Bewertung

Review: #2.04 Das Wort zum Sonntag

Foto: Elisabeth Moss, Mad Men - Copyright: 2008 Carin Baer/AMC
Elisabeth Moss, Mad Men
© 2008 Carin Baer/AMC

Don und Betty Draper sind für mich die Charaktere, die derzeit am interessantesten sind. Ich war ja schon in der letzten Episode begeistert, doch diese Folge konnte das alles noch toppen, weil es Entwicklungen gab, die unerwartet kamen und mich emotional sehr berührt haben.

"Come dance with me." - "I thought we weren't doing anything today."

Die beiden am Sonntag morgen gemütlich zusammen im Bett vorzufinden, war irgendwie ungewohnt, doch es war schön mit anzusehen, wie nahe sie sich doch stehen. Als sie dann auch noch zusammen getanzt haben, habe ich mich ernsthaft gefragt, was denn hier gerade passiert. Ein Ehepaar, das gemütlich einen Sonntag miteinander verbringt, vertraut miteinander ist und sich an der Anwesenheit des anderen erfreut. Solche Szenen hat man von den beiden selten zu sehen bekommen und es war schön, sie mal von dieser Seite zu sehen, als glückliches Ehepaar. Am Besten hat mir gefallen, wie sie an diesem Sonntag einfach das Abendessen mit den Kindern verpasst haben. Hätte Bobby das Bett nicht zum Einstürzen gebracht, wäre es ihnen wohl nicht eingefallen. Sie haben sich irgendwie in einer Blase versteckt, in der alles schön und gut ist und plötzlich platzt diese Blase und die Realität kommt zurück.

Im ersten Moment musste ich noch lächeln, als ich die glückliche Familie im Schlafzimmer gesehen hab, doch plötzlich setzte die Aggressivität von Betty ein, der man deutlich anmerkt, dass sie mit ihrem Sohn überfordert ist. Sie kommt nicht zu ihm durch und er hört nicht auf sie und man merkt sehr stark, dass sie damit nicht klar kommt. Sie gibt die Verantwortung an Don ab, der damit mehr oder weniger nichts zu tun haben will. Ich habe mich gefragt, wieso er nichts unternimmt, denn ehrlich gesagt, hätte es zu ihm gepasst, wenn er seinen Sohn bestraft hätte. Doch er bleibt erstmal ruhig und versucht seinen Sohn mit Worten zu besänftigen. Ich kann mir einerseits vorstellen, was in Betty vorgehen muss, wenn sie den ganzen Tag zuhause mit den Kindern verbringen muss und Schwierigkeiten bei der Erziehung hat. Doch dass sie dann die ganze Schuld auf Don schiebt und ihm sagt, er soll seinen Sohn verprügeln, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Irgendwie passt das mit ihrem Verhalten in den letzten Episoden nicht ganz zusammen. Ich hätte eher angenommen, dass sie durch das Selbstbewusstsein, das sie sich aufgebaut hat, die Sache ohne Don klärt. Wahrscheinlich ist sie der Meinung, dass Don mehr Einfluss auf die Kinder hat. Doch Don hält sich schön aus der Sache heraus und am Ende der Episode erfahren wir auch warum.

Ich war wirklich erstaunt darüber, wie Don nach einem unglücklichen Arbeitstag, seine Wut herauslässt. Da war er die ganze Episode über eher ruhig, wenn es um seinen Sohn ging und plötzlich schleudert er das Spielzeug mit voller Wucht gegen die Wand. In dem Moment dachte ich, dass er jetzt komplett ausflippt und seinen Sohn tatsächlich schlagen wird. Doch Don verdrückt sich und flieht vor der Situation. Hier ist es Betty, die sich gegen ihn wehrt und versucht, ihm ein schlechtes Gewissen zu machen. Als beide sich gegenseitig geschubst haben, musste ich richtig schlucken, weil ich damit absolut nicht gerechnet habe. Ich dachte in dem Moment, dass alles außer Kontrolle gerät, doch Betty haut schnell ab, was, glaube ich, die richtige Entscheidung hier war. Ich weiß nämlich nicht, wie weit sich die Situation noch zugespitzt hätte.

"My father beat the hell out of me. All it did was make me fantasize about the day I could murder him."

