Bewertung

Review: #4.16 Beweise, die keiner möchte

Da ist es also - das Finale der vierten Staffel. Es hat eine Weile gedauert bis hierher zu kommen und besonders die letzten Folgen hatten ihre Schwierigkeiten, doch mit diesem Finale ist den Machern sicherlich eine sehr solide und spannende Folge gelungen, die viele Überraschungsmomente bieten konnte und zudem ein Ende hat, das eine sehr interessante Ausgangslage für die fünfte Staffel bietet.

"In this life, somebody always takes the fall. Don't let it be you."

Das Problem an "White Collar" ist, dass sich durch die gesamte Staffel ein roter Faden zieht, zwischendurch jedoch nur kurz darauf eingegangen wird, sodass die Spannung erst im Finale zu einem Höhepunkt kommt. Das ist ja an sich nicht schlecht und macht das Finale dadurch besonders, doch gerade die letzten Folgen waren träge und machten das Warten auf das Staffelfinale sehr anstrengend. Man hat sich dann doch irgendwann gewünscht, dass Ellens Beweise endlich auftauchen. Vielleicht lag es am roten Faden in dieser Staffel, der sicherlich der schwächste der Serie war. Obwohl Neal seine Story verdient hat und die Autoren James gut eingeführt haben, so fehlte doch einiges. Es war einfach kein Nazi-Schatz, der Neals Leben komplett gesteuert hat. Aber gut. Man kann sich nicht beschweren, denn eigentlich wurde das Qualitätsniveau so gut wie immer gehalten.

Hier in diesem Staffelfinale erfahren die Zuschauer endlich die Wahrheit über Neals Vater James. Bis es zu dieser Enthüllung kommt, gibt es eine interessante Suche nach der Box mit Ellens Beweisen. Nicht nur Agent Amanda Callaway organisiert eine Suche des FBI, auch Senator Pratt taucht höchstpersönlich in New York auf. Obwohl Agent Callaway alles darum gegeben hat, um ihre Zusammenarbeit mit Pratt zu vertuschen, merkte man doch zu gut, dass sie ein falsches Spiel spielt und damit war sie im Grunde unten durch. Hier kann man erst gar keinen Vergleich zu Reese Hughes ziehen, dessen Verhalten in dieser Folge dazu führt, dass man ihn vermissen wird, auch wenn er in der Serie nicht oft zu sehen war. Hier hat der Zuschauer und wohl auch Peter gemerkt, dass man das Gute schätzen soll, solange es da ist. Zurück bleibt ein Fünkchen Hoffnung, dass Hughes auch in der fünften Staffel wieder eine Rolle spielt, doch so wie es aussieht, wird Agent Callaway zurückkehren, doch dazu später mehr.

Die Suche nach der Box war ein großes Durcheinander und jeder hatte irgendwie seine Finger im Spiel. Doch genau das hat es so interessant gemacht, weil man bei so vielen Menschen nicht wusste, wer die Box denn jetzt zuerst bekommt. Tief im Inneren war klar, dass Neal der Sieger der Suche sein wird, doch es hätte auch anders kommen können. Überraschungen gab es nämlich genug. Zum einen war nicht vorhersehbar, dass James sich tatsächlich in die Nähe von Senator Pratt traut, nur damit seine Schlüsselkarte kopiert werden kann. Pratt hätte ganz anders reagieren können und dann hätte James keine Chance mehr gehabt, zu entkommen. Doch wie es bei "White Collar" so ist, läuft es meistens nach Plan und Neal hält am Ende die Box in den Händen. Die Suche ist den Machern gut gelungen, sie war spannend, verwirrend und bot ein Ende, mit dem man absolut nicht rechnen konnte.

"You know, you're not me, Neal." - "Yeah, but you are the blue in my eyes."

Doch zuerst muss Mozzie Respekt ausgesprochen werden, denn dieser vertraut James überhaupt nicht und tauscht deshalb kurzerhand die Beweise aus. Was würden wir nur ohne unseren Mozzie tun? James hätte die Beweise zerstört und das war es dann. Doch James wird von Pratt geschnappt, was überraschend kommt und für sehr viel Spannung sorgt, weil man nicht sagen konnte, welchen Weg diese Konversationen nehmen wird. Das tatsächliche Ende ist dann schockierend und interessant zugleich. James erschießt Pratt mit Peters Waffe und haut ab, sodass Peter von Agent Callaway bei der Leiche von Pratt vorgefunden wird. Im Grunde bleibt ihr nichts anderes übrig, als Peter festzunehmen und hier ist genau der Punkt, der enormes Potenzial für die fünfte Staffel bietet. Bisher ging es immer nur um Neal und die Probleme, die er verursacht. Doch dieses Mal steht Peter im Vordergrund und es wird wohl darauf hinauslaufen, seine Unschuld zu beweisen. Dieser Twist war nicht vorhersehbar und hatte deshalb eine enorme, schockierende Wirkung.

