Review: #5.11 Zündstoff
Nachdem die letzten beiden Episoden inhaltlich sehr voll waren, was zu ihrem Unterhaltungswert sicherlich beigetragen hat, was aber nicht so viel Platz für individuelle Highlights gelassen hat, ist die aktuelle Episode deutlich fokussierter erzählt, was dann auch prompt speziell bei einer Storyline mein Herz hat aufgehen lassen.
Wahrscheinlich ist mein Highlight dieser Episode relativ selbsterklärend, da ich nie einen Hehl daraus gemacht habe, dass Victoria "Vic" Hughes und Theo Ruiz als Pärchen mir sehr, sehr lieb sind. Dementsprechend war natürlich auch ihre 'Trennung' ein wahrer Dämpfer, wobei es im Nachhinein vielleicht sogar ganz gut war, denn so hat Vic in ihrer Trauer nicht noch mehr von ihrer Beziehung zerstören können, so dass immer noch eine respektvolle Basis vorhanden war. Diese hat sich natürlich mit der unerwarteten Schwangerschaft nun gelohnt. Zwar war es etwas schade, dass der Moment, wo Theo von der Schwangerschaft erfahren hat, nicht gezeigt wurde und mir fehlt auch weiterhin klar von Vic ausgesprochen, warum sie ausgerechnet gerade kein Kind will, aber das ist Klagen auf hohem Niveau, über das ich auch gerne hinweggehe, weil der Rest eben auch so berührend genug war. Mein Eindruck zu Theo hat sich weiter verstärkt, denn er ist einfach ein guter Kerl. So wie er Vic beigestanden hat, obwohl sie ihn oft genug verbal angegriffen hat, hat er echt einen Orden verdient. Deswegen waren die anfänglichen Szenen auch immer ein emotionales Hin und Her. Vic ist angespannt, Vic macht Scherze, die nicht passend erscheinen, Vic fühlt sich kritisiert, Vic sagt etwas Verletzendes, so ging es immer wieder hin und her, aber es war auch von ihr aus gut nachzuvollziehen, weil sie völlig unsicher war und dann hat sie ihre typischen Mechanismen, wie sie damit umgeht. Dennoch war klar, dass Theo nicht alles schlucken würde. Irgendwann musste auch seine Anspannung raus, aber ich fand, dass er es dennoch auf eine respektvolle Art und Weise hinbekommen hat. Denn er hat es nicht darauf angelegt, Vic zu verletzen, sondern seine Sichtweise als gleichberechtigt darzustellen.
Ab dem Zeitpunkt des Spaziergangs war es dann einfach nur noch süß. Natürlich lag auch die Schwere der Situation über den beiden, dass gerade eine Schwangerschaft beendet wird, aber es waren sehr intime Szenen, in denen sich beide gleichermaßen geöffnet haben. Indem Theo mit Vic geteilt hat, dass seine Mutter selbst einen Schwangerschaftsabbruch vollzogen hat, ist nach Andy Herrera uns nicht nur die nächste Sichtweise auf diese Thematik gegeben worden, aber es hat natürlich auch Verständnis zwischen ihnen vertieft, weil Theo mit dem Thema vertraut ist. Gerade wegen seiner religiösen Erziehung hätte das ein möglicher schwieriger Konflikt werden können, aber im Endeffekt hat es seines Glaubens wegen gar keine Probleme gegeben. Da ich letztes Mal noch etwas enttäuscht von dem Umgang mit der Thematik war, so muss ich hier sagen, dass wir nun insgesamt drei Situationen präsentiert bekommen haben, die alle eins gemeinsam haben, dass nämlich die Frau das Recht hat zu entscheiden, ob sie das ungeborene Kind austragen will. Aber ich fand es auch gut, dass der Glaube hier nicht stereotyp als Endgegner repräsentiert wurde. Die Tanten von Theo mögen lange seine Mutter gemieden haben, aber er und sie sind genauso gläubig und sie stehen damit für eine ebenso große Gruppe, die man gerne schon mal in der Diskussion übersieht. Letztlich bin ich einfach froh, dass die beiden wieder zusammengekommen sind, denn spätestens an dem Punkt, wo Vic sich eingestehen konnte, dass sie in den vergangenen Monaten mehrere Trauerprozesse gleichzeitig durchlitten hat, war sie frei von diesen unterdrückten Gefühlen. Es passt auch wunderbar zu ihrer Darstellung, weil sie immer die war, die schnell weitermachen kann, aber in Wahrheit hat sich viel aufgestaut, weil sie eben als Schutzmechanismus ihre Trauer nicht verarbeitet hat. Jetzt ist es aber geschehen und in Theo hat sie den idealen Partner. Die letzte Szene war dementsprechend natürlich Zucker. Pures Zucker.
