Bewertung

Review: #2.20 Der Zirkus

Es gibt eigentlich keine Episode von "Akte X", bei der einem nicht das Wort "skurril" einfallen würde. Diese Episode ist in dieser Hinsicht aber der Superlativ aller Möglichkeiten, denn der Ausflug der Agenten zu einem Zirkus mit außergewöhnlichen Menschen hat zahlreiche Möglichkeiten eröffnet.

"Lassen Sie sich nicht von der Fidschi-Meerjungfrau beißen"

Der Zirkus, der mit Abnormalitäten aller Art sein Publikum begeistert, ist ein ungeheuer spannender Ansatz, denn hier werden keine außerirdischen Wesen ins Zentrum gerückt, keine fixen Ideen ausgebreitet sondern im Wesentlichen einfach alle real existierenden Menschen an einem Ort angehäuft. Diese Gruppe hat dann auch noch durchaus seltsame Verhaltens- und Ausdrucksweisen, weil sie in einer Art eigenem Kosmos leben. Dadurch wurde man direkt mit dem Vorwurf der Vorurteile gegenüber Anderen konfrontiert, weil man quasi hypersensibilisiert wurde. Leider bleibt der Disput um Äußerlichkeiten und innere Werte insgesamt aber zu oberflächlich, weil der Fall an sich auch Raum eingenommen hat und man manchmal lieber mehr zeigen wollte, als notwendig gewesen ist. Das hat mich schon vor Jahren beim ersten Schauen der Episode überfordert und auch bei meinem jetzigen (langsamen) Rerun kann diese Episode bei mir wieder nicht punkten. Mir fehlt die Tiefe, die ausführliche Diskussion, ja sogar ein möglicher Lösungsansatz. Auch die Thematisierung, dass solche Zirkusse vom Aussterben bedroht sind, weil die Gentechnologie die Andersartigkeit und damit Attraktionen verhindert, ist sehr spannend. Aber die Episode will sich schließlich nicht rein kognitiv an die Zuschauer wenden, sondern auch unterhalten und einen mysteriösen Fall behandeln. Nur ist dieser Teil zu gewöhnlich. Für meine Begriffe hatten die Autoren hier die Möglichkeit, mal eine ganz andere Geschichte zu erzählen, habe aber nicht den Mut gehabt und sind in sicheren Erzählweisen geblieben, die wirklichen Inhalt immer nur angerissen haben.

"Er kommt immer zurück. Ich bin doch sein einziger Bruder"

Der eigentliche Kriminalfall muss dann auch lange nach seiner Richtung suchen, weil zunächst zurecht andere Dinge im Fokus stehen. Da diese aber dann doch nur unzureichend abgehandelt werden, fällt es auch negativ auf die Ermittlung zurück, weil dieser dadurch ebenfalls unzureichend zur Geltung kommt und das dann auch schwerer ins Gewicht fällt. Immerhin kann man mit Fug und Recht behaupten, dass die Auflösung dann doch sehr gelungen und ziemlich unerwartet kam. Das liegt aber wohl auch daran, dass diese Lösung doch wieder in erster Linie Fiktion ist. Insofern war es in erster Linie ziemlich eklig, wie dieses Überhängsel flüchtete und dann zu einer schwer verdaulichen Mahlzeit für den Rätselmann wurde. Der Fall wurde also gelöst, aber es wird niemand eingesperrt und eigentlich wird man auch diese Geschichte wieder niemandem so recht glauben. In dieser Hinsicht bleibt sich "Akte X" also weiter treu.

Fazit

Ich bekomme auf diese Episode einfach keinen Zugriff. Die verschiedenen Ansätze sind eigentlich sehr spannend, aber für meine Begriffe wird immer an den falschen Ecken abgebogen. Somit gehört diese Episode zu einer weiteren "Akte X"-Folge der zweiten Staffel, die ich eigentlich nicht brauche.

Emil Groth - myFanbase

Die Serie "Akte X - Die unheimlichen Fälle des FBI" ansehen:


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