Bewertung

Review: #3.04 Leben und Tod

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#3.04 Killer Within ist gleich die zweite Episode mit hohen Verlusten in dieser Staffel. Erst bringen die Autoren die frisch eingeführten Gefängnisinsassen ums Leben, um dann einen davon, Andrew, wieder auferstehen zu lassen, damit er verantwortlich gemacht wird, dass mindestens zwei, wohl eher drei, von Ricks Gruppe sterben. Mir als Comic-Leser war klar, dass Lori sterben wird, aber so früh in der Staffel habe ich absolut nicht damit gerechnet. Der Schock beim Zuschauer sitzt tief und so gerät man schnell dahin, dass es eine absolut beeindruckende Episode war. Doch im Grunde war es nur eine Episode mit hohen Verlusten, einer unglaublich langweiligen Geschichte um Andrea und einen T-Dog, der noch einmal zu Höchstleistungen auflief.

Der Quoten-Schwarze

In meinem Beitrag zur letztjährigen Rückblickskolumne, habe ich mir unter anderem T-Dog vorgenommen, der in Staffel zwei so kurz kam, dass man auf ihn hätte verzichten können. Nun ist es soweit und T-Dog ist tot. Es hat noch vier Episoden der dritten Season benötigt, von denen auch nur drei mit T-Dog sind, trotzdem hat die Odyssee dieses einstig guten Charakters (ich erinnere mich an die starke Szene zwischen ihm und Merle auf dem Dach in Atlanta) endlich ein Ende gefunden. Warum auch nicht? Man hatte eh schon die gesamte vergangene Staffel den Eindruck, dass IronE Singleton nur noch als Quoten-Schwarzer dabei ist. Das mag zwar etwas harsch klingen, aber schaut man sich diesbezüglich mal kurz den neuen Cast an und wirft einen winzigen Blick auf Oskar, erkennt man, dass man mit dem Gefangenen den neuen Quoten-Schwarzen gefunden hat, bei dem noch nicht alles Feuer erloschen ist. Oskar ist spannend, denn stille Wasser sind tief und ich glaube, nach Loris Ableben werden es sowohl Oskar als auch Axel nicht leicht haben, überhaupt Fuß zu fassen bei Rick. Alles in allem war T-Dogs Tod absehbar, seit vielen vielen Folgen. Nur, man kann ja einfach nicht den einzigen Afroamerikaner der Serie töten. In Oskar und Michonne (nicht Michonne vergessen, Jamie!) gibt es zwei neue Schwarze, die T-Dogs Lücke hoffentlich gut füllen, auch wenn es nicht viel zu füllen gibt. Ich werde ihn kaum vermissen, gibt ja nichts zu vermissen.

Lori und das Baby

Kein Interview ließ vor der Episode durchsickern, dass Lori in #3.04 Killer Within sterben wird. Wie gesagt, wusste ich schon aus dem Comic, dass sie sterben wird. Doch ich hätte nicht damit gerechnet, dass es so früh geschieht, bevor Rick eine Chance hat, sich mit ihr zu versöhnen. Ich sehe hier an dieser Stelle den Moment, in dem sich für Rick alles ändern wird. Er hat Lori verloren, die einzige Person, die ihm als Vertraute immer zur Seite stand, auch wenn sie die letzten Monate kaum miteinander gesprochen haben. Es war eine der stärksten Szenen der Serie, als Carl mit seinem neuen Geschwisterchen auf dem Arm von Maggie aus dem Gefängnis kam und man sah, wie Ricks Welt in Scherben fiel. Andrew Lincoln ließ einen Schauder nach dem anderen über meinen Rücken kriechen und ich kann nicht genug betonen, wie großartig er die Szene spielte, wie viel Gefühl und Herz darin lag. So traurig es ist, so perfekt war der Moment.

Dafür fand ich Carls Moment mit seiner toten Mutter überaus schlecht. Dass Lori bei dem Metzger-Kaiserschnitt sterben wird, war spätestens dann klar, als sie massiv Blut verlor. Ich weiß, dass man mit der Szene nur darstellen wollte, wie emotional und gleichzeitig rational Carl in der neuen Welt steht und sich das zu Herzen nimmt, was sein Vater ihm auf der Farm mit auf den Weg gegeben hat. Trotzdem fand ich das an der Stelle etwas viel. Ich persönlich hätte lieber gesehen, wie Maggie Lori vor der Wiederkehr bewahrte. Für Carl sehe ich hier auch großes Konfliktpotenzial, vor allem mit sich selbst. Er ist noch immer ein Kind, und zwar ein Kind, dass in den letzten Monaten nicht mit seiner Mutter zurecht kam. Im Grunde steht er vor den gleichen Problemen, wie sein Vater. Erst verliert er Shane als Vertrauenspersonen, nun ist seine Mutter fort, und somit seine nächste Vertraute. Es bleibt nur noch Rick.