Der zweite große Handlungsbogen beschäftigt sich mit dem verlassenen Henry, der sich selbst anzünden will. Zunächst hat es mich sehr gefreut, dass wir mal wieder einen Fall für das Krisenprogramm erleben, es lebt also noch! Andy und Travis Montgomery sind auch eine Kombination, die man nicht oft sieht, weswegen das alleine als Abwechslung mal nett war. Ich fand die Situation von Henry auch sehr ergreifend und generell fand ich ihn für seine wenigen Szenen intensiv ausgearbeitet. Denn man hat gemerkt, dass er hochintelligent ist und sich bei seinen Gedankengängen quasi selbst überholt, aber ein gebrochenes Herz ist eben ein gebrochenes Herz. Zwar sehe ich Travis nicht als 'Bösen', weil es kein Verbrechen ist, seinen Partner nicht so zu lieben, wie es umgekehrt der Fall ist. Aber es ist tatsächlich seine Verantwortung, das offen und ehrlich zu kommunizieren. Dass es Emmett Dixon nun bewusst wurde, ist natürlich unglücklich gelaufen, zumal es für ihn schon das zweite Mal ist, dass er erfährt, dass Travis' Gefühle nicht ausreichen, aber dann muss jetzt wirklich der Schlussstrich auch gezogen werden. Im finalen Gespräch zwischen Travis und Theo fand ich Ersteren immer noch so unschlüssig. So wie sich Travis zuletzt mokiert hat, dass sein Vater Paul und Emmett nicht mutig genug mit dem Outing waren, so muss er jetzt den Mut haben, sich seinen Gefühlen so zu stellen, dass er weiß, was er will. Denn Emmett soll wahrlich kein Henry werden…
Andy wiederum wird durch die Zusammenarbeit mit Travis daran erinnert, dass ihre falschen Entscheidungen in Bezug auf Männer sie bislang weitere Karriereschritte gekostet hat. Das trifft es natürlich nicht komplett, weil sie schließlich auch zwei große Trauerfälle hatte, die einen durchaus der Bahn werfen können, aber es ist ein Teil des Problems. Jack Gibson ist quasi ihr männlicher Gegenpart, denn auch er trifft gerne falsche Entscheidungen. Dennoch könnte mein Augenrollen nicht größer sein, denn diese beiden zusammen als Teil eines Deals, Katastrophe! Sowas hatten wir schon einmal; es endete damit, dass diese beiden wieder miteinander geschlafen haben. Das wird hier zwar konkret auch angesprochen, aber es sich reflexiv bewusst zu machen, heißt ja nicht, dass es nicht wieder passiert. In dem Sinne verstehe ich nicht, warum wir so etwas nun wieder erleben. Ben Warren hat wohl derweil sein Tief überwunden, aber weitestgehend off-screen, denn von seinen Sitzungen mit Dr. Diane Lewis erleben wir nichts mit. Deswegen war diese kleine Ansprache, wo er sein Verhalten noch einmal rekapituliert, erklärt und dann abgehakt hat, zwar nett, aber saubere Charakterarbeit wie etwa diesmal bei Vic ist das natürlich nicht. Aber jetzt wenden wir uns wohl wieder intensiver dem Sorgerechtsthema zu, was auch gut ist. Dennoch sehe ich das Kindermädchen der Millers jetzt nicht als riesiges Problem an, denn seien wir ehrlich, wie sollten Ben und Dr. Miranda Bailey völlig ohne auskommen? Beide Ehepaare sind Workaholics, da ist wohl nichts zu machen, aber Pru Miller hätte es mit einem lebenden Vater auch nicht anders gehabt. Also hoffe ich, dass es auf einer sachlichen Ebene bleibt.
