Bewertung

Review: #6.05 Zurück auf Los

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Seattle Firefighters
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'Durchbruch'. 'Ein Schritt vor, tausend Schritte zurück'. Das sind die beiden großen Stichworte, die diese Episode sehr gut im Kern treffen. Auch wenn weiterhin viel Bewegung ist, stehen wir unmittelbar vor dem Midseason-Finale und da fällt auf, dass die großen Highlights in dieser sechsten Staffel bislang fehlen und das trübt ein wenig die Stimmung.

Kommen wir aber zunächst zu unserem 'Durchbruch', der Jack Gibson ist. Ich gehe zwar schwer davon aus, dass er jetzt nicht wundersam seelisch geheilt ist, aber gleichzeitig denke ich doch, dass sein Wille, mit Natasha Ross über seine Rückkehr in den Job sprechen zu wollen, genau das Zeichen ist, dass Jack wirklich an sich arbeiten möchte und das Kapitel Eva Vasquez abgeschlossen hat. Zudem gibt es diesmal auch einen wichtigen Schritt in Richtung seiner biologischen Familie. Nach dem großen Schockmoment aus #5.17 Nachholbedarf war ich gleich hoffnungsvoll, mehr und mehr von dieser Familie kennenzulernen und damit auch neue mögliche Geschichten für Jack zu haben. Das wurde mit seinem seelischen Einigeln bislang vollkommen ausgebremst, aber mit dem ersten Auftreten von Brooke sind wir auf dem richtigen Weg. Ich verstehe sehr gut, dass Jack zu allen Abstand sucht, denn mit Joshua hat er schon vorgelebt bekommen, wie anders sein Leben hätte sein können und auch wenn seine leiblichen Geschwister von ihm nichts wussten und ihn somit nie direkt abgelehnt haben, sind sie doch ein Sinnbild für diese Ablehnung. Vielleicht kann ihn Brooke jetzt also aufwecken, denn ich glaube, dass Jack mit seinen Geschwistern genau das haben kann, was er immer verdient hatte: seine biologische Familie, die wirklich Interesse an ihm hat; neben seiner gewählten Familie.

Bei Maya Bishop hat sich derweil das widersprüchliche Bild bestätigt. Auch bei ihr gingen einzelne Zeichen gen Besserung, aber Carina DeLucas Blick war nicht umsonst skeptisch. Es ist nur schade, dass dieser gewaltige Rückschritt ausgerechnet in einer Episode passieren musste, die so schön für das Ehepaar anfing, denn Carinas Bemühen, ihr erstes Date wieder aufleben zu lassen, war sehr romantisch und man hat Maya deutlich angemerkt, dass es sie tief bewegt hat. Ihre daraus resultierende Laune hat gleich die gesamte Wache infiziert und dann kam im Grunde nur wieder ein Trigger, dass sie sich Hilfe suchen soll und alles fiel wie ein Kartenhaus zusammen. Speziell in US-amerikanischen Serien wird die Psychotherapie gerne in besondere Höhen gehoben, wobei sie eben auch ein effektives Aufarbeiten von Charakteren erlauben, aber dennoch ist die mögliche Hilfe durch diesen Berufsstand sicherlich nicht unantastbar, denn es kommt auf den Typus Mensch an und es kommt auf den Therapeuten selbst an. Von daher behaupte ich wahrlich nicht, dass für Maya die psychologische Betreuung die einzige Lösung ist. Aber bei ihr gibt sich zunächst einmal ein anderes Problem. Denn sie kann nicht anerkennen, dass sie auf einem selbstzerstörerischen Pfad ist. Sie zerstört ihre Beziehungen (wie herzzerreißend Carina war, als sie die Retourkutsche bekam sowie dann später telefonisch abgewiesen wurde und beschlossen hat, den Schwangerschaftstest alleine zu machen) und sie zerstört sich selbst, weil sie alles in sich anstauen lässt und nichts abarbeitet. Ich mag nicht zu beurteilen, was für Maya aus dieser Situation heraus die beste Lösung ist, aber kein Wundermittelchen der Welt wird helfen, wenn sie sich weiterhin selbst im Weg steht.

