Bewertung

Review: #4.16 Bis in alle Ewigkeit, Amen

Foto:

Mutter und Tochter sind dieses Jahr Hand in Hand gegangen. "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" und "Seattle Firefighters - Die jungen Helden" haben beide beschlossen, die Pandemie und die Ereignisse rund um den Tod von George Floyd so authentisch wie möglich auf die Bildschirme zu übertragen, was insgesamt zwei doch sehr bedrückende Staffeln ergeben hat. Aber schon "Grey's Anatomy" hat sich mit #17.17 Someone Saved My Life Tonight optimistischer und hoffnungsvoll in die Sommerpause verabschiedet. Ob "Seattle Firefighters" denselben Grundton findet?

Dean Miller hat es in der letzten Episode prägnant auf den Punkt gebracht, die Menschheit (und hier konkret Station 19) braucht mal wieder Grund zur Freude und dieser Ansage wurde Folge geleistet, denn ja, "Seattle Firefighters" verabschiedet sich ebenfalls mit freudigen Ereignissen, mit vielen abgeschlossenen Handlungsbögen, aber natürlich auch mit neu angestoßenen Ideen, die zwar erstmal keine Freudenschreie vermuten lassen, aber die sich abseits der Pandemie und der Polizeibrutalität bewegen. Denn ohne Frage braucht die Serie nach so einer Staffel mal wieder einen neuen Impuls und steht nicht zur Debatte, dass mit diesem Cast das auch kein Problem sein dürfte.

Der emotionale Kern dieser Episode war natürlich die Hochzeit von Maya Bishop und Carina DeLuca, die Station 19, aber auch einige anderen zusammenbringt, um die Liebe und das Leben generell zu feiern. Natürlich lief zu dem Ja-Wort hin nicht alles rund, aber es wurde keine unnötige Dramatik mehr aufgebaut, so dass wir die Figuren wirklich allesamt gelöst den Moment feiern konnten. Es war auch eine schöne Idee, die Hochzeitsfeier im Lokal der Hughes stattfinden zu lassen, denn dieses ist schon vor der vergangenen Episode zu einem zweiten wichtigen Ort geworden und es schloss sich inhaltlich ein Kreis, der vielleicht sogar für die nächste Staffel wieder neu geöffnet werden kann. Zudem war es einfach nur süß, wie glücklich Maya und Carina waren. Für die beiden konnte man sich nur freuen, selbst wenn man sie vielleicht gar nicht so gerne zusammensieht. Zwar ist immer noch deutlich, dass Carina in die Serie nicht so integriert ist, wie es sich das für eine Hauptdarstellerin gehört, aber es wurde in diesem Finale selbstreflexiv in einem Gespräch zwischen ihr und Victoria "Vic" Hughes angesprochen. Vielleicht bedeutet das ja doch, dass für die nächste Staffel eine bessere Lösung gefunden wird. Bei Maya wiederum gab es noch die großartige Szene, wie sie zu ihren Eltern wohnt und ihrem Vater Lane die Ansage seines Lebens macht. Solche Männer sind zwar nicht mehr zu verändern, aber es ist doch immer befriedigend, wenn Frauen sich aus ihrer Präsenz befreien können. Schön, dass wenigstens ihre Mutter Katherine Maya auf der Hochzeit beistehen konnte.

Bei Jack Gibson wiederum schließt sich wie zu erwarten das Thema Kleinfamilie. Marsha wird uns wohl noch erhalten bleiben, wenn auch sicherlich nicht mehr so präsent, aber Inara und Marcus ziehen weiter. Es hat sich abgezeichnet, aber dennoch war ich positiv überrascht, dass der entscheidende Impuls von ihr kam. Sie war doch immer recht unscheinbar geblieben, aber ihre klare Ansage an Jack, dass er mehr die Familie als sie selbst geliebt hat, bringt es so auf den Punkt, wie man es nur resultieren kann. Für Marcus wird das natürlich noch hart werden, da er sich emotional sehr an Jack gebunden hat, aber Inara hat recht, dass es auf Dauer so für ihn besser sein wird. Was wohl die neue Staffel für Jack in petto haben wird? Ich würde mir sehr wünschen, wenn er von dieser Idee des verwaisten Kindes mehr wegkommt, dass er eine wirklich epische Liebesgeschichte bekommt und dass er auch wieder mehr die Führungskraft wird, die er als Lieutenant haben müsste. Er wirkte in dieser Staffel doch oft unbeholfen, linkisch und teilweise sogar kindisch, was nur noch wenig mit dem Jack aus Staffel 1 gemein hat. Er braucht daher definitiv wieder einen Schritt nach vorne.

