Bewertung

Review: #4.10 Neben dem Gleis

Foto: Alanna Masterson & Steven Yeun, The Walking Dead - Copyright: Gene Page/AMC
Alanna Masterson & Steven Yeun, The Walking Dead
© Gene Page/AMC

Nachdem wir in der letzten Woche gesehen haben, wie es Rick, Carl und Michonne nach dem GAU am Gefängnis ergangen ist, erfahren wir in dieser Folge, wie es dem Rest der Truppe ergangen ist. Und wie schon in der vergangenen Episode ist es die Trost- und Hoffnungslosigkeit, die die Handlung bestimmt.

Daryl und Beth

Wir eröffnen mit Daryl und Beth, die sich alleine durch den Wald schlagen. Während sie einige Beißer erledigen, liest Beth offscreen aus ihrem Tagebuch vor, in dem sie ihre Gedanken notierte, kurz nachdem sie ins Gefängnis eingezogen waren. Es ist eine wirklich starke Eröffnungsszene, denn sie führt dem Zuschauer einmal mehr vor Augen, wie trostlos die momentane Situation für die Überlebenden des Angriffs des Gouverneurs geworden ist. Man dachte, man hätte mit dem Gefängnis einen halbwegs sicheren Zufluchtsort gefunden, in dem man ein Leben aufbauen könnte. Wegen eines Mannes ist dieser Ort nun Geschichte. Stattdessen kämpfen verstreut in alle Winde verschiedene kleine Gruppen ums Überleben, unsicher, was sie jetzt tun sollen.

Daryl ist recht konsterniert und schweigt, während Beth mit aller Gewalt weiterhin daran glauben will, dass sie nicht die einzigen Überlebenden sind und sich auf die Suche nach den Anderen begeben sollten. Ein wenig wirkt es wie Trotz – Beth hat ihren Vater verloren und weiß nicht, wo ihre Schwester ist, geschweige denn, ob sie überhaupt noch lebt. Verständlich, dass sie sich an die kleine Hoffnung klammert, dass irgendwo ein Stück dieses Paradieses, das sie glaubte, gefunden zu haben, erhalten geblieben ist und sei es nur in Person von Maggie.

Daryl wirkt weit weniger hoffnungsvoll, doch er sagt nur wenig. Er lässt Beth, denn er ahnt, dass dies ihr Weg ist, mit dem Tod von Hershel klar zu kommen. Und so begleitet er sie, bis sie auf eine Gruppe Beißer treffen, die sich anscheinend an den Überresten irgendwelcher ehemaliger Gefängnisbewohner zu laben scheinen. Hier sieht man Beths Hoffnung dahinschwinden und die Szene, in der sie am Ende gemeinsam im Dunkeln vor einem kleinen Feuer sitzen, spricht Bände. Es ist dunkel geworden – trostlos und hoffnungslos.

Tyreese

Tyreese hat es geschafft, Mika, Lizzie und auch Judith (ja, sie ist nicht tot - das haben sich die Autoren dann doch nicht getraut) aus dem Irrsinn zu retten, den der Gouverneur losgetreten hat. Ein wenig überfordert stolpert er mit den Kindern durch den Wald und gibt sein bestes, sie zu beschützen. Er weiß nicht so recht, was er jetzt tun soll und konzentriert sich darauf, die Kinder zu beschützen.

Die beiden Mädchen versuchen ihr bestes, keine Angst zu zeigen und Tyreese nicht allzu sehr zur Last zu fallen. Der versucht seinerseits, den beiden klar zu machen, wie sie sich im Falle eines Falles verhalten sollten, sollte ein oder mehrere Beißer auf sie zukommen. Und während sie durch den Wald stolpern und Spuren hinterlassen, die später von Daryl und Beth gefunden werden, kommt es zu einer Situation, die fast ein wenig an die Situation um Sophia erinnert – Mika bekommt Angst und läuft in den Wald hinein. Glücklicherweise verschwindet sie nicht und endet auch nicht als Zombiefutter. Stattdessen gestattet man ihr einen kleinen Moment kindlicher Schwäche, ehe sie und Lizzie über sich hinauswachsen dürfen und zeigen können, dass sie den ernst der Lage erkannt haben, die Angst jedoch im Griff haben.