Interessant geht es aktuell bei Robert Sullivan weiter, weil es gerade wirklich gut für ihn läuft und ich finde auch, dass er aktuell sehr kollegial und wenig egoistisch handelt. Wie lange das anhält, steht natürlich noch in den Sternen, aber ich denke, dass auch sein Umgang mit Sean Beckett einen Reifeprozess bezeugt. Denn dieser sitzt auf seinem Posten, er hat mit seiner Frau geschlafen und er ist auch einfach schlecht in seinem Job. Sullivan hätte also genug Gründe, ihn mal eben auszubooten. Natürlich macht es auch schwieriger, dass Beckett ahnt, dass zwischen Sullivan und Natasha Ross mehr ist, aber ich bin dennoch überzeugt, dass er sich nicht umsonst an Dr. Richard Webber gewandt hat, denn er will Beckett als möglichen Alkoholiker nicht in sein Elend laufen lassen. Ich bin sehr gespannt, was hier noch kommt, aber Sullivan als Sponsor wäre natürlich auch auf dieser Ebene ein großer Schritt für ihn. Es ist aber auch nett, ihn mit Natasha so entspannt zu erleben. Da gibt es zwar wahrlich noch genug Konfliktpotenzial, aber ich bin auch froh, dass er und Andy endgültig ad acta gelegt zu sein scheinen. Das tut definitiv beiden Figuren gut.
Zuletzt haben wir noch Maya Bishop und Carina DeLuca. Jacks Angebot der Samenspende ist offenbar wirklich als Scherz abgetan worden, auch wenn ich mir nach dieser Episode auch vorstellen kann, dass es doch wieder darauf hinauslaufen könnte. Denn die Ehefrauen haben zwei Kandidaten in der letzten finalen Entscheidung und können sich nicht einigen. Carina hat sich einen Mann ausgeguckt, der sie an ihren Bruder, Dr. Andrew DeLuca, erinnert, aber Maya hätte gerne jemand anderen. In diesem Konflikt konnte ich wirklich gut verstehen, dass Maya so sehr auf ihren Standpunkt beharrt hat. Denn ich kann mir gut vorstellen, dass in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften es ein großes Sorge- und Diskussionsthema ist, was das gewollte Kind für ein genetisches Material hat. Es war schnell klar, dass Maya das Kind nicht austragen will, auch weil es nicht in ihre Karrierepläne passt, aber ich kann auch verstehen, dass sie nicht einfach Carinas Vorstellungen abnickt, weil sie sich gleichermaßen als Teil des Prozesses fühlen will. Deswegen ist es im Grunde ein guter Kompromiss, dass sie sich jemanden suchen, den sie beide kennen und der der Vater des Kindes werden soll. Passenderweise hat die Maya-Darstellerin Danielle Savre selbst für ein befreundetes homosexuelles Paar eine Eizelle gespendet, so dass hier offenbar ihre eigenen Erfahrungen sicherlich eine große Rolle für das Drehbuch gespielt haben. Aber wer wird es nun? Jack, wie bereits angedeutet wurde? Oder doch vielleicht eher Travis? Ben wohl hoffentlich nicht und auch Sullivan halte ich erstmal für absurd, aber wer weiß schon, was da vielleicht nicht noch kommt…
Fazit
"Seattle Firefighters - Die jungen Helden" pendelt sich aktuell auf einem guten Niveau ein. Diesmal waren die Erzählungen fokussierter, wobei ich besonders alles rund um Vic und Theo wirklich großartig fand, auch weil es intensiv gespielt war. Bei den anderen Teilhandlungen hat sich nicht wirklich viel getan, aber dennoch bleibt das Interesse für alles hoch, so dass ich bereits jetzt sehnsüchtig auf die kommende Woche blicke.
Lena Donth – myFanbase
Die Serie "Seattle Firefighters - Die jungen Helden" ansehen:
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: The Little Things You Do TogetherErstausstrahlung (US): 10.03.2022
Erstausstrahlung (DE): 20.06.2022
Regie: Tessa Blake
Drehbuch: Kiley Donovan & Rochelle Zimmerman
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