Bei Ben Warren wird das Thema Krebserkrankung erstmal abgehakt, da er nun keine Krebszellen mehr in sich hat. Aber auch er muss in der neuen Staffel deutlich bessere Geschichten bekommen. Deswegen habe ich auch die Hoffnung vom PRT-Team noch nicht aufgegeben. Auch für Dean öffnet sich in der neuen Staffel viel Potenzial, denn seine Klage gegen das SPD wurde mit einem Vergleich geschlossen. Es war klar, dass es groß keinen anderen Lösungsweg gab, denn mit allem anderen hätte die Serie die noch ungeschriebene Zukunft überholt, denn systemischer Rassismus ist nicht über Nacht zu beheben. Dennoch würde ich diesen Ausgang nicht als einfachen Weg bezeichnen, sondern als realistischen. Dabei liegt auch eine gewisse euphorische Stimmung über dem Thema, was dann ganz wunderbar passt. Auch wenn man angesichts der ganzen Erlebnisse schon mal den Kopf in den Sand stecken möchte, so zehrt die Zukunft von der Hoffnung, deswegen fand ich die positive Note hier genau richtig gewählt.

Deans Zukunft wird aber definitiv nicht so schnell mit Vic verbunden sein, denn wie sollte es anders sein, am Ende dieser Episode ist sie an Theo Ruiz' Seite. Ehrlicherweise habe ich mir das genau so gewünscht, denn ich mag Theo wirklich. Warum genau, hat er in dieser Folge auch wieder unterstreichen können, denn sein Gespräch mit Travis Montgomery, wo er ihm in Sache Liebe den letzten Schubser gegeben hat, war sehr berührend. Dennoch hat mir Dean natürlich leid getan, denn der Mann hat auch eine epische Liebesgeschichte verdient. Wenn Carlos Miranda als Theo nicht zum Hauptdarsteller befördert wird, wird Dean wohl in der nächsten Staffel zum Zug kommen, da glaube ich fest dran. Sollte die Produktion aber den Wert von Theo erkennen, hoffe ich, dass sich auch für Dean eine neue Tür öffnet. Solange nehme ich mein Teddybärchen aber fest in den Arm. Noch mal zurück zu Travis, Theo und Vic. Es war logisch, dass es den Segen von Ersterem noch offiziell geben musste, aber dieser ist in einer durchdachten Art und Weise erfolgt. Denn nachdem Travis gesehen hat, wie viel Vic Theo bedeutet, begreift er, dass er ihrem Glück nicht im Weg stehen kann. Hätte er um Deans Gefühle gewusst, wäre es sicherlich noch einmal anders geworden, aber so war es genau auf den Punkt und Stand jetzt bin ich wirklich gespannt, wie es für Vic und Theo weitergehen wird.

Travis wiederum hat zunächst ein Gespräch mit seinem Vater Paul, der sich erstmals laut und deutlich zu seiner Homosexualität bekennt. Und es ist so Travis, denn er wird wissen, was dies für seine Mutter Nari bedeuten wird, aber gleichzeitig ist er tief drinnen berührt, dass sein Vater an den Punkt gekommen ist, den er selbst schon lange erreicht hat. Da ist dann auch das Leid der vergangenen Jahrzehnte vergessen, denn Travis ist ein Mensch, der sich ehrlich mit anderen freuen kann. Ich kann noch nicht absehen, wie sehr Naris Zukunft in der neuen Staffel wohl noch thematisiert wird, aber auch hier sehe ich das Thema der Homosexualität des Vaters erstmal abgeschlossen, was auch völlig richtig so ist, denn es wurde erstmal ausgeschöpft. Durch Paul und auch Theo merkt Travis, dass er bei seinem eigenen Glück am Zug ist. Zwar bin ich von Emmett Dixon weiterhin nicht überzeugt, aber in die Stimmung der Episode passt es gut, dass die beiden zueinander gefunden haben. Dennoch werde ich wohl skeptisch bleiben…