Der Rest ist schon deutlich eher Nebensache, auch wenn stringent alles aus der vorangegangenen Episode fortgeführt wird. Natasha und Robert Sullivan sind zurück im Alltag und das tut ihrem Miteinander nicht gut und das ist kein Wunder, denn wenn man weiß, was man haben könnte, warum sollte man die meiste Zeit darauf freiwillig verzichten? Ich finde es vor allem gut, dass Sullivan derjenige ist, der Druck ausübt, denn er hat schon eine Frau tragisch verloren und hat eine geschiedene Ehe, ich verstehe absolut, dass er in einem doch recht chaotischen beruflichen Alltag wenigstens privat in einen sicheren Hafen gesegelt sein will. Natasha wiederum – soweit wir zumindest wissen – hat eine so große Liebesgeschichte bislang nicht gehabt und sie kannte bislang nur in einem Bereich den Weg steil nach oben und das war im Job. Dass sie es auch drauf hat, soll wahrscheinlich auch mit ihrem Pilot-Projekt unterstrichen werden, mit dem sie gleich einen Heldenmoment hat, weil sie eine gute Kombinationsgabe beweist. Zwar bezweifle ich, dass das Projekt richtig weiterverfolgt wird, aber es war dennoch eine raffinierte Art und Weise sie einzubinden. Ich fand es dann auch stark, dass Sullivan ihr auch professionell ein Kompliment machen konnte, obwohl privat eben weiter die Barriere bleibt. Ich war nur überrascht, dass Andy Herrera nicht weiterhin auf ihrer heißen Fährte unterwegs war, denn sie zeigte doch recht deutlich, dass sie Sullivan und Natasha noch immer in einer Beziehung vermutet; womit sie bekanntlich richtig liegt. Zwar fand ich das längere Gespräch zwischen den beiden auf dem Weg zu ihrem Einsatz wieder richtig gut, weil die beiden wirklich die besten Exler sind, aber sie äußerte sich so offen in ihren Ratschlägen, dass sie offenbar doch ihren Verdacht ad acta gelegt hat.

Andy selbst ist absolut im Flirtmodus und ich fand es super, wie sie mit ihrer Mutter via Videotelefonie ihr Outfit aussuchte. Es war ein typischer Mutter-Tochter-Moment, wie man ihn oft sieht und ihn ausgerechnet diesen beiden zu gönnen, schön! Letztlich bin ich mir aber inzwischen sicher, dass Eli Stern definitiv für Andy und nicht für Travis Montgomery gedacht ist, denn die Zeichen waren wieder zu überdeutlich und das auch von beiden Seiten aus. Jedoch wird es sicherlich viel, viel necken werden, bevor dort wirklich etwas entsteht, aber ich bin an Bord, denn die Chemie stimmt weiterhin. Komisch fand ich dagegen, dass Victoria "Vic" Hughes so schnell ihren Posten als Wahlkampfmanagerin von Travis aufgegeben hat. Denn das hat meiner Meinung nach überhaupt nicht zu ihrem Charakter gepasst. Selbst wenn sie sich jetzt in ihr Firecamp stürzt, aber selbst das zeigt thematisch, dass sie gesellschaftspolitisch immer interessiert und engagiert ist. Zudem ist Travis eben ihr bester Freund und als das erste Mal von dem Bürgermeisteramt die Rede war, da war sie als Erste Feuer und Flamme. Das ist weiterhin transportiert worden und es ist doch völlig logisch, dass sie nicht gleich eine Überfliegerin ist, denn beide sind als Figuren nicht für das typische politische Geschäft gemacht. Dass Eli es am Ende dann wird, schön und gut, aber dass Vic sogar von sich aus klein beigegeben hat, hmm ja…

Abschließend haben wir Theo Ruiz, bei dem die Sorge um den Zustand von Wache 19 fortgesetzt wird. Nachdem er Sean Beckett die deutliche Ansage gemacht hat, verbringt er seine Zeit damit, alles doppelt und dreifach zu überprüfen. Es ist clever, hier auch ein wenig mit einer Traumatisierung zu arbeiten, weil er keinesfalls wieder so etwas wie mit Michael erleben will und es gibt ihm eben auch mal etwas Eigenständiges. Deswegen war es auch gut, dass er Natasha seine Sorgen mitteilt. Ich fand es dabei auch spannend, dass er konkret ansprach, dass zu viele starke Köpfe auf einer Wache sind und dass das alles gefährdet. Sie sind eine Familie, ja, aber eine Familie, in der zu vielen nur eins wollen: nach oben. Das war immer schon meine Kritik, dass mit Beförderungen nur so um sich geschmissen wird und das fördert natürlich auch einen bissigen Ehrgeiz. Die Frage ist nun, ob Theos Agieren auf etwas Konkretes hinsteuert. Er hat sich seit seiner Einführung als sehr empathischer Mann präsentiert und er hat sich im Grunde auch selbst degradiert und hätte seinen Rang vielleicht nie verloren. Denn mit seinem Verhalten jetzt beweist er auch, dass er vielleicht genau die Führungskraft ist, die es braucht, denn er spricht Probleme an, ohne aber etwas für sich selbst zu verlangen, denn er stellt alle miteinander ins Zentrum und lässt niemanden zurück, was auch zeigt, dass er gegen Beckett nicht per se schmutzige Wäsche waschen will. Also mal abwarten, was sich hier ergibt oder ob es nur ein unnötiger Zwischenton ist.

Fazit

Es war zwar wieder keine langweilige Episode und es ist gutes Tempo da, aber dennoch hat sich ein unzufriedener Eindruck bei mir eingeschlichen, was definitiv an Maya Bishop liegt. Aber auch Vic Hughes agiert diesmal sehr atypisch, was dann in einer Episode ohne klare Highlights deutlich zu Tage tritt.

Lena Donth – myFanbase

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