier fehlt es an emotionalen Einblicken, die einen dazu bringen, mit den Figuren zu fühlen. Ebenso sieht es bei Aemond aus, dessen Motive weiterhin im Dunkeln bleiben. Hat er sich genau dieses Szenario erhofft? Ist er positiv überrascht von den Folgen seiner Tat oder schwingt auch etwas Entsetzen mit, als er seinen schwer verwundeten Bruder sieht? Bisher wirkt Aemond sehr kalt. Das macht ihn auf der einen Seite zwar mysteriös, doch es lässt ihn auch etwas eindimensional wirken, weshalb es wünschenswert ist, dass Aemond sich öffnet, damit man sich besser in ihn hineinversetzen kann. Seine Mimik bleibt ein Rätsel und weder beim Anblick Aegons, noch bei der Ernennung zum Prinz Regenten oder bei der kurzen Konfrontation mit Helaena lässt sich erahnen, was in ihm vorgeht. Zwar weiß ich sein kleines gerissenes Lächeln durchaus zu schätzen, aber ich wünsche mir dennoch mehr von dieser Figur.

Während Aemond es sich nun also in Königsmund auf dem Thron gemütlich machen kann, erhofft sich Daemon in Harrenhal dasselbe. Wieder legen die Autoren viel Wert auf die parallele Entwicklung zwischen den Dingen bei den Schwarzen und den Grünen und man wirft auch hier die Frage auf, wie weit Daemon bereit ist zu gehen und ob er Rhaenyra Targaryen wirklich hintergehen würde. Während es bei Aemond seine verschlossene Art ist, die Rätsel aufgibt, ist es bei Daemon jedoch zusehends sein Geisteszustand, den man für seine Suche nach Macht verantwortlich macht. Er driftet wieder in Tagträume und Fantasien ab, hat merklich Probleme, sich im Hier und Jetzt zu orientieren. Weiterhin finde ich es fragwürdig, wohin man mit Daemon steuert und es macht mich ein wenig traurig, dass man aus dem charismatischen Krieger nun Schritt für Schritt einen inkompetenten Irren macht.

Ein Handlungsstrang, der der Episode dabei hilft, in der Geschichte voranzukommen, ist der rund um Baela. Sie gefällt mir gut in ihrer Rolle als Stütze für Jacaerys, Rhaenyra und Corlys. Besonders ihr Gespräch mit letzterem war sehr wertvoll und hat ihre Charakterstärke gezeigt. Es war gleichermaßen einfühlsam und antriebgebend für Corlys, der nach dem Tod von Rhaenys nun jeden geliebten Menschen in seinem Leben verloren hat. Die leisen Tränen, die Corlys vergossen hat, haben seine weiche Seite angenehm betont und genau den Raum zur Trauer gegeben, den man nach dem Verlust von Rhaenys gebraucht hat. Ich hoffe sehr, dass das Angebot Rhaenyras, ihr als Hand zu dienen, bereits in der nächsten Episode dafür sorgen wird, dass der Geschichte neuer Schwung verliehen wird. Denn alles in allem, war dies eher eine ruhige und langsame Episode. Zwar brauchte man eben dies nach dem aufwühlenden Ende der letzten Episode auch, doch man ist hier für meinen Geschmack etwas zu stark auf die Bremse gegangen. Das merkt man besonders bei Rhaenyra, die in dieser Episode äußerst wenig zu tun hat. Hier wird durch den Ausflug ihrer Magd nach Königsmund und den Ausflug Jacaerys' zu den Zwillingen zwar einiges in die Wege geleitet, doch richtig mitreißen konnte nichts davon. Auch das Episodenende war seltsam antiklimaktisch und den letzten Worten fehlte es an Stärke. Was allerdings dennoch gut gelungen ist, ist auch hier die Spiegelbildlichkeit zwischen den Schwarzen und den Grünen, sowohl in den Unbill darüber, selbst nicht am Krieg beteiligt sein zu dürfen, als auch in Bezug auf die Göttlichkeit der Targaryens und ihrer Drachen. Wo man bei den Grünen an der Einzigartigkeit zweifelt, als der Kopf von Meleys in Königsmund präsentiert wird, ist es bei den Schwarzen durch den Vorschlag Jacaerys' Nicht-Targaryens als Drachenreiter auszubilden. Die potentiellen Kandidaten dafür haben wir bereits kennengelernt und es sieht nun danach aus, als würde sich die nächste Episode auf sie konzentrieren. Was ich davon halten soll, weiß ich noch nicht so recht. Ich bin eher an den bereits bekannten Nebencharakteren interessiert und würde gern mehr von Jacaerys, Baela, Rhaena Targaryen und den jüngeren Kindern Gottfrid, Aegon, Viserys und Daeron sehen, als mich jetzt auf die Drachensamen zu konzentrieren.

Kurze Eindrücke

  • War es das erste Mal, dass Aemond und Helaena in der Serie ein Wort miteinander gewechselt haben?
  • Wird nach dem Tod von Rhaenys deren Platz als weibliche Ratgeberin jetzt von Mysaria eingenommen?
  • Mir gefällt die Loyalität von Alfred Broome, denn auch wenn er Rhaenyra bei den Ratssitzungen immer sehr deutlich seine Meinung sagt – und man ihn gern dafür zurechtweisen würde – ist er ihr doch treu ergeben.
  • Daemon hat einen waren Höhenflug, der in dieser Episode gleich zwei Mal gebremst wird. Zum ersten Mal, als die Brackens sich einfach von ihm abwenden und er sie ungehindert gehen lässt. Zum zweiten Mal, als deren Leute sich mitten in der Nacht weigern, sich für die Schwarzen zu erklären.
  • Die Szene, in der Daemon im Traum mit seiner Mutter schläft, war selbst für Targaryen-Verhältnisse etwas zu heftig.

Fazit

Es ist eine langsame Episode, die durch ihre sehr ruhige und zurückhaltende Art die bisher schwächste der Staffel darstellt. Das liegt vor allem daran, dass selbst die ruhigen Momente es versäumen, bei den Figuren hinter die Facetten blicken zu lassen. Hoffentlich geht es nach dieser eher durchschnittlichen Episode wieder bergauf und man nutzt die gestellten Weichen in der nächsten Woche auf geschickte Art und Weise.

Marie Müller - myFanbase

Die Serie "House of the Dragon" ansehen:


Vorherige Review:
#2.04 Der rote Drache und der Goldene
Alle ReviewsNächste Review:
#2.06 Das gemeine Volk

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "House of the Dragon" über die Folge #2.05 Der Prinzregent diskutieren.