Was dann jedoch folgt, hat mein Herz beinahe gebrochen. Don ist total aufgewühlt und man merkt ihm sofort an, dass er Schuldgefühle hat und bereut, dass er Betty geschubst hat. Als dann sein Sohn in der Tür steht, hatte ich erstmal Angst, dass etwas Schlimmes passiert, doch mit dieser Unterhaltung habe ich nicht gerechnet. Wir erfahren also, dass Dons Vater ihn als Kind geschlagen hat und das sitzt immer noch sehr tief. Ich hätte ihn da am liebsten in den Arm genommen, wie Bobby es getan hat, kurz nachdem er Don sagt: "We have to get you a new Daddy.". Da hab ich richtig Gänsehaut bekommen und das ist für mich auf jeden Fall DIE Szene der ganzen Episode. Natürlich hat mir das Gespräch mit Don und Betty abends im Bett auch gefallen, doch die Szene mit Bobby fand ich um einiges emotionaler. Betty und auch wir Zuschauer erfahren also etwas mehr aus Dons Vergangenheit und seinen Hass gegenüber seinem Vater. Ich bin sehr dankbar über diese Szene, weil sie uns den Charakter des Don Draper wieder etwas näher bringt. Ich bin gespannt, wie sich die Situation bei den Drapers nach dieser Unterhaltung entwickeln wird und weiß hier auch wieder, weshalb die beiden derzeit zu meinen Lieblingscharakteren gehören.

"You want me to bring home, what I got in the office today, I'd put you through that window."

Neben der emotionalen Seite, erleben wir auch die starke Seite von Don. Diese kommt immer hervor, wenn er in der Agentur ist und das macht, was er am Besten kann. Leider hilft ihm das dieses Mal nicht wirklich, denn Sterling Cooper verliert American Airlines als Kunden. In dieser Storyline haben mir die Momente, die für Aufheiterung gesorgt haben, am besten gefallen. Da hätten wir einerseits einen Pete, der in den knappesten Männerhosen ins Büro kommt, oder die komplette Abteilung in Reih und Glied, um den Kunden zu empfangen. Hier musste ich doch Schmunzeln. Letzten Endes bekommt die Agentur den Auftrag doch nicht und dies passt irgendwie zur Story von Don in dieser Folge. Zuerst hat er zuhause Probleme mit seiner Frau, dann gibt er Bobbie nach, die ihn erneut verführt und zum Schluss hat er auch noch beruflich Probleme. Kein Wunder, dass er irgendwann die Kontrolle verliert. Das dies nun im eigenen Heim passiert, ist unglücklich für Betty, doch das zeigt, dass Don auf jeden Fall seine Grenzen hat und irgendwann nicht mehr alles hinnimmt. Mich wundert sowieso, dass er erst am Ende der Episode aus sich herauskommt. Wenn ich mich an den alten Don erinnere, so hätte er nach einem solchen Arbeitstag nicht mal den Weg nach Hause gefunden, sondern hätte eine andere Frau gesucht. Hier kommt er zwar aufgewühlt, aber ruhig, nach Hause und flippt dann erstmal aus, was ihm auch sofort Leid tut. Ich frage mich wirklich, was diesen Mann dazu bringt, das zu tun, was er macht. Nun wissen wir ein kleines Detail mehr, doch ich bin sicher, dass da noch einiges kommen wird.

"These kids..." - "For the little one."

Die zweite große Handlung in dieser Episode betrifft Peggy. Hier hat mich sehr gefreut, dass wir Colin Hanks in der Rolle des Father Gill gesehen haben. Ich mag den Schauspieler sehr gern und fand er hat den Priester richtig gut gespielt. Er war mir sofort sympathisch. Ich frage mich nur, wo diese Story hinführen soll. Schließlich ist er ein Priester und ich hatte das Gefühl, dass sich zwischen den beiden etwas entwickeln könnte, da man schon eine Spannung bemerkt hat. Ich lass mich da überraschen. Peggys Schwester Anita hat sich nach dieser Folge jedoch ins eigene Fleisch geschnitten. Ich mag sie nicht mehr, weil ihre Beichte wirklich unmöglich war. Sie ist total eifersüchtig auf Peggy und macht sie deshalb vor dem Priester schlecht. Das geht meiner Meinung nach gar nicht, schließlich ist es ihre Schwester. Ich weiß zwar nicht, welche Entwicklung die Story dadurch nimmt, aber mit der Tat bin ich unzufrieden. Da ging sie mir sehr auf die Nerven und ich hoffe, dass Peggy und sie deshalb noch eine Auseinandersetzung haben werden. Das würde ich gerne sehen, vor allem wie Peggys Reaktion darauf ist. Schließlich wird sie jemandem die Schuld daran geben, dass Father Gill nun die Wahrheit kennt. Das wäre eine interessante Situation, da Peggy doch ganz gut mit ihrer Familie klar kommt und nun dieser Vertrauensbruch entsteht. Ich bin gespannt, wie sich das entwickelt, auch wenn ich Anitas Beichte nicht befürworten kann.

Fazit

Die unterschiedlichen Entwicklungen machen diese Episode auf jeden Fall sehr interessant. Wir erleben einen Don, der uns Einblick in seine Vergangenheit gibt, eine aggressive Betty und eine zuerst harmonische und dann gestörte Familiensituation. Eine sehr schöne Entwicklung, die der Episode gut getan hat und die Freude auf die kommenden Folgen steigert.

Alex Olejnik - myFanbase

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