Bewertung

Review: #2.04 Stressfaktoren

Wir sind es von "Quantico" seit Beginn gewohnt, dass es zwei Zeitebenen gibt und in Staffel 2 kristallisiert sich nun immer mehr heraus, dass die Erzählweise nicht funktioniert. Während man bei der packenden und überraschungsreichen Zukunftshandlung gern länger verweilen würde, zieht die Gegenwartshandlung das Gesamtbild der Episode mächtig nach unten.

"Your greatest weakness can't be conquered, but if you embrace it, it can't kill you either."

Es ist genau wie in Staffel 1. Woche um Woche werden die Rekruten vor eine neue Aufgabe gestellt, fallen sich dabei entweder gegenseitig in den Rücken oder finden einen Draht zu einander und Alex versucht, besonders aus der Masse heraus zu stechen und brät sich eine Extrawurst. Das Ganze wird dieses Mal unter dem Deckmantel eines Stresstests durchgeführt und auch wenn Alex zu Beginn der Übung ganz unten auf dem Murder-Bord steht, ist wohl jedem sofort klar, dass man Alex nicht aus der Farm werfen wird. Zu einem späteren Zeitpunkt wenn klar wird, dass Alex verdeckt für das FBI arbeitet, wäre dies vielleicht denkbar, doch momentan kann man sich sicher sein, dass Alex der AIC weiterhin nachspionieren kann.

Das einzig interessante an der Übung der Woche wäre es, genau zu erfahren, wo die Schwächen der einzelnen Rekruten liegen, doch darauf legt man nur einen untergeordneten Wert. Dayana wird erneut mit ihrer Arbeit als Anwältin konfrontiert, Léon droht man mit einem nicht näher beschriebenen Gesicht aus der Vergangenheit, Ryan fühlt man wegen dem FBI auf den Zahn und so weiter. Große Überraschungen gab es hier nicht und da man sich nicht die Mühe gemacht hat, uns die neuen Hauptcharaktere näher zu bringen, wird es immer schwieriger, mit ihnen warm zu werden. Sie schwirren nun bereits seit einem Monat in der Serie umher, doch liebgewonnen hat man noch keinen, da die Autoren mit ihnen nicht in die Tiefe gehen, keine Bindungen knüpfen und uns auch nur winzige Häppchen an Informationen geben. Es fällt so schwer, sich an diese Eindringlinge in der Serie zu gewöhnen, dass ich mich richtig gefreut habe, dass man dieses Mal wenigstens Ansätze von Freundschaftsmomenten gezeigt hat. Denn obwohl die Übung der Woche zum Gähnen war, brachte sie im Endeffekt wenigstens Léon und Dayana sowie Harry und Sebastian einen Schritt näher zusammen.

Einen Schritt auseinander tun dafür Alex und Ryan. Das ist nicht weiter verwunderlich, da wir schließlich wissen, dass die beiden ein Jahr später kein Paar mehr sind. Dennoch macht es keinen Spaß, auch an dieser Stelle wieder die Ansätze von Staffel 1 durchschimmern zu sehen, in der Alex und Ryan häufiger Schluss gemacht haben, als man zählen konnte. Wenn Staffel 2 so aufgebaut ist wie die erste, dann haben wir noch 18 Episoden Zeit, um zur Zukunftshandlung des Staffelauftaktes aufzuschließen, wodurch Alex und Ryan noch alle Zeit der Welt bleibt, um sich zu entfremden. Daher eine Bitte an die Autoren: Lasst das Beziehungsdrama bleiben. Denn obwohl momentan nicht eine einzige Liebesgeschichte in der Serie erzählt wird, ist das Gesamtgefühl harmonischer als in Staffel 1, wo sich die ganzen Aufs und Abs der verschiedenen Paare zu unliebsamen Storyelementen aufgetürmt haben.

