Die Gewinner im Bereich TV

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Die von der Hollywood Foreign Press Association verliehenen Golden Globes sollte man als Zuschauer mit noch mehr Humor und Skepsis hinnehmen, als eh schon die meisten Preise. Und besonders in den TV-Kategorien sollte man sich vor Augen führen, dass die Mitglieder der HFPA fast ausschließlich aus der Kinosparte stammen und die TV-Preise aus undefinierbaren Gründen nur an die Verleihung angefügt sind und oftmals deshalb die bekannten Namen von irgendwelchen Kinodarstellern aus Wiedererkennungsgründen gewählt werden. Die HFPA hat in den letzten Jahren immer wieder bewiesen, dass sie von TV-Serien nicht viel Ahnung hat, einen Großteil davon wahrscheinlich noch nie gesehen und gerne den Hang an den Tag legt, die Dinge mit einem Preis auszuzeichnen, die sie gerade für in hält.

So sollte man die Auswahl also nicht zu ernst nehmen, sich über die Aufmerksamkeit freuen, die manche verdientermaßen erhalten und die unverdienten Gewinne nicht zu sehr mit Verärgerung strafen. Aber ich bin ja hier, um eine Einschätzung abzugeben, und darf deshalb auch mal ein wenig meckern. Eine Übersicht in Listenform über die Gewinnner findet ihr übrigens hier.

Die Gewinner in der Kategorie Drama

Dass der Abräumer des Abends bei den Dramaserien "Boardwalk Empire" wird, mit einem Preis als beste Serie und einem für den Hauptdarsteller Steve Buscemi, beweist wieder einmal das Schema der HFPA, die bekanntesten Namen aus der Filmbranche zu ehren. Zumal in diesem Falle auch noch der Award-Lieblingssender HBO damit verbunden ist. Natürlich hat die Prohibitionsserie eine tolle erste Staffel abgeliefert, aber in keinem Fall war diese besser als "Mad Men" oder das noch nicht einmal nominierte "Breaking Bad". Es ist kein unverdienter Sieg, aber die Tatsache, dass "Mad Men" im wahrscheinlich stärksten Jahr seines eh schon großartigen Laufs bisher vollkommen leer ausgeht, stößt einem schon bitter auf.

Denn auch bei den Hauptdarstellerinnen konnte sich die aufgrund ihrer phänomenalen Leistung favorisierte Elisabeth Moss ebensowenig durchsetzen wie die Vorjahressiegerin Julianna Margulies (die eine Wiederholung dessen auch mehr als verdient gehabt hätte). Den Preis in diesem Jahr mit nach Hause nehmen konnte völlig überrraschend Katey Sagal für ihren Part in "Sons of Anarchy". Diese Anerkennung kommt vielleicht ein Jahr zu spät, ist aber dennoch alles andere als unverdient. Schön zu sehen, dass sie langsam auch in diesen Kreisen ihren Peggy-Bundy-Schatten abschütteln kann.

Die Gewinner in der Kategorie Musical oder Comedy

Einer der großen Abräumer des Abends war ganz eindeutig "Glee". Die Serie konnte ihren Sieg als beste Comedy- oder Musicalserie vom Vorjahr wiederholen und auch auf die Gefahr hin, mir den Unmut des "Glee"-Verrückten-Teiles der myFanbase-Redaktion zuzuziehen, ist das für mich absolut nicht nachvollziehbar und gehört zu den größten Augenrollern des Abends. Denn nach der überzeugenden, frisch-charmanten ersten Hälfte von Staffel 1, die im Vorjahr völlig zurecht ausgezeichnet wurde, ging es mit "Glee" aus kreativer Sicht nur noch bergab und die Serie befindet sich mittlerweile im Zustand des heillosen Durcheinanders. Aber die Fans lieben es und anscheinend gehört die HFPA zu dieser Kategorie. Und auch wenn ich den Hauptkonkurrenten unter den Nominierten, "Modern Family" nicht für perfekt oder auch nur die beste Comedy-Serie halte (darüber habe ich mich hier schon einmal ausführlich ausgelassen und will nun nicht immer dieselbe Leier anstimmen), so ist es in der Summe seiner Teil doch die bei weitem bessere Show.

Aber um die "Glee"-Fans wieder zu beruhigen, gebe ich zu, dass sowohl Jane Lynch als auch Chris Colfer den Preis als beste Nebendarsteller verdient gewonnen haben. Zwar leiden auch deren Charaktere unter der inkonsisten Charakterzeichnung der Serie, aber beide sind solche Ausnahmetalente und so voller Überzeugungskraft, dass sie jeden Preis verdient haben. Und speziell Colfers erster Gewinn bei einem der großen Awards, stellt hoffentlich der Durchbruch für weitere Auzeichnungen dar. Und da die Nebendarstellerkategorien sowieso unter Überfüllung leiden, die dadurch entsteht, dass hier alle Genres zusammengewürfelt werden, ist es schon schön, wenn verdiente Sieger die Preise in den Händen hält.

Als bester Hauptdarsteller wurde nach seinem Emmy-Gewinn ebenso verdientermaßen Jim Parsons geehrt, der sicherlich die tragende Säule des Erfolges von "The Big Bang Theory" ist und eine großartige komödiantische Leistung abliefert. Bei den Damen wurde Laura Linney für "The Big C" ausgezeichnet, sicherlich wieder ein Fall von erhöhtem Wiedererkennungswert aufgrund ihrer Kinovergangenheit.

Die Gewinner in der Kategorie Minsiserien und TV-Filme

Als größte Überraschung des Abends kann man wohl bezeichnen, dass in diesem Feld der Sundance-Channel Film "Carlos - Der Schakal" der HBO-Übermacht von "The Pacific" und "Temple Grandin" völlig unerwartet, aber nicht unverdient den Schneid abkaufen konnte und den Preis eingeheimst hat. Da schien es für kurze Zeit sogar im Bereich des Möglichen, dass Édgar Ramírez dem Hauptfavoriten bei den Hauptdarstellern, Al Pacino, den Preis noch vor der Nase wegschnappen könne. Aber soweit ging es dann doch nicht und Pacino wiederholte seinen Emmy-Gewinn für den HBO-Film "You Don't Know Jack", ebenso wie die hochfavorisierte Claire Danes für "Temple Grandin".

Fazit

Die großen Sieger des Abends sind "Boardwalk Empire" und "Glee", beides kann aus Kritikersicht eher mit Skepsis gewertet werden. Weder die beste Dramaserie, noch die beste Komödie haben hier gewonnen, aber wenigstens wurden wir nicht mit völlig abstrusen Siegern der Kategorie Piper Perabo oder "The Walking Dead" gestraft. Es gab ein paar positive Überraschungen, aber insgesamt bleibt das Gesamtfazit durchwachsen.

Cindy Scholz - myFanbase

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