Bewertung

Review: #6.07 Trümmer

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Seattle Firefighters
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Vor drei Monaten ist "Seattle Firefighters - Die jungen Helden" in die Pause gegangen und das gerade mal nach sechs Episoden, weswegen sich die erste Episode im neuen Jahr fast schon wie ein neuer Staffelauftakt anfühlt. Und tatsächlich scheint die Episode stilistisch auch so aufgebaut worden zu sein, da in alle Richtungen Impulse gegeben werden. Das ergibt nicht so ein durchgängiges Bild, wie ich es mir gewünscht hätte. Deswegen ist die Folge auch eher nur gespickt mit Highlights, die sich im Detail versteckt haben.

Deswegen leite ich die Review gleich mal mit einer Auflistung ein, in der ich zunächst die kleinen Highlights beleuchte:

  • Wenn man bedenkt, dass Jack Gibson und Maya Bishop gleichermaßen am Tiefpunkt die Staffel begonnen haben, könnten sie inzwischen nicht weiter auseinander sein. Er liefert hier einen starken Eindruck ab, weil man in seiner Fürsorge für Maya gemerkt hat, dass er wirklich wieder für den Job bereit ist. Ich fand es auch schön, dass an Dean Miller erinnert wurde und Jack war eben damals mit Ben Warren am intensivsten dabei, weswegen die aufkommenden Ängste nachvollziehbar waren. Dazu dann am Ende, dass er auf Brookes Brief reagiert hat und sie kennenlernen will. Ich bin gespannt, was zu seiner Familie noch alles kommt, aber er ist auf jeden Fall gefestigt, das Thema anzugehen.
  • Carina DeLuca hat schon seit Wochen in ihrer Ehe sehr zu leiden und diesmal stellt es wohl den emotionalen Tiefpunkt dar, aber ich bin absolut bei ihr, warum sie so handeln musste. Deswegen hat es mir auch das Herz gebrochen, als sie auf dem Flur bitterlich weinte. Denn sie hat für die Entscheidung auch ihr eigenes Glück zerstört, aber Carina denkt eben nicht nur für sich selbst, sondern auch für Maya und da diese ihre medizinische Lage vollkommen verkennt, stellt sie deren Wohlergehen an erste Stelle. Auch wenn ich diese Belastung ihrer Ehe eigentlich gar nicht sehen will, es ist einfach gut, dass Carina jetzt endlich in dieser Serie angekommen ist und dass sie immer wieder so starke Szenen bekommt. Team Carina!
  • Das finale Gespräch zwischen Robert Sullivan und Natasha Ross hat mir gut gefallen. Ich hatte bei denen beiden oft etwas den Eindruck, dass man über die erotischen Szenen etwas erzwingen wollte, aber in dieser Staffel merkt man tatsächlich mehr die Liebe zwischen den beiden. Insgesamt war es auch eine gute Sullivan-Episode, weil schließlich auch das bedächtige Gespräch mit Dottie ihn zu der Umkehr gebracht hat, dass er dankbar sein kann für das, was er mit Natasha haben darf. Ich glaube zwar schon, dass er sich genauso was wünschen darf, aber da er in der Serie immer als sehr willensstarker Mann inszeniert wurde, passt dieser weichere und genügsame Eindruck gut. Auch weil Natasha in dieser Episode keinen weiteren Streit vertragen hätte.
  • Die letzte Szene will ich auch noch als Highlight nennen, weil ich den Moment, als sich Andy Herrera einfach an Mayas Bettseite setzt, in ihrer simplen Gestaltung dennoch so bewegend war. Die beiden haben in ihrer Freundschaft wirklich verdammt viel mitgemacht. Sie sind eben beide eher egoistisch und ehrgeizig, keine gute Kombi und dennoch kommen sie immer wieder beieinander aus. Ich glaube tatsächlich auch, dass Andy jetzt gerade die Person ist, die Maya braucht, weil da andere Gefühle als bei Carina im Spiel sind. Aber insgesamt zeigt es auch Andys Entwicklung. Wenn ich überlege, in wie vielen Episoden sie immer nur über ihr eigenes Thema geplappert hat, so hat sie inzwischen die Muße und das Bewusstsein, auch anderen zuzuhören und deren Thema zu ihrem eigenen zu machen.

