Bewertung

Review: #11.10 Neuer Lebensraum

Foto: Michael James Shaw & Norman Reedus, The Walking Dead - Copyright: Josh Stringer/AMC
Michael James Shaw & Norman Reedus, The Walking Dead
© Josh Stringer/AMC

Sehr viele unserer Protagonisten sind mit ins Commonwealth gegangen und befinden sich nun seit 30 Tagen dort. Und um den Zuschauern gleich mal einen weiteren Eindruck dieses neuen Lebensraumes zu vermittelten, steht Halloween an und das soll gefeiert werden. Dabei offenbaren sich aber sofort erste Schwächen des Systems.

"Nirgendwo ist es so gut wie hier."

Die erste Szene war gleich mal skurril. Ein Gruselkabinett mit Zombies als Jahrmarktsattraktion ist wirklich regelrecht makaber, wenn man bedenkt, dass nicht wenige Menschen schon zahlreiche Beißer bekämpfen mussten. So sehr ich den Wunsch nach Normalität verstehen kann, zeigt das doch auch eine Art Ignoranz vor der Welt, wie sie aktuell mit all den Beißern ist. Aber im Endeffekt wollte man mit dieser Episode wohl auch noch mal unterstreichen, welch eine interessante Gesellschaft sich da im Commonwealth entwickelt hat. Oder ist sie vielleicht doch gar nicht so interessant sondern nur gewöhnlich? Sie scheint sehr groß, hat klare Strukturen und hat es geschafft, die Welt wie vor den Beißern wieder heraufzubeschwören. Insofern ist die Aussage, dass es der beste Ort sei, sehr spannend, weil das wirklich eine Frage der Perspektive ist. Sicherlich ist es nirgends so sicher wie im Commonwealth. Doch ob es schön ist, kann man wohl in Frage stellen. Die typischen Machtstrukturen, wertvolle und weniger wertvolle Berufe, ein richtiger Dienstleistungssektor. Hier sind die Menschen nicht alle gleich. Die Errungenschaft, die die Beißer mit sich gebracht haben, ist hier also wieder erstickt worden. Und genau deshalb läuft es wohl auch nicht reibungsfrei.

"Leistet Widerstand"

Ich muss schon sagen, dass ich die Episode sehr befremdlich fand, weil das Commonwealth so vollkommen anders ist. Man wird das Gefühl nicht los, in einer anderen Serie mit ein paar bekannten Gesichtern zu sein. Ein Empfang mit Wein, geselligem Zusammensein und allem drum und dran ist so unwirklich wie ein Traum. Mich würde schon sehr interessieren, wie sich das entwickeln konnte. Reicht da ein politischer Kopf, um diese alten Strukturen so durchzusetzen, dass sich eine große Gesellschaft bilden kann? Immerhin scheinen nicht alle zufrieden zu sein und das macht nun wohl die nächsten Episoden aus. Wir haben eine relativ gewöhnliche Gesellschaft und die, die auf den Gästelisten stehen, lassen es sich gutgehen, während die anderen schuften. Und der offene Widerstand scheint ja nur die Spitze des Eisberges zu sein, denn auch unter den "Normalobürgern" scheinen ja, wie Yumikos Bruder, Skeptiker zu sein, die dem Commonwealth nicht alles offenbarten. Die Frage ist nur, wohin der Widerstand führen soll.

"Irgendeinen Beitrag muss man immer leisten."

Daryl und Rosita werden als Kämpfer ausgebildet und müssen in Teamarbeit unter der Leitung und Beobachtung von Mercer Beißer erledigen. Allerdings mit anderen Partnern, die offenbar noch nicht so oft in der Wildnis waren. Wieder habe ich noch nicht ganz begriffen, wo die Beißer nun frei herumlaufen, wo unter Aufsicht und wo gar nicht. Es wirkt alles so nah beisammen. Natürlich rocken Rosita und Daryl die Kämpfe, nur dass Daryl sein Alleingängerdasein zum Ausdruck bringt und damit offenbar nicht genügend Mehrwert für die Gemeinschaft hat. Das kann man diskutieren, aber es geht ja erst mal darum, überhaupt mit dem Commonwealth kompatibel zu sein. Da kommt Daryl der schmierige Sohn der Gouverneurin Pamela Milton, Sebastian, gerade recht. Dieser verhält sich mal wieder unter aller Kanone, überschätzt sich selbst total und ist wirklich unausstehlich. Da hilft es auch nicht, dass er unter seiner Mutter leidet. Also mir hilft es nicht, bei Daryl kommt offenbar eine Mischung aus Mitleid und Selbstzweck zusammen, als er Sebastian den Erfolg gönnt, den Widerständler seiner Mutter zu übergeben. Wird das sein Beitrag sein? Alleine agieren aber sich nicht um den Erfolg bemühen? Wir werden sehen.

"Das war ein guter Anfang"

Eine kleine Nebenstory war Carols irgendwie riskantes Verhalten, um mehr über Ezekiel zu erfahren, der eigentlich das Glück hat, in Behandlung zu sein und theoretisch seiner Krankheit zu überstehen, wenn da nicht die Warteliste wäre. Dass Carol einfach einen Einbruch vollführt, um die Akte zu lesen, ist zwar typisch für sie, aber in Anbetracht der Tatsache, dass sie auch erst 30 Tage in der neuen Gesellschaft lebt, schon sehr mutig. Ich verstehe immer noch nicht, warum Eugene und Co. gefühlte Ewigkeiten in einer Art Auffanglager verweilen mussten und zahlreiche Fragen über sich, ihre Absichten und vielem mehr erzählen mussten, der Rest von Alexandria nun aber offenbar ohne große Prüfung aufgenommen wurde und sich doch ein ums anderer Mal als schwierig erweist. Wieso können sie so schnell in wichtigen Bereichen agieren? Auch als Security bei der Halloweenfeier eingeteilt zu sein, ist irgendwie sehr schnell sehr weit vorne dabei. Wie viele Leute haben sie für solche Aufgaben? Es gibt hier so viele Fragen, insbesondere nach Größe, Anzahl usw. Da muss noch mehr kommen. Carol jedenfalls lässt sich auf einen Deal mit Lance ein, der offenbar auch immer um die Gunst von Pamela Milton buhlt und da gerne Carols Hilfe annimmt. Diese lässt Ezekiel damit auf der Warteliste nach vorne rutschen. Mit Lance ist einer der wichtigsten Entscheidungsträger offenbar beeinflussbar. Wobei ich auch nicht ausschließen will, dass er noch Ziele mit den Alexandrianern hat, die bisher verborgen sind, und er mit Situationen wie der heute Vertrauen schaffen will. Carol und Ezekiel haben jedenfalls noch ein nettes Beisammensein und es gibt Hoffnung, dass es nicht die letzte Situation für die beiden ist.

Fazit

Die Episode war sehr unwirklich, weil das Commonwealth in dieser Episode eher wie ein Ort wirkt, der gar nicht mitbekommen hat, dass es Beißer gibt. Das Leben der meisten ist geregelt und vorherbestimmt. Selbstentfaltung scheint es nicht zu geben. Da kommen Daryl und Co. wohl gerade recht, um den Laden ein bisschen aufzumischen. Trotzdem bleiben bei mir vor allem Fragen und Ungereimtheiten in dieser Episode hängen.

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Emil Groth - myFanbase

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