Die enttäuschendsten Storylines 2009/2010
Platz 5: Jericho (FlashForward)
Bei "FlashForward" lief ja so ziemlich alles schief, was schieflaufen konnte. Einem guten Staffelauftakt folgten langatmige Storylines, die auch für die wenigen gut besetzten Darsteller nicht viel Spielraum gaben, zu glänzen. Erst gegen Mitte der Staffel schafften es die Autoren, ein klein bisschen Spannung zu erzeugen und den Zuschauer einigermaßen bei der Stange zu halten. Doch da war es bereits zu spät und viele Neugierige längst abgesprungen.
Während die Geschichte um den Blackout und die Flashforwards durchaus punkten konnte und auch Demetris persönliches Schicksal zu überzeugen wusste, gingen andere Storylines geradewohl den Bach hinunter. So bremste Bryce' Suche nach Keiko mehrmals nachdrücklich den Erzählfluss und auch das "Liebesdreieck" um Lloyd, Olivia und Mark war sehr schmerzhaft anzusehen. Richtig unnötig jedoch, und daher auch hier in der Liste der Flop-Storylines vertreten und sogar recht weit oben: die Geschichte um die mysteriöse Sicherheitsfirma "Jericho".
Massenmörder, Schattenarmee und der globale Blackout
Nach dem Serienfinale blieb eigentlich alles offen, was mit dem Blackout zu tun hatte. Weder wurde aufgedeckt, wer wirklich hinter dem mysteriösen Ereignis stand, noch was genau damit bezweckt werden sollte. Wilde Theorien und Spekulationen wurden uns im Laufe der Staffel geboten und irgendwann fiel dann auch einmal der Name Jericho. Doch zunächst waren diese nur die Bad Boys, die hinter dem Anschlag auf Tracy Stark steckten. Immerhin bombten sie Tracy und ihren Partner gnadenlos weg, da sie gerade dabei waren, einen Massenmord an einem unschuldigen Dörfchen zu vertuschen und die beiden amerikanischen Soldaten da eigentlich nichts zu suchen hatten. Also flog kurzerhand eben der schöne, teure Humvee in die Luft.
Was Jericho genau ist, bleibt zunächst im Dunklen. Um eine private Sicherheitsfirma soll es sich handeln, die in Afghanistan beim Aufbau des Landes helfen soll. Was genau sie dort tun, wird nicht geklärt, klar wird nur, dass sie sich dort anscheinend nicht sonderlich um Menschenleben scheren. Und als Tracy dies mitbekommt - Kaboom! Da fliegt sie in die Luft. Als Jericho dann jedoch erfuhr, dass sie nicht ganz geschafft hatten, Tracy in Stücke zu reißen, musste ein neuer Plan her, um die eigene Haut zu retten. Blöd war nur, dass Tracy mittlerweile in die Staaten geflohen war. Doch dank ihres übermütigen Vaters, ist Tracys Aufenthaltsort schnell ausgemacht und die Soldatin auch bald wieder zurück in Afghanistan.
So weit so gut. Undurchsichtige Firma, Krieg in Afghanistan, Entführungen, Mord. Die typische Kriegs-Maschinerie nimmt an Fahrt auf und langweilt bereits hier gewaltig. Jedoch frage ich mich hier schon, ob nicht mehr hinter der ganze Jericho-Sache steckt und warum man Tracy entführt, statt in der Küche bei der blubbernden Tomatensoße zu erschießen. Irgendwas muss die Frau also wissen, was sie bislang verschwiegen hat, sonst wär' sie jetzt tot. Aber wenn sie etwas wichtiges wüsste, warum hat man sie dann überhaupt versucht, weg zu bomben? Ich bekomm' Kopfschmerzen! Dann wird uns plötzlich ein hohes Tier von Jericho präsentiert, der Zuhause mit der Tochter Geburtstag feiert und mal eben einen geschwätzigen Nackten vor seinem Fenster hängen hat, nachdem Aaron Stark nach Hause gekommen ist und gesehen hat, dass die Tomatensoße die ganze Küche schmutzig gemacht hat. Doch so schnell der mysteriöse Fremde (angeblich ein ganz großer Offizieller von Jericho) auch aufgetaucht ist, so schnell ist er wieder verschwunden. Und während Aaron Stark sich auf seinen persönlichen Rachefeldzug begibt, geht es plötzlich nicht mehr nur um zwielichtige Männer und Tracy Stark. Plötzlich steht die nationale Sicherheit auf dem Spiel und droht sogar den amerikanischen Präsidenten zu stürzen. Was genau hier im Gespräch zwischen Wedeck und Fr. Vizepräsidentin angedeutet wurde, bleibt unklar. Das Wörtchen "Schattenarmee" fällt. Und in diesem Zug auch "amerikanische Regierung". Anscheinend jedoch geht es um eine geheime Basis, von der der Präsident wusste, was aber illegal ist, weil sie eben geheim ist, was sie eigentlich ja nicht ist. Da sind sie wieder, die Kopfschmerzen.