Auch die Umsetzung ist gut gelungen und ergibt im Nachhinein wirklich Sinn. Denn Neal findet heraus, dass sein Vater gar nicht so unschuldig ist. James wusste, dass Pratt ihn hinter Gitter bringen konnte und hat ihn deshalb beseitigt. Die ganze Sache Peter in die Schuhe zu schieben, muss ihm auch ganz gelegen kommen, denn kein Vater hört wohl gerne, dass der einzige Sohn bereits seit Jahren eine Person hat, die einem Vater gleich kommt. Neal und Peter sind soviel mehr, als nur Arbeitskollegen und das hat auch das Gespräch der beiden wunderbar gezeigt. Ein sehr emotionaler Moment, in dem wohl klar wurde, wer hier die wahre Familie ist. James muss dies gemerkt haben und hat es deshalb an Peter ausgelassen. Diese Handlung kann man nachvollziehen und sie erklärt James' Verhalten am Ende.

Er will sich nicht für Peter einsetzen, will seine Freiheit nicht verlieren und nimmt seinem Sohn deshalb das, was ihm am Wichtigsten ist. In diesem Moment wurde deutlich, dass James zwar Vatergefühle für Neal hat, ihn jedoch nie über sein eigenes Wohl stellen würde. Genau hier merkt man als Zuschauer selbst, wie skrupellos James ist und Neals Gesichtsausdruck hat hier wohl alles gesagt. Für ihn ist eine Welt zusammen gebrochen und Matt Bomers Leistung muss hier besonders anerkannt werden. Als Neal seinen Vater anfleht, Peter zu helfen und dabei erfährt, dass alle Gerüchte über ihn stimmen, bekommt man selbst Gänsehaut und möchte Neal nur in den Arm nehmen und ihn vor allen bösen Dingen in Schutz nehmen, ganz besonders nach all den Jahren. So wie es aussieht, war es das auch mit James, was sicherlich nicht weiter schlimm wäre, gerade jetzt, wo er sein wahres Gesicht gezeigt hat. Nur für Peter ist dies eine sehr ungünstige Situation, die jetzt gut ausgearbeitet werden muss.

"To another time, to another place, to another us."

Das Finale der vierten Staffel hat somit fast alles richtig gemacht. Es war spannend, interessant, hatte unerwartete Momente und Entwicklungen, die jetzt viel Potenzial bieten. Es gibt jedoch auch einen Punkt, der ein unglaublicher Störfaktor war und das sind Neals Szenen mit Sara. Ihre "Verlobung" kann man einfach nicht ernst nehmen und sie wirkte komplett deplaziert. Wäre Sara einfach nur so involviert gewesen, dann wäre das vollkommen in Ordnung gewesen, doch dass die Beziehung zu Neal so betont werden musste, machte die gesamten Szenen zwischen ihnen kaputt. Wie bereits in der Review zu #4.14 Shoot The Moon erwähnt, fehlt hier die komplette Entwicklung dieser Beziehung und ist es nicht glaubwürdig, dass sie plötzlich soviel füreinander empfinden, sich am liebsten um den Hals fallen würden, wo ihnen doch sowieso klar ist, dass diese Beziehung nicht funktionieren kann und auch keine Zukunft hat. Nur in der Hinsicht, dass Neal tatsächlich gerade ziemlich alleine da steht, erfüllt sie einen Zweck, denn alles was Neal sehr liebt, ist momentan nicht da. James verschwindet und lässt ihn schockiert zurück. Peter wurde verhaftet und Sara geht nach London. Es bleiben also nur noch Mozzie und Elizabeth und diese wird nicht gerade dankbar sein, dass Neal dafür gesorgt hat, dass ihr Ehemann verhaftet wurde. Ob diese Situation Auswirkungen auf Neal hat, bleibt abzuwarten, es wäre jedoch schade, wenn die Autoren hier keine gute Story entwickeln. Neal am Boden zerstört wäre nämlich auch mal etwas Neues.

Fazit

Eigentlich konnte das Staffelfinale überzeugen. Neals Situation wirkt vielversprechend und mit Peters Verhaftung öffnen sich nun neue Türen für die Serie. James Charakter hat eine unerwartete Wendung gemacht, die jedoch nachvollziehbar ist, wenn man im Nachhinein darüber nachdenkt. Allein die Beziehung zwischen Neal und Sara war ein großer Störfaktor, über den man nicht hinwegsehen kann, weshalb es nur acht von neun Punkten gibt.

Alex Olejnik - myFanbase

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