Einen großen Teil habe ich bislang ausgespart, weil es eben kein kleines Highlight, sondern ein größeres war. Die Episode hat Racial Profiling in den Fokus genommen. Das ist nicht zum ersten Mal der Fall, wenn wir beispielsweise nur an #4.05 Eskalation denken. Doch diesmal war es nicht nur ein Statement, sondern die Story wurde genutzt, um zwischen Natasha und Michael Dixon etwas in Gang zu setzen. Das hat dennoch nichts von der emotionalen Schwere des Handlungsbogens weggenommen, denn wie Andy und Victoria "Vic" Hughes verbissen um den jungen Mann und seine Rechte kämpften, das war einnehmend. Dennoch ist der Höhepunkt sicherlich, wie Natasha dann ins Geschehen eingreift und wie ihre Fähigkeiten in voller Perfektion in Szene gesetzt werden. Bislang war sie vor allem als Führungskraft gefragt, die harte Entscheidungen zu treffen hat, doch im konkreten Einsatz haben wir so nicht erlebt. Deswegen war es genial, als sie mal eben in wenigen Minuten das ganze Gehabe des SPDs in der Luft zerschnitt und die Durchschaubarkeit vorführte. Genauso stark fand ich aber auch, dass es Natasha richtig mitgenommen hat. Ihr ist bewusst, dass sie mit ihrem vehementen Auftreten möglicherweise etwas in Gang gesetzt hat. Dixon ist so eklig und widerwärtig wie immer, aber das macht es für sie noch lange nicht zum leichten Spielchen, denn er ist ein weißer Mann und sie eine Frau mit asiatischen Wurzeln. Auch wenn sie rein vom Papier her gleichrangig sind, so sind sie es in der Realität nicht. Natasha war anzumerken, wie bewusst ihr das war, deswegen am Ende auch die Erschöpfung im Gespräch mit Sullivan. Aber es ist genau die Storyline, die sie jetzt braucht. Denn bei ihr und mir schwankt es in den Sympathiewerten immer etwas, aber genau so gefällt sie mir richtig gut.

Der Rest der Episode lockt bei mir nur ein eher belangloses Achselzucken hervor. Die Bridge-Damen hatten sicherlich etwas Charmantes an sich, aber letztlich wirkt es auch nicht richtig ausgearbeitet und am Ende fragte ich mich, ob es nur dazu war, dass sich Sullivan und Travis Montgomery obenrum entkleiden mussten. Letzterer wiederum verharrt mit Ben auch etwas in der Luft. Auch wenn er seinen Fehler wegen der Story über Dixon eingesehen hat, so geht es einen Schritt nach vorne und den dann sofort wieder zurück, weil Eli Stern (möglicherweise absichtlich) die Veröffentlichung nicht verhindern konnte. Auch die Geschichte um Mayas Rettung habe ich mir irgendwie anders vorgestellt. Es wurde nicht so emotional, wie ich mir das gewünscht hätte, abgesehen von den beiden Highlights, die ich eben erwähnt habe, denn eigentlich war es einfach nur ein nahtloses Fortsetzen von Mayas völligem Realitätsverlust, der so unfassbar anstrengend anzugucken ist. Auch wenn ich es schauspielerisch anerkenne, so ist es gleichzeitig in dieser Dichte von nun sieben Episoden einfach zu viel. Möglicherweise war das jetzt der Durchbruch, aber ich vertraue darauf nicht und bleibe lieber vorsichtig. Auch die Crossover-Möglichkeiten mit "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" waren wieder etwas bieder, da das Haus eher mal so eben gerettet war. Der spätere Besuch von Familie Grey als Dank war zwar auch nett sowie auch die Einbindung von Dr. Teddy Altman logisch war, aber es waren beides Handlungen mit viel Potenzial, die dann eher zügig abgehandelt wurden. Die wieder beginnende Trunkenheit von Sean Beckett war dann so der letzte Tiefpunkt, weil aus dieser Figur immer nur dasselbe gemacht wird.

Fazit

"Seattle Firefighters" startet in meinen Augen etwas chaotisch ins neue Jahr 2023, weil mir die Gesamtkomposition der Episode nicht stimmig erschien. Die Highlights lagen eher in kleinen Details als in einem konsequenten roten Faden. Das ergibt in der Gesamtsicht dann eine durchschnittliche Episode.

Lena Donth – myFanbase

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