Bewertung

Review: #3.04 Mein Wille geschehe

Foto: January Jones, Mad Men - Copyright: Carin Baer/AMC
January Jones, Mad Men
© Carin Baer/AMC

Habe ich in meiner letzten Review noch spekuliert, wohin sich die Geschichte rund um Grandpa Gene und Sally bewegen wird, so wissen wir jetzt, sie führt leider nirgendwo mehr hin. Sie hat ein plötzliches Ende gefunden. Denn gerade als der alte Mann sich im Draper'schen Haushalt richtig eingelebt hat und als er zu einem guten Freund für Sally wurde, verlässt er sie wieder. #3.04 The Arrangements wird überschattet vom diesem unerwarteten Ausgang, denn Genes Tod erschüttert nicht nur Sally tief, sondern auch der Zuschauer braucht nach diesem intensiven letzten Drittel der Episode erst einmal etwas Zeit, um sich zu erinnern, was abgesehen davon noch passiert ist.

"I'm your little girl. I know it must be horrible to be looking at whatever you're looking at, but can't you keep it to yourself?"

Ich finde es unheimlich schade, dass Gene jetzt tot ist. Ich habe mich gerade an ihn gewöhnt und angefangen ihn zu mögen, besonders seine Szenen mit Sally waren sehr berührend, und dieses Großvater-Enkelin-Gespann hat sehr gut funktioniert. Doch bevor Gene stirbt, trifft er die letzten Vorbereitungen für sein Ableben, er klärt mit Betty sein Testament und seine Hinterlassenschaften und er schenkt Bobby einige seiner schönsten Erinnerungsstücke. Ich würde nicht so weit gehen zu behaupten, dass Gene sich bewusst für seinen Tod entschieden oder vorbereitet hat, aber ich denke der alte Mann hat wohl geahnt, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleibt. In dieser Episode wird noch einmal klar gezeigt, was für eine Person Gene Hofstadt war. Er misstraute Don, und ließ das ihn und auch Betty deutlich spüren. Er glaubte, dass Bettys Heirat ein Fehler war. Er kritisierte seine Tochter, und ihre Art sich vor den Wahrheiten des Lebens und den Gefühlen zu verstecken. Er verglich sie mit Scarlett O'Hara, was meiner Meinung nach den Kern der Sache wirklich gut trifft. Und auch wenn Gene mit seiner Demenz zu kämpfen hatte, so sah er doch ziemlich klar, wie oberflächlich doch die Familienidylle ist, die Betty lebt. Betty will davon mal wieder nichts wissen, sie verschanzt sich immer mehr hinter ihrem Panzer aus Ignoranz, sie möchte nicht nur von ihren eigenen Problemen nichts wissen, auch die der Menschen, die sie liebt, will sie nicht an sich heranlassen. Ich frage mich langsam, wieso? Denn besonders als sie am Ende Sally mit ihrer Trauer völlig sich selbst überlässt und wieder einmal nur vor den Fernseher schickt, überschreitet sie klar eine Grenze. Es ist herzzerreißend, wie das Mädchen am Ende allein vor dem Fernseher liegt. Besonders tragisch wird die Situation dadurch, dass sie gerade jemand gefunden hatte, dem sie sich anvertrauen konnte. Gene und Sally haben wunderbar harmoniert, besonders in ihrer Eisessen-Szene, als Gene Sally sagt, dass sie ihn sehr an seine verstorbene Frau Ruth erinnert. Und er ermutigte Sally, etwas aus sich zu machen, und nicht wie ihre Mutter hinter einer Fassade zu verkümmern.

Im Gegensatz zu diesen schon fast feministischen Ansichten, die Gene Sally gegenüber äußert, stehen seine erzkonservativen Vorstellungen vom Krieg, die klar werden, als er Bobby einen Soldatenhelm aus dem ersten Weltkrieg schenkt. Don ist darüber entsetzt und versucht Bobby klarzumachen, dass Krieg kein Spiel ist, und auch der Feind ein Mensch sei. Nach diesem Aufeinandertreffen mit Gene erinnert sich Don wieder einmal an seine Eltern, er betrachtet ein altes Bild von ihnen. Der Zuschauer ist einmal mehr völlig im Unklaren, was in Don vorgeht. Und ich hoffe, wir bekommen diesbezüglich bald einmal Antworten oder wenigstens Andeutungen, die einen Hinweis geben, wie es momentan um Don steht.

