Bewertung

Review: #2.16 Chicago

Der nächste Flüchtling kann von der Liste gestrichen werden. Michael und Sara kommen sich endlich immer näher und sind kurz davor, herauszufinden, was Saras Vater im Schließfach hat.

Sprung in die Freiheit

Da die meisten Mitarbeiter von Mahone kaum noch Vertrauen zu ihm haben, war es an der Zeit, einen neuen Untertan zu ergattern und wer könnte für die weitere Jagd der Flüchtlinge besser geeignet sein als Bellick, der schon einige richtige Riecher hatte. Dieser tut natürlich alles für seine Freiheit. Als erstes soll er Haywire finden, was nicht so schwer war, weil man wusste, wo er sich wohl ungefähr aufhält. Interessant ist hierbei vor allem, Bill Kim wieder zu beobachten. Dass Mahone plötzlich seine Priorität auf Haywire legen soll, weil er zufällig nicht so weit weg von der Präsidentin ist, zeigt seine Unsicherheit und Angst vor weiteren Fehlern.

Bellick findet Haywire also schnell, doch statt sich anzupirschen und ihn festzunehmen, ruft er ihn aus großer Entfernung zu. Sehr clever! Was hat sich Bellick denn dabei gedacht. Hätte man an dieser Stelle keinen Ast knacken lassen können? Natürlich flieht Haywire auf den Ruf und der Abstand ist groß genug, um Bellick keine Chance zu lassen. Er hat auch ein bisschen mehr Masse mit sich rumzuschleppen. Immerhin hat er ihn trotzdem in die Enge treiben können, was wohl eher durch Haywires Geistesgestörtheit zustande kam. Was mich jetzt allerdings wirklich überrascht hat, war, dass Mahone selbst dorthin will. Wahrscheinlich wollte er erstmal rausfinden, ob Haywire nicht doch noch irgendwelche wichtigen Informationen hat. Sonst hätte er ihn durch Bellick doch einfach zur Strecke bringen lassen können und hätte sich die Hände nicht schmutzig machen müssen.

So musste er mit unwillkommenen Schaulustigen umgehen. Als Mahone aber wusste, was Haywire wirklich vorhat, ist er dann seiner erzwungenen Pflicht nachgegangen und hat ihn in gewissem Sinne in den Tod gesprungen. Wie nahezu ausdruckslos Mahone die Situation kontrollierte, war schon krass. In seinen Worten steckte dann aber auch so viel Erlösung, dass man sehr gut nachvollziehen kann, wie gefangen sich Mahone selbst fühlt. Ich glaube, er ist überzeugt gewesen, dass dieses Ende das beste für Haywire war und er selbst ein bisschen Sehnsucht nach der eigenen Freiheit hat.

Dass man Haywire nochmal derart in die Gesamthandlung eingebunden hat, halte ich dennoch für überflüssig. Die plötzliche Wiederaufnahme seiner Geschichte in der letzten Woche wirkte einfach so, als wenn die Autoren selbst vergessen hatten, dass er noch existiert und so haben sie ihm schnell ein Ende geschrieben. Dieses ist wenigstens gut gelungen, aber mich stört Haywires Ausscheiden in keiner Weise. Gut, dass sie es endlich hinter sich gebracht haben.

Täuschungsmanöver

Was man nicht zu glauben wagte, ist tatsächlich eingetreten. Bill hatte eine richtig clevere Idee. Er hat die Anrufe der Präsidentin bei Kellerman nur vorgetäuscht um an Informationen zu kommen. Eigentlich eine geniale Idee aber Kellerman ist zum Glück nicht auf den Kopf gefallen und hat ihn noch rechtzeitig durchschauen können. Leider heißt das noch lange nicht, dass Kellerman auf jeden Fall auf der Seite der Brüder ist. Die wahre Präsidentin könnte ihn immernoch überreden, aber ob es dazu sobald kommt, ist fraglich. Kellerman hat es auf jeden Fall im Moment überhaupt nicht leicht. Er verrät gerade alles, was er die letzten Jahre so energisch vertreten hat, er ist mit Leuten unterwegs, die ihm nicht trauen und sogar in Gestalt von Sara in erster Linie töten wollen. Einzig der Rachegedanke lässt ihn weitermachen und nachdem er die Täuschung von Bill durchschaut hat, ist der Wunsch nach Rache sicherlich stärker denn je.