Das Baby – ich konnte es kaum erwarten, dass das Kind geboren wird. Nun ist es soweit und die Gruppe wird durch Loris Tod vor weitere Herausforderungen gestellt. Jetzt will ein Säugling ernährt werden, dessen Mutter tot ist. Milch muss her und das schnell. Säuglingsmilch wird wohl das einzige sein, das auch eine hervorragende Gefängnisküche nicht zu bieten hat. Es ist offensichtlich, dass sich Teile der Gruppe in Gefahr begeben werden, um das Leben des Babys zu erhalten.

Das Ungewisse

Für mich sind in dieser Episode drei Leute gestorben: Lori, T-Dog und Andrew. Andrew, der Gefangene, von dem ich dachte, er sei längst Zombiefutter. Nun hat sich zumindest geklärt, wer Carol auf dem Hof bei ihrer Übungsleiche beobachtete. Andrew ist es auch, der für das Katz- und Mausspiel dieser Episode verantwortlich ist. Anstatt sich einfach aus dem Staub zu machen, sinnt er nach Rache und alles läuft. Für mich ungewiss ist der Verbleib und das Schicksal von Carol. Ich habe ein Kopftuch gesehen, das heißt nicht, dass Carol tot ist. Im Grunde will ich das einfach nicht glauben, denn mit Lori gab es genug Verlust für die Gruppe und sollte Carol tatsächlich auch tot sein, muss ich feststellen, dass man sich T-Dogs letzte Heldentat auch hätte sparen können. Es wäre auch ein herber Verlust für den Zuschauer, denn gerade in Carol konnte man so viel sehen, was die Zombiekalypse in den Menschen hervorbrachte. Sie hat einen weiten Werdegang gemacht von der unterdrückten Ehefrau, zur liebenden und aufopfernden Mutter, die ihr Kind tragisch verliert und schlussendlich nicht nur Hershels Leben rettete, sondern auch mit Daryl Freundschaft schloss. Ich weigere mich zu glauben, dass Carol ebenfalls tot ist.

Michonne und Andrea

Komme ich zum Schluss noch kurz zu der bescheuertesten Storyline der Episode. Alles, was um Andrea und Michonne erzählt wird, ist einfach nur langweilig. Es war doch klar, dass Andrea Woodbury nicht verlassen werden wird. Endlich hat sie einen Hafen gefunden, in dem sie einfach Ruhe findet. Michonne hat sich in dieser Episode zwar als Schnüfflerin erwiesen, die bald herausfinden wird, was in der Stadt wirklich passiert, doch ihr gesamtes Auftreten ist ermüdend. Ich kann kaum erwarten, dass sie wieder vor die Tore der Stadt kommt, denn in ihr ist das Potenzial der Figur vollkommen verschwendet. An der Stelle habe ich das Gefühl, dass extrem Zeit geschunden wird, denn die Stadt und der Governor sind Zeitbomben, die bald explodieren werden. Die schöne heile Welt ist nun einmal nicht so heile, wie es den Anschein hat und der Governor gruseliger und psychopathischer als ich ihn mir vorstellen konnte. Leider hat man von all dem bisher nur Andeutungen gesehen und nichts wirklich Konkretes. Selbst mit 3.03 Zeit der Ernte als Basis, kann mich die Storyline um Woodbury bisher nicht überzeugen.

Fazit

Es wird viel in eine Episode gequetscht, was zwar einiges an Action und Spannung erzeugt, gleichzeitig die Story aber so schnell vorantreibt, dass in meinen Augen vieles außer Acht gelassen wird. Klar, so werden Grundlagen geschaffen, doch da man soeben erst das Gefängnis bevölkerte und dieser Umstand schon Grundlage genug sein sollte, um die Geschichte weit voran zu treiben, sehe ich einfach nicht die Notwendigkeit für dieses Abschlachten. Es ist alles schade und traurig, aber in Episode vier in meinen Augen noch viel zu früh. Hier besteht die Gefahr, dass sich die nächsten Episoden im Wischi-Waschi verlieren werden, indem verzweifelt nach Storylines gegriffen wird. Ich persönlich kann an dieser Stelle nur sagen, dass ich das Gesehene lieber als kleines Winterfinale gesehen hätte. Doch warte ich einmal ab, was mir die Autoren sonst noch präsentieren, denn es wurden viele Grundsteine gelegt. Für Michonne und Andrea hoffe ich, dass sich dieser Teil der Storyline schnell an den mit dem Gefängnis angliedert, anderenfalls droht hier der Untergang. Dann wäre es spannender gewesen mit Andrea so zu verfahren, wie mit Merle und ihn einfach im Ungewissen zu halten, um dann mit einem Knall zurück zu kehren. Merle ist der einzige, der mich in Woodbury fasziniert, gerade weil ich seine Geschichte erfahren will.

Jamie Lisa Hebisch - myFanbase

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