"During the Depression I saw someone throw some bread of a truck, it was more dignified."

Wie schon oben erwähnt treten alle anderen Geschichten dieser Folge hinter denen um Genes Tod zurück, so auch die Ereignisse bei Sterling Cooper. Dort hat Pete einen neuen Klienten an Land gezogen, der einen komplett neuen Sport vermarkten möchte. Jai Alai, so heißt dieser Sport, ist für jeden offensichtlich eine Schnapsidee, und Don hat moralische Bedenken das Geld des Kunden anzunehmen, da er sich dem Vater des Klienten verpflichtet fühlt. Hierbei sehen wir einmal wieder Don als den Mann mit den hohen moralischen Prinzipien, die er bei seiner Arbeit an den Tag legt, und die im Widerspruch zu seiner immer wieder ausgelebten Untreue ohne Reue stehen. Aber außer ein paar amüsanten Szenen bleibt von dieser Geschichte leider nicht sehr viel haften. Nebenbei erlebt Peggy einen kleinen Triumph, denn wie von ihr von Anfang an vermutet, ist der Patio-Werbespot, der eine identische Kopie von Ann-Margarets "Bye, Bye, Birdie" ist, ein Desaster. Das einzig Gute was daraus resultiert, ist, dass Salvatore zum Werberegisseur befördert wird.

"Fun loving girl, responsible sometimes, likes to laugh, lives to love, ..., no dull moments or dull men tolerated."

Aber der Schwerpunkt Peggys ist diesmal ihr geplanter Umzug nach Manhattan. Den hat sie nun beschlossen, und auch wenn sie ihre Mutter damit vor den Kopf stößt, hat Peggy am Ende dieser Episode eine neue Mitbewohnerin in Manhattan, die von der zauberhaften Carla Gallo dargestellt wird, und von der ich mir erhoffe, dass wir sie jetzt öfter sehen. Ich bin gespannt, wie Peggys Leben sich jetzt verändert. Und wie immer in der letzten Zeit weiß Peggy in all ihren Szenen zu überzeugen, ich mag es, wie sich anscheinend langsam eine Freundschaft zwischen ihr und Joan entwickelt, und ich fand es sehr schön, einmal wieder etwas von Peggys Familie, von ihrer Schwester und ihrer Mutter zu sehen. Aber im Gegensatz zu den bisherigen Episoden bleibt doch außer der Tatsache, dass sie jetzt ein richtiges Manhattan-Girl ist, nicht viel von ihr hängen.

Fazit

Schon allein an der Tatsache, dass ich jetzt schon zum abschließenden Urteil zu dieser Episode komme, kann man erahnen, dass sie leider nicht perfekt war. So gerne ich ihr die volle Punktzahl geben würde, weil Gene und Sally diese absolut verdient hätten, so waren doch die anderen Storylines dieser Folge leider zu nichtssagend. Man kann noch erwähnen, dass Salvatores Ehefrau aufgrund einer sehr weiblichen Performance von ihm mittlerweile wohl etwas von seiner wahren Natur erahnt. Und man kann noch ein wenig zu den zeitgeschichtlichen Referenzen anbringen, aber mich persönlich hat die Einbindung des damaligen Trendsportes Jai Alai nicht sehr interessiert. Aber der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass dieser äußerst gefährliche Ballsport damals durchaus sehr beliebt war, auch wenn es definitiv nicht das neue Baseball wurde. Wesentlich interessanter waren da schon die Nachrichten, die am Ende liefen, und die zeigen, dass wir uns einer politisch brisanten Zeit, mit den ersten Anzeichen des Vietnamkonfliktes nähern. Und so gebe ich 7 Punkte, die sich Sally und Gene fast im Alleingang verdient haben.

Cindy Scholz - myFanbase

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