Trotz der inneren Spannungen sind Michael, Lincoln, Sara und Paul ein wirklich starkes Team, dass man nie unterschätzen sollte. An Ideen mangelt es ihnen auch nicht. Dass der Absprung vom Zug nur vorgetäuscht war, konnte man zwar vorhersehen, auch wenn nicht ganz klar war, warum die Attrappen so lange in den Wald rannten, aber wer Angst um sein Leben hat, ist dann sicherlich vorsichtiger. Die vier sind dann also recht widerstandslos nach Chicago gekommen und machen sich nun auf zu dem Club, wo sich das Schließfach befindet.

Ich war ein bisschen überrascht, dass die Brüder gar nicht wissen, was in dem Fach ist. Hat ihnen ihr Vater nicht schon längst erzählt, dass es eine Tonaufnahme vom Bruder der Präsidentin gibt, die nach seinem angeblichen Tod datiert war? Ich gehe so sehr davon aus, dass sie genau dies dort finden, dass ich etwas verwundert war, dass daraus so ein Geheimnis gemacht wurde. Vielleicht wollte man aber vor Kellerman einen kleinen Vorsprung behalten oder ich habe bei all den Serien, die gerade laufen, einfach etwas durcheinander gebracht.

Wie ich euch, so ihr mir

C-Note hat aber auch ein bisschen viel Pech bei seiner Flucht. Er will sich nur ein Sandwich kaufen und gerät gleich mal in einen Überfall. Aus Angst vor der Polizei übernimmt er die Initiative und entpuppt sich als der bessere Räuber. Er weiß genau, was man machen muss, wie man sich verhalten sollte und kann so eine Panik vermeiden und alle beruhigen. Der eigentliche Bankräuber ist aber leider unberechenbar und macht auch noch ne Geiselnahme daraus. C-Note beendet den Überfall dann und kann sich zum Glück der Symphatie der anderen bedrohten Besucher erfreuen, die ihn durch die Hintertür entkommen lassen, bevor die Polizei eintrifft. Wird das noch ein Nachspiel haben? Im Prinzip gibt es doch überall Überwachungskameras, die aufgezeichnet haben müssten, was passiert ist. Dadurch wird er zwar vielleicht nicht gleich seine Strafe los, aber vielleicht können sich die Flüchtigen in dieser Weise auch mal in ein gutes Licht stellen. Trotzdem wirkt die gesamte Geschichte ein wenig aufgesetzt, als wenn man nicht genau wüsste, was man mit C-Note sonst erzählen sollte. Allerdings freue ich mich auch über jede Minute C-Note, selbst wenn es nicht gleich vom Hocker reißt.

Familienleben

T-Bag ist wirklich durchgedreht. Er glaubt fest daran, dass er mit Susan und ihren Kindern gemeinsam eine normale Familie darstellen kann, die glücklich bis an ihr Lebensende ist. Das wird dann wohl ein kurzes Leben. Man erkennt in jeder Sekunde die Angst in Susans Gesicht, obwohl ich inzwischen überzeugt bin, dass T-Bag nichts Böses mit ihnen vorhat. In einem gewissen Sinne ist es fast gemein, dass er keine Chance bekommt, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich sie ihm auch nicht geben könnte, wenn ich in einer solchen Situation wäre. T-Bag glaubt aber ganz naiv weiter daran und lässt sich selbst durch Rückschläge nicht aus der Bahn werfen. Ein neuer Ort soll also das allumfassende Glück bringen. Nein, das glaube ich nicht. Mal schauen, welcher Zufall in diesen Handlungsstrang wieder mehr Dynamik bringt.

Fazit

Seit Mitte der Staffel ist man beim Schauen wieder in so einer Grundangespanntheit, die das bewerten schwierig macht. Es war nicht alles goldig, aber man merkt, dass es vorwärts geht und ist gespannt auf die nächste Folge. Solide sieben Punkte sind es allemal. Mit großer Hoffnung auf die restlichen Folgen lassse ich die Skala nach oben somit bewusst noch offen.

Emil Groth - myFanbase

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