Bewertung

Review: #2.16 Das Herz von Cora

Eigentlich sollte es kinderleicht sein, eine Episode, in der es so viele Höhepunkte gibt, zu resümieren, doch die Wahrheit ist, dass ich schon dem Nervenzusammenbruch nahe war, weil mir partout keine gute Einleitung für diese Review einfallen wollte. Würde ich für ein Boulevardmagazin schreiben, hätte ich solche Probleme natürlich nicht, denn dann könnte ich einfach reißerische Schlagzeilen wie "Skandal! Müllerstochter knutscht mit Rumpelstilzchen", oder "Mord aus Rache! Snow White vergiftet die Herzkönigin mit einem Herz" als Aufhänger verwenden. Wenn wir schon dabei sind: erscheint der Mirror, die Zeitung von Storybrooke, eigentlich noch?

Es ist schon eine besondere Folge, die uns hier geboten wird. Endlich erfahren wir Coras Geschichte, die sich erwartungsgemäß an dem Rumpelstilzchen-Märchen orientiert. Cora, die arme Müllerstochter, sollte aus Stroh Gold spinnen, um sich damit das Recht zu verdienen, den Prinzen Henry zu heiraten. Auf Scheitern stand der Tod. In dieser Situation kam ihr Rumpelstilzchen zur Hilfe, der sie tatsächlich lehrte, Stroh in Gold zu verwandeln. Völlig anders als im Ursprungsmärchen, verliebte sich Cora allerdings in Rumpelstilzchen und riss sich schließlich das eigene Herz heraus, um auf dem Weg zur Macht nicht von Gefühlen behindert zu werden. Im Originalmärchen hingegen zeriss sich Rumpelstilzchen aus Wut darüber, dass die Müllerstochter seinen Namen herausgefunden hat, selbst. Alle Begegnungen der Müllerstochter mit Rumpelstilzchen, ob nun bei den Gebrüdern Grimm oder in "Once Upon a Time", enden offenkundig mit brutaler Selbstverstümmelung.

Cora hat ihr Credo "Liebe ist Schwäche" von Henrys Vater, einem gierigen König, der gut und gerne ein naher Verwandter von König George sein könnte, übernommen. Wir wissen ja schon seit der Folge #2.09, dass Cora ihr Herz gerne außerhalb ihres Körpers versteckt, aber die ganze Tragweite dieser wortwörtlichen Herzlosigkeit begreifen wir erst jetzt wirklich. Seit Cora ihr Herz in eine Box gepackt hat, war es nicht wieder in ihrer Brust, so dass sie ihre Tochter Regina nie wirklich lieben konnte. Erst, als Regina ihr das Herz wieder einsetzt, nicht ahnend, dass es von Snow verflucht wurde, erkennt Cora, dass ihr Streben nach Macht falsch war und dass die Liebe zu ihrer Tochter völlig ausgereicht hätte, um glücklich zu sein.

Dass Coras Tod mit einer solchen Tragik verbunden sein würde, hätte ich persönlich nicht erwartet. Für mich war Cora ein absolutes Feindbild, aber ihr letztes, strahlendes Lächeln in Richtung ihrer Tochter und ihre Abschiedsworte wecken die sehr traurige Erkenntnis, dass sie eine gute Mutter hätte sein können, wäre sie nicht als junge Frau der falschen Idee gefolgt. Sie hat sich freiwillig das Herz herausgerissen, weil ihr Macht wichtiger war als Liebe und sie sich nicht vorstellen konnte, dass aus Liebe etwas Gutes erwächst. Eine fatale Fehlentscheidung, die unfassbar viel Leid verursacht hat.

Einer der Gründe, weshalb Cora damals diese falsche Entscheidung traf, war eine Demütigung, die sie durch die junge Prinzessin Eva, Snows Mutter, erfahren hat. Damit kennen wir nun auch die Verbindung zwischen Cora und Eva. Snows Mutter war damals tatsächlich ein kleines Miststück und hat Cora mies behandelt, aber herzlos musste die Müllerstochter deshalb nicht gleich werden. Eva zu verzeihen, oder über das kindische Verhalten der jungen Prinzessin zu stehen, wären wahrlich besseren Entscheidungen gewesen. Wie wir wissen, hat sich Eva letztlich doch noch zu einer sehr warmherzigen, großzügigen Königin entwickelt, die keine Ähnlichkeit mehr mit der jungen Prinzessin hatte, auf die Cora damals traf. Dass dieser eine Moment, diese dumme Jugendsünde von Eva, für die sie sich später selbst geschämt haben dürfte, einen dermaßen verheerenden Stein ins Rollen gebracht hat, kann man nur als pure Tragik bezeichnen. Wer möchte, kann daraus eine simple Lektion lernen: sei immer freundlich und gut, du weißt nie, was du damit anrichtest, wenn du es mal nicht bist.

Snow/Mary Margaret spürt die fatalen Nachwirkungen von Coras und Evas damaliger Begegnung mehr als je zuvor. Nachdem sich schon in der vorherigen Folge klar angedeutet hat, dass Snow vor einem Wendepunkt steht und ihre dunkle Seite stärker zum Vorschein kommt, führt sie nun willentlich Coras Tod herbei. Sie verflucht Coras Herz mittels der magischen Kerze und bringt dann Regina dazu, Cora das Herz einzusetzen. Ich denke allerdings nicht, dass Snow damit auch gleichzeitig Regina quälen wollte, vielmehr war die Manipulation von Regina für Snow die einzige Möglichkeit, den Plan zu vollenden. Snow selbst wäre vermutlich niemals nahe genug an Cora heranzukommen, um ihr das Herz in die Brust zu stoßen.

Es wird Snow ganz sicher sehr belasten, den Tod von Cora herbeigeführt zu haben, während Regina nun mehr denn je voller Hass auf ihre Stieftochter sein dürfte. Das Verhältnis zwischen Snow und Regina ist vergifteter als jeder Apfel.

Emma benutzt in dieser Folge wieder Magie, was ich persönlich sehr spannend finde. Ich hoffe, dass wir davon in den kommenden Folgen noch mehr sehen werden und auch stärker thematisiert wird, was Snow und David von den Kräften ihrer Tochter halten. Emma aktiviert ihre Magie, indem sie an die Menschen denkt, die sie liebt und die sie beschützen will. Man kann hier also von weißer Magie sprechen, die aber auch nicht ungefährlich ist. Etwas albern fand ich allerdings die Sache mit der unsichtbaren Kreide. Wozu sollte das gut sein? In Mr. Golds Laden befinden sich so viele magische Artefakte, die jeder sehen und berühren kann, warum ist ausgerechnet diese Kreide unsichtbar?

Darüber hinaus finde ich es ziemlich schade, dass Ruby momentan so wenig zu tun bekommt. Statt dass sie beim Kampf gegen Regina und Cora helfen darf, wird sie dazu abkommandiert, auf Henry aufzupassen. Da diesem aber gar keine unmittelbare Gefahr gedroht hat, hätte man ihn auch zu den Zwergen oder zu Rubys Großmutter schicken können, die zudem ebenfalls nicht gerade wehrlos sind. So hätte Ruby dann am Hauptgeschehen teilnehmen können.

Maret Hosemann - myFanbase

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