Trotz der belanglosen Handlung gab es ganz am Ende eine wichtige Erkenntnis: Leigh scheint einiges zu verbergen und hinter der Wanze zu stecken, durch die das FBI die AIC nicht selbst bespitzeln konnte. Da Leigh erst in der letzten Episode aufgetaucht ist und bisher keinen großen Eindruck hinterlassen hat, war ich von dieser Entwicklung zwar ein wenig überrascht, aber großes Interesse hat sich an der Figur noch nicht entwickelt. Die aufgedrehte Leigh ist bis zu diesem Zeitpunkt nicht mehr als eine redselige Frau, die alles auf den Punkt plant. Bis auf diese bunte Hülle ist Leigh jedoch relativ farblos und man sollte sich mehr anstrengen, um sie und ihre Kommilitonen ansprechender zu gestalten. Das Harry Alex und Ryan auf der Spur ist und dass Ryan in der letzten Episode Léon verdächtigte hatte, ein Spitzel zu sein, wurde diese Woche mit keiner Silbe erwähnt, was dem Gesamtbild der Folge ebenfalls nicht gut tut.

"Everything that they do is a distraction."

Nun zum angenehmen Teil der Episode. In der Zukunftshandlung hat man diese Woche bedeutende Schritte gemacht. Zunächst hat Alex Kontakt zu Raina aufgenommen (einzig unlogischer Punkt war dabei für mich das spontane Erlernen von Swahili). Es ist äußerst wichtig, in die Handlung auch die anderen Hauptcharaktere einzubinden, besonders deshalb, weil diese in der Gegenwartshandlung arg auf der Strecke bleiben und neben minimalen Auftritten Null Entwicklung hinlegen. Der Ansatz, dass Alex nun mit Raina gemeinsame Sache macht, war daher sehr gut, um so enttäuschender ist es, dass es das schon wieder gewesen ist, da die beiden ihren gemeinsamen Plan nicht in die Tat umsetzen konnten. Raina wurde anschließend zu den Geiseln zurückgebracht, während die Terroristen nun Jagd auf Alex machen und man die Episode mit dieser Wendung zu einem jähen Ende bringt.

Einen weiteren Schritt nach vorn macht man durch Eric Boyer. Jener bringt Miranda nicht nur dazu, vor uns Zuschauern einzugestehen, dass sie mit den Terroristen unter einer Decke steckt, er gibt auch Shelby einen wichtigen Wink und legt damit den Grundstein für einen Handlungsstrang gegen Miranda und Unterstützung für Alex. Die Sache wurde interessant in die Wege geleitet, aber ich hätte mir erhofft, dass man Eric Boyer länger am Leben gelassen hätte und uns ein wenig mehr in das Reich der Terroristen einführt und erklärt, was ihr Ziel ist. Bisher sind die maskierten Männer eine ungreifbare Bedrohung, da man nicht weiß, gegen wen sich ihre Taten richten und was sie erreichen wollen.

Randnotizen

  • Bisher haben wir noch immer keine Ahnung, was aus Caleb geworden ist. Ist Graham Rogers noch Hauptdarsteller von "Quantico"? Taucht er später auf, wenn man schon garnicht mehr mit ihm rechnet?
  • Es ist schade, dass "Quantico" die richtigen Fragen zu stellen weiß, aber offenkundig keine Ahnung hat, wie man die Geschichte ab diesem Punkt gestalten soll. So hat man uns in der letzten Woche gezeigt, dass Harry Alex und Ryan durch Will auf der Spur ist. Doch geht diese Geschichte diese Woche weiter? Nein. Und dabei hätte man durchaus Zeit gehabt, wenn man die Übung der Woche untergeordneter angegangen wäre.
  • Wir wissen, dass Raina bereits in der Zukunftshandlung von Staffel 1 nicht mehr für das FBI gearbeitet hat, dennoch erscheint es so, als hätte sie ihre gesamte FBI-Ausbildung bereits vergessen. Raina wirkt wie vom Scheinwerfer geblendetes Reh. Wo ist ihre innere Stärke? Ihr Wille Gutes zu tun?

Fazit

Es reicht nicht aus, in der Zukunftshandlung auf gelungene Weise die Handlung weiter zu entwickeln, wenn die Gegenwartsgeschichte daneben immer schwächer wird. Was man braucht, sind interessante Charaktere und da jene in der Gegenwartshandlung gänzlich zu fehlen scheinen, kann man keine ausgewogene Episode auf die Beine stellen.

Marie Florschütz - myFanbase

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