Zum Abschluss haben wir dann noch den größten Themenblock neben der Hochzeit, nämlich den Streit zwischen Andy Herrera und Robert Sullivan. Es war schon irritierend, die beiden gleich am Anfang der Episode streiten zu sehen, wo doch die Episode davor noch in dem Bewusstsein endete, dass sie zu ihm ins Bett krabbeln wollte. Aber in Rückblenden werden wir nach und nach dahin geführt, warum die beiden sich das Bett nicht mehr teilen können. Während ich bekanntlich spekuliert habe, dass eine Schwangerschaft zum Thema werden könnte, ist das nicht zum Thema geworden, was mich ein wenig an mir selbst zweifeln lässt, denn wenn das für die Zukunft geplant wäre, dann wäre es wohl auch thematisiert worden, oder? Stattdessen ist das Streitthema aber das Karrierestreben von Sullivan. Auch das schließt einen durchgängigen Handlungsbogen ab, denn meine Probleme mit ihm in dieser Staffel waren schließlich eng damit verbunden, dass man ihm stets angemerkt hat, dass er sich nicht unterordnen kann und vor allem nicht bei einer Frau. Als letztlich rauskommt, dass Sullivan sich nach einem Einsatz, bei dem Maya eine Entscheidung gegen die Vorschriften gefällt hat, als Nachfolger ins Spiel gebracht hat, kann ich Andys Wut gut verstehen. Seine Begründung mit dem Erhalt der Station-19-Familie klingt zwar richtig und dennoch habe ich Sullivan in dieser Staffel erlebt, rein selbstlos war diese Entscheidung definitiv nicht. Zwar erfahren wir ganz am Ende nur, dass Maya definitiv nicht mehr Captain sein wird (yeah, Hochzeitsgeschenk!), aber Sullivan ist damit noch nicht automatisch befördert. Ich fände es auch ziemlich idiotisch, wenn extra eine Anhörung einberufen worden ist und er froh sein kann, überhaupt noch in seinem Job arbeiten zu dürfen und dann wird er einfach nach nur wenigen Monaten wieder zum Battalion Chief? Mal sehen, was die neue Staffel uns dort anbietet, aber für und Andy habe ich keine große Hoffnung mehr. So deutlich wie sie diesmal angesprochen hat, dass sie mit dem Eingehen ihrer Ehe Lust mit Liebe verwechselt haben, ist Andy schon den entscheidenden Schritt gegangen. Vielleicht kommt dann doch noch mal die Baby-Thematik auf…

Abschließend möchte ich noch ein paar allgemeine Worte zur Staffel verlieren, da sie für mich ebenso wie "Grey's Anatomy" ein Stück Zeitgeschichte sein wird. Auch andere Serien haben die Corona-Pandemie aufgegriffen, aber nicht so konsequent wie diese beiden. Dafür muss man einfach Respekt zollen. Dennoch dürften wir uns in einem nächsten Schritt einig sein, dass es damit nun auch gut sein darf. Denn wir alle sehnen uns nach Normalität. Zudem muss man auch eingestehen, dass das Kleben an der Thematik sowie das sehr langsame Erzähltempo nicht immer ideal waren. Die Staffel war von vielen Schwankungen durchzogen, was nicht hätte sein müssen, denn die deutlich herausstechenden Highlights sind so gut, dass sie eigentlich das wöchentliche Optimum werden müssten. Dennoch hat sich viel bewegt, bei vielen Figuren ist in die Tiefe gegangen worden und die Truppe ist noch enger zusammengewachsen. Hier kann man Staffel 5 optimistisch entgegensehen!

Fazit

"Seattle Firefighters" bietet zum Abschied in sehr großen Teilen gute Laune und eine Portion Unbeschwertheit, die wir ansonsten die Staffel über oft vergeblich gesucht haben. Es gab viele wunderschöne Szenen, vieles wurde sauber zu Ende geführt und Neues angestoßen. Zwar sieht die Zukunft damit nicht rosig aus, aber sie ist voller Potenzial für neue Abenteuer. Daher auf bald!

Lena Donth – myFanbase

Die Serie "Seattle Firefighters - Die jungen Helden" ansehen:


Vorherige Review:
#4.15 Sagt ihren Namen
Alle ReviewsNächste Review:
#5.01 Phönix aus den Flammen

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "Seattle Firefighters" über die Folge #4.16 Bis in alle Ewigkeit, Amen diskutieren.