Und um der Sache dann die Krone aufzusetzen wird Jericho plötzlich auch noch in Verbindung mit dem globalen Blackout gebracht, dieses Mal jedoch nicht als möglicher Verursacher, sondern weil jemand von Jericho mitbekommen hatte, dass bei einem kleinen Blackout, ähnlich dem in Somalia, eine Frau nicht einfach umgekippt und ihr Bewusstsein in die Ferne hat schweifen lassen. Die Frau blieb wach. Ohne Alpha-Ring. Und diese Frau war - tada! - Tracy Stark. Moment. Blackout in Afghanistan. Tracy Stark. Jericho. Was? Was hat Jericho mit den Blackouts zu tun? Und warum wählt jemand ausgerechnet das Krisengebiet Afghanistan für irgendwelche Experimente aus? Weil es niemanden interessiert, wenn die Menschen dort umfallen wie die Fliegen? Alles sehr mysteriös. Leider bleibt offen, was Jericho nun genau für eine Rolle gespielt hat und ob sie nur Handlangertätigkeiten für Hellinger oder vielleicht sogar Dyson Frost waren. Oder ob der Präsident der Vereinigten Staaten sogar hinter dem Blackout steht, weil er über die geheime Basis Bescheid wusste, was er nicht hätte verheimlichen können.
Von einer brutalen Sicherheitsfirma, die Massenmord ohne Gewissen begeht, entwickelt sich Jericho in wenigen Episoden zu einem Spielball von Hellinger oder auch dem amerikanischen Präsidenten, die allesamt Tracy eigentlich niemals etwas wirklich Böses wollten. Vielmehr ging es Jericho also darum, die eigene Neugier zu befriedigen und heraus zu finden, was mit Tracy während eines Experiments passiert ist. Moment, bedeutet das eigentlich auch, dass Tracy beim globalen Blackout gar keinen Blackout hatte? Was hat sie denn dann eigentlich gesehen?
Außerdem passt dann doch auch nicht, dass man Tracy entführt und fast zu Tode gefoltert hat, so dass sie kurz vor dem Serienfinale beinahe ins Gras beißt. Es sei denn, die Folterungen haben irgendwie damit zu tun, dass man versucht hat, sie mit Gewalt zum Flashforwarden zu zwingen. Müssen dann aber wohl sehr "intensive" Tests gewesen sein. Nun, wir werden niemals erfahren, was genau nun hinter Jericho steckt. Im Großen und Ganzen interessierte die ganze Geschichte auch nicht, wäre da nicht die vorletzte Episode gewesen und die Sache mit Tracy und dem nicht stattfindenden Bewusstseinsverlust. Irgendwie hätte ich jetzt schon gerne gewusst, was da dahinter steckt...
Egal. Der letzte, interessante Plottwist ist schön und gut, doch insgesamt schmälert dieser nicht die Tatsache, dass die ganze Storyline um Jericho unnütz und aufgesetzt erscheint, und das viele Hin und Her am Ende den Erzählfluss mehr gebremst als vorangetrieben hat. Die Geschichte um "Jericho" hätte man also auch getrost unter den Tisch fallen lassen können.
Melanie Wolff - myFanbase
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