Bewertung

Review: #6.08 Ein sicherer Ort

Foto: Seattle Firefighters - Copyright: Disney+
Seattle Firefighters
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Kann man das Geräusch von vom Herzen fallenden Steine eigentlich in Dezibel messen? Egal, ob fiktiv oder nicht, stellt euch jedenfalls ein sehr, sehr lautes Geräusch vor, denn "Seattle Firefighters - Die jungen Helden" bietet mit der achten Episode der aktuellen Staffel die Folge, die bislang am besten die Essenz der Serie verkörpert. Ein großes Kompliment geht dabei an Leah Gonzalez für das Drehbuch, was mir wirklich großartig gefallen hat. Die Regie von Paula Hunziker fand ich dagegen etwas stressig, weil gerade zu Beginn der Episode zu viele schnelle Schnitte gemacht wurden, aber das soll den Wert dieser Folge nicht unnötig dämpfen.

Das wichtigste an dieser Episode ist ohne Frage Maya Bishop und ich bin tief erleichtert, denn ich habe ihren Charakter endlich mal wieder lieb gehabt. Zudem bleibt es dabei, immer dann, wenn Dr. Diane Lewis auftaucht, ergibt einfach alles einen Sinn. Natürlich habe ich insgeheim die ganze Zeit schon gehofft, dass sie auftauchen wird, aber es dann wirklich zu sehen, ist wirklich sehr wohltuend. Zumal sie eben eine Therapeutin ist, wo ich mit gewissen Vorbehalten dennoch sagen kann, sie würde ich sofort nehmen. Spätestens als sie am Ende der Episode selbst Tränen in den Augen hat, war für mich wieder klar, Diane macht es wirklich für die Menschen, denen sie begegnet und sie ist verdammt gut in ihrem Job. Auch wenn ich leider keine Ahnung von Psychotherapie habe, so verfolge ich Serieninhalte rund um die Thematik ganz gerne, weil ich es interessant finde, wie man Ansätze findet, damit die Patienten zum Kern ihres Traumas vorstoßen und anschließend eine Art Frieden mit sich selbst machen können. Bei Maya war es offensichtlich, dass es um Lane Bishop gehen würde, denn seit wir ihn das erste Mal leibhaftig gesehen haben, ist klar, dass er seine Tochter mit seiner Art voll im Griff hatte und sie einfach mit Liebesentzug bestrafft hat. Für ihn gab es nur gewinnen, also gab es das auch nur für Maya. Ich fand es hier wirklich intensiv aufgearbeitet. Ob es jetzt wirklich nur das 3-jährige Ich ist, das alles bei ihr manifestiert hat, keine Ahnung, aber ich fand es eine gute Metapher, um die Versöhnung mit sich selbst zu verbildlichen. Es war auch wohltuend, wie viel Liebe für Carina DeLuca die ganze Zeit mitschwang. Maya kann noch so hart zu ihr gewesen sein, aber im Grunde, als sie aus dem Krankenhauszimmer raus war, war sie der Mensch, den sie am meisten vermisst hat. Maya hat nun einen wichtigen Durchbruch geschafft, aber es ist keine Wunderheilung, weswegen der Gedanke beruhigend ist, dass Diane im Hintergrund noch schalten und walten wird. Aber ich finde es auch realistisch, dass sie Maya davon abgeraten hat, gleich zu Carina zu stürmen. Sie muss sich wirklich erst einige Tage am Stück selbst lieben, denn dann hat es sich wahrscheinlich erst wirklich gesetzt.

Insgesamt war es eine Episode, die die Schauspielleistung des weiblichen Casts in den Vordergrund gerückt hat. Nicht nur Tracie Thoms und Danielle Savre haben sich übertroffen, sondern auch Barrett Doss und gleich die zweite Folge am Stück Merle Dandridge liefern grandios ab. Von der Victoria "Vic" Hughes-Darstellerin bin ich es am meisten gewöhnt, weswegen ich auf diese Highlights eigentlich immer nur warte und sie braucht nicht nur Episoden für sich alleine, sie kann das auch im Ensemble. Auch wenn es eigentlich die große Storyline von Theo Ruiz war, so hat sie sich den Moment am Ende gestohlen. Dennoch lobe ich zuerst, dass es in Richtung Theo nun auch Bemühungen gibt, abseits seiner Liebesgeschichte etwas zu erzählen. Es wird sicherlich auch noch mehr daraus kommen, wie er sich gegen Sean Beckett auflehnt und wie er mit dem Einsatz an seine Wurzeln erinnert wurde. Aber es waren hier schon gute Ansätze, denn spätestens mit Tomás Silvas Kompliment, dass er genau wie sein Vater sei, sind wir wohl zu einem wichtigen Kern vorgestoßen. Wegen ihm ist er Feuerwehrmann geworden und wegen ihm wurde er jetzt wohl wieder daran erinnert, warum er sich so gegen Beckett auflehnt. Theo hat schon Fehler gemacht, die konkret Menschen das Leben gekostet hat, aber er hat seine Lektion gelernt. Es wird immer gefährliche Situationen geben, aber dabei muss es immer um ein größeres Bild gehen und Beckett hat es sicherlich nicht. Aber zurück zu Vic, denn ohne Frage war es für sie ein Trigger, weil ihr die wichtigsten beiden Männer zusammen im Gebäude waren und es gleich Lucas Ripley und Dean Miller in einem hätte sein können. Kompliment an Ben Warren, der das sofort bemerkt hat. Theo war da etwas ignorant, aber es führt dann auch zu einem der schönsten Momente der Episode, weil diese Dreierumarmung mit Travis Montgomery, die ging mitten ins Herz. Vic weiß, dass es ihr nicht garantiert ist, beide bis zu ihrem Lebensende an ihrer Seite zu haben, aber in dem Moment brauchte sie einfach die Gewissheit, beide sind noch da und beiden ist es wichtig, wie es ihr geht.