Die Szenen um Tyreese und die drei Kinder sind nicht so stark wie die kleine Episode mit Beth und Daryl zuvor, aber sie enden mit einem interessanten Ausblick, denn als Tyreese eine kleine Gruppe Überlebender von wo auch immer findet, teilt dieser ihnen kurz vor seinem Tod mit, dass es eine Siedlung zu geben scheint, in der sie Zuflucht finden könnten. Und just in diesem Moment taucht Carol auf.

Das Zusammentreffen der beiden ist natürlich interessant, denn Tyreese weiß immer noch nicht, dass es Carol war, die Karen getötet hat und Rick sie deswegen verbannt hatte. Stattdessen ist er erleichtert sie zu sehen. Ich bin gespannt, ob hier noch ans Tageslicht kommt, was genau passiert ist...

Maggie, Sasha und Bob

Die nächste Gruppe, die wir begleiten dürfen, ist die um Maggie, Sasha und Bob. Maggie will unbedingt nach dem Bus und nach Glenn suchen, da sie überzeugt ist, dass er noch am Leben ist. Sasha und Bob diskutieren nicht lange mit ihr, sondern begleiten sie bei ihrer Suche, wohl wissen, dass die Chancen, ihn lebend zu finden, gleich null sind. Schnell treffen sie auf den Bus, der voller zombifizierter ehemaliger Bewohner des Gefängnisses ist. Was genau passiert, erfahren wir hier nicht, aber bis auf Bob, Lizzie und Mika scheinen nun alle Charaktere, die aus Woodbury gekommen waren, verstorben.

Maggie überprüft voller Angst jeden einzelnen von ihr getöteten Beißer, immer in der Hoffnung, eben NICHT auf Glenn zu treffen, um so weiterhin daran glauben zu können, dass er es irgendwie geschafft hat zu überleben. Keine Frage, dieser Teil der Episode ist spannend inszeniert und glänzt mal wieder durch hervorragende Effekte, doch die Stimmung, die etabliert wird, vor allem Maggies Angst und Verzweiflung, wollen nicht so recht greifbar werden. Einmal mehr wird hier deutlich, dass "The Walking Dead" immer dann punktet, wenn nicht allzu viel Action die Szenerie bestimmt.

Glenn

Glenn ist natürlich nicht tot, sondern befindet sich (aus welchem Grund auch immer) noch im Gefängnis. Als er aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht und sieht, dass das Gefängnis überrannt wurde, ruft er verzweifelt nach Maggie und zieht sich dann ins Innere des ehemaligen, sicheren Zufluchtsort zurück, wo er sich erst einmal die Zeit nimmt, die Situation zu verarbeiten. Er erlaubt sich nicht, zusammen zu brechen, aber er gestattet sich einen Moment der Angst, ehe er seine Sachen packt und loszieht, um Maggie zu finden.

Dabei gibt es ein paar tolle Momente, in denen sich Glenn in seinem Kampfanzug durch die Horden an Beißer kämpft und es wirkt, als fände man sich als Zuschauer gerade in einem 3D-Ego-Shooter wieder. Wirklich eine grandiose Kameraarbeit in dieser Situation.

Glenn trifft schließlich auf Tara, die einzige Überlebende der Gruppe des Gouverneurs, die vollkommen schockiert in einem Käfig sitzt und sich ansieht, was der Mann angerichtet hat, dem sie ihr Leben anvertraut hat. Glenn lässt sie natürlich nicht zurück, auch wenn er weiß, für wen sie gekämpft hat, doch er weiß auch, dass er alleine nicht sonderlich viel Chancen haben wird, zu überleben.

Gerade als die beiden sich gegen eine Gruppe Beißer bewiesen haben, taucht schließlich ein Dreiergespann neuer Charaktere auf – Militär, wie es scheint. Der geneigte Comicleser weiß schon, wen er da vor sich hat und ich bin gespannt, wie man ihn in die Geschichte integrieren wird. Der Auftritt von Michael Cudlitz ist jedenfalls enorm stark.

Fazit

Eine großartige Segment mit Daryl und Beth, ein spannendes mit Tyreese und den Kindern und zwei schwächere Segmente mit Maggie und Glenn als zentrale Protagonisten machen aus #4.10 Neben dem Gleis am Ende zu einer Episode, die bei weitem nicht an die Intensität der Vorfolge heranreichen kann, die jedoch interessante Weichen für den Rest der Staffel setzen könnte. Ich hoffe nur, dass alle Grüppchen bald zusammen finden werden und nicht allzu lange einzeln durch die Gegend stolpern. Es wirkt ja immerhin, als wären alle nicht allzu weit voneinander entfernt.

Melanie Wolff - myFanbase

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