Bei Natasha Ross setzt die Storyline nahtlos an dem an, was wir letzte Woche erlebt haben und ihre Anspannung, die sie nach ihrem Heldenmoment ausgestrahlt hat, bestätigt sich. Denn sie kennt die Spielchen von Männern wie Michael Dixon und natürlich stößt er Drohungen aus, um seinen Willen zu bekommen. Mit den unrechtmäßig veröffentlichten Informationen über seinen Ehestreit mit Kitty Dixon hat er ein Druckmittel in der Hand, auf das er vielleicht eigentlich gerne verzichtet hätte, das aber doch auch wiederum genau rechtzeitig um die Ecke kam. Also sah es die ganze Episode über, wo Natasha sich die dämlichsten Sprüche und Bemerkungen von Dixon anhören muss, so aus, als würde sie der Erpressung nachgeben. Aber vor den Presseleuten geht es dann eben doch nicht und sie führt Dixon vor. Aber auf eine elegante Art und Weise. Sie streut nicht unnötig Salz in die Wunde, aber sie übt Kritik am SPD, die sich bei Fällen mit mentaler Gesundheit nicht weiterbilden und bietet aber gleich eine ehrliche Zusammenarbeit an. Sie ist die Gewinnerin dieses Pressegesprächs, aber irgendwo auch eine Verliererin, denn ja, sie hat sich einen lebenslangen Feind mit Dixon gemacht und es ist furchtbar, diese Kerle sterben einfach nicht aus und sind wie Unkraut, sie vermehren sich sogar noch. Aber ich fand es auch toll gemacht, wie Robert Sullivan sofort die Situation durchschaut und dann einen Weg findet, ihr im Büro beizustehen. Sie haben beide beim Militär gedient und er weiß, wie sehr sie sich immer an Befehlsketten gehalten hat und nun war sie erstmals ein völliger Freigeist. Ich bleibe dabei, die beiden als Paar gefallen mir momentan und auch die Solorichtung von Natasha ist sehr lobenswert. Im Kampf gegen Dixon kann sie für mich ohnehin nur gewinnen.

Diesmal wird auch wieder die sexuelle Chemie zwischen Andy Herrera und Eli Stern fortgesponnen. Ich fand es lustig, dass diesmal so offensiv damit gespielt wurde, wenn Andy eben am Ende zu ihm sagt, verliebt dich nicht in mich, nur weil ich dich gerettet habe, das hält eh nicht an. Es hatte etwas sehr Spielerisches und ich fand vor allem die Szene in der Küche sehr gut choreographiert, denn während Andy hindurch fegte, um die Überreste des Frühstücks im Kühlschrank zu verstauen, klebte Eli ihr ja gefühlt am Rücken, aber gleichzeitig doch noch so viel Abstand, dass es wie ein kleiner Tanz wirkte. Also mangelnde Chemie ist hier definitiv nicht das Problem. Ich sehe nur ein wenig die Befürchtung, dass es etwas nah am Lächerlichen ist und dass es vielleicht zu lange hinausgezögert wird und damit vorbei ist, bevor es überhaupt richtig angefangen hat. Auch wenn beide Meister darin sind, sich Feuerwerke an Dialogen an den Kopf zu knallen, so kommt inhaltlich (noch) nicht viel rum. Das mit der Stange war auch etwas übertrieben. Deswegen Chemie stimmt, aber die Zielrichtung fehlt noch.

In dieser doch so deutlich weiblich geprägten Episode, wo die Männer eher schmückendes Beiwerk sind, ist es kein Wunder, dass Jack Gibsons Rückkehr zur Wache etwas abgehackt ausfällt. Angesichts des Teasers und der Anfangssequenz habe ich mir da mehr erwartet. Es ist in dieser ansonsten sehr guten Episode nicht schlimm, aber es war schon auffällig, dass alles thematisch losging, wie schwer es für Jack doch sein muss, nach sechs Monaten erstmals wieder im Dienst zu sein und dann taucht er völlig ab. Ich fand es eigentlich spannend, dass die Wache Sehnsuchtsort, aber auch Drohszenario zugleich für ihn war. Das wurde hier etwas abgekürzt, aber vielleicht kommt ja noch was.

Fazit

"Seattle Firefighters" liefert den bisherigen Staffelhöhepunkt ab und verdankt das einem tollen Drehbuch, das vor allem den Frauenfiguren sehr viel Raum zum Wachsen, Reflektieren und Rebellieren gibt und dabei auch noch grandioses Schauspiel mitbringt. Kleinere Unstimmigkeiten sind diesmal schnell vergessen, denn so muss es sich insgesamt einfach anfühlen.

Lena Donth – myFanbase

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