Review: #3.01 Chuck gegen den Rauswurf
Ich habe mich mit einer Bewertung von #3.01 Chuck Versus the Pink Slip wirklich sehr schwer getan. Zum einen hat die fast acht Monate lange Pause meine Erwartungen auf die Rückkehr meiner absoluten Lieblingsserie ins schier Unermessliche getrieben, zumal diese uns im Mai mit einem großen Knall und einem Lauf von vier großartigen und epischen Finalfolgen zurückgelassen hat. Zum anderen, weil in dieser Episode unheimlich viel passiert, einerseits um die neue Ausgangssituation mit Chuck als das Intersect 2.0 zu etablieren, andererseits um einen großen Teil wieder in alte Plotkonstellationen zurückzuversetzen. Man musste also das Kunststück vollbringen, die Haupthandlung voranzutreiben, während man gleichzeitig 'Reset' drückt. So wurde innerhalb von knapp 42 Minuten Chuck erst zum Superspion, der in einem extra für ihn eingerichteten Trainingszentrum in Prag ausgebildet, dann gefeuert und zum Loser auf der Couch wird (was Zachary Levi die Möglichkeit bot, seinen Hiatus-Vollbart zu präsentieren), dann wieder als Nerd-Herd-Chuck zum Störfaktor in Sarahs und Caseys Operationen wird, bis er schließlich zurück in seinem alten Job im Buy More ist, und zurück als Intersect 2.0 mit Agent Walker und Colonel Casey gemeinsam gegen den "Ring", die neue feindliche Organisation der 3. Staffel, ermittelt.
Hätten die kreativen Köpfe schon von Vornherein gewusst, dass diese Episode im Doppelpack mit #3.02 Chuck Versus the Three Words ausgestrahlt wird, sowie dass man zusätzlich zu den ursprünglich geplanten 13 Episoden noch sechs weitere vom Sender genehmigt bekommen würde, hätte man vielleicht eine wirklich zusammenhängende Doppelfolge produziert, in der man all den gestellten Anforderungen gerecht hätte werden können. Denn die Inhalte stimmen und sind zu 100 Prozent überzeugend, nur wurden sie leider zu gehetzt präsentiert. Meine größte Sorge im Vorfeld war die Frage, wie man glaubhaft Sarah und Chuck nach allem, was sie in Staffel 2 durchgemacht haben, und nach den Entwicklungen, die ihre Beziehung kurz vor deren Ende genommen hat, weiter getrennt halten könnte. Aber mit der Entscheidung, die Chuck zu treffen hatte, hat man diese Hürde sehr gut bewältigt. Vor die Wahl gestellt, entweder mit Sarah die Flucht zu ergreifen und ein neues Leben unbehelligt von allen Geheimdiensten dieser Welt zu beginnen, oder die Möglichkeiten und die Verantwortung des Intersects 2.0 anzunehmen und sich deren zu stellen, entscheidet sich Chuck für das Leben als Spion und somit gegen Sarah. Im ersten Moment kann man dies gar nicht glauben, schließlich ist er nunmehr seit zwei Jahren in sie verliebt und jetzt wo sie ebenfalls bereit ist, sich ihm zu öffnen und für ihn ihr ganzes Leben aufzugeben, weist er sie zurück. Und es ist klar, dass Sarah daran zu knabbern hat und sicher noch eine Weile haben wird, denn so weit wie hier hat sie sich bisher noch nie aus ihrer emotionalen Isolation herausgewagt. Aber umso länger man darüber nachdenkt, um so mehr wird klar, dass Chuck nicht der Mensch ist, der sein persönliches Glück über die Verantwortung anderen gegenüber stellt, schon gar nicht, wenn er der einzige Mensch ist, der diese ausüben kann. Und all die Entwicklungen, die er im Laufe der Zeit genommen hat, wären zunichte gewesen, hätte er sich hier für ein Leben im Stillen mit Sarah entschieden. Und so kommt das vorläufige Ende der kurzen Zweisamkeit zwischen Chuck und Sarah mit einer wunderschön inszenierten Szene am Prager Bahnhof, eine einzige Hommage an große Leinwandliebespaare, denen sowohl Levi als auch Yvonne Strahovski wunderbar gerecht werden. Die Atmosphäre der wie gemalt wirkenden Kulisse bringen noch einmal hervor, was schon lange klar ist: Zachary Levi hat das Zeug dazu, mehr zu sein als nur der trottelige Stand-Up-Komiker, er überzeugt auch als tragisch-männlicher Held absolut.
Womit wir schon beim nächsten Thema der neuen Staffel wären, über das im Vorfeld viel diskutiert wurde und sicher auch in nächster Zeit noch viel geredet werden wird. Die Tatsache, dass Chuck nun durch das Intersect 2.0 auch körperlich in der Lage ist, sich zu wehren. Im Finale der zweiten Staffel haben wir erfahren, dass er nun Kung Fu kann, in dieser Episode ist noch professionelles Gitarrespielen und Hochseilkunst dazugekommen, alles allerdings mit dem Manko versehen, dass er diese Fähigkeitflashes nicht heraufbeschwören kann. Im Gegenteil, in den wirklich brenzligen Situationen ist das umso schwerer für Chuck, da seine Angst die Flashes blockiert. Viele Fans waren nun in Sorge, dass Chuck durch die Tatsache, dass er nun in gewisser Hinsicht eine Art Superheld ist, seinen unnachahmlichen Charme verliert und die Serie zu einer 08/15-Agentenkrimi-Show verkommt, aber ich war von Anfang an überzeugt, dass man davor keine Befürchtungen haben muss. Denn meiner Meinung nach liegt die Besonderheit Chucks nicht in seiner Tollpatschigkeit und Unbedarftheit, sondern in seiner zutiefst herzlichen und gerechtigkeitsliebenden Art, die ihn grundlegend und auch als Intersect 2.0 von allen anderen ausgebildeten Spionen unterscheidet. Chucks humane Art ist es, die ihn hier davor zurückschrecken lässt, einen Agenten zu erschießen, selbst wenn er genau weiß, dass dies nur in einer Simulation geschieht. Chuck wird immer nach einem anderen Weg suchen, er wird nie kaltblütig und gewissenlos werden. Und eine der Dinge, die ich an "Chuck" so mag, ist die Tatsache, dass einer der größten Schwerpunkte der Serie auf dem Wachsen und der Fortentwicklung des Protagonisten liegt. Man wählt nicht den leichten Weg, ihn immer wieder künstlich in alte Verhaltensweisen zurückzupressen, sondern man lässt ihn eine spannende und nachvollziehbare Entwicklung durchleben. Dies entspricht auch dem Wachsen Zachary Levis, der sich in den letzten drei Jahren, in denen diese Show auf seinen Schultern ruhte, vom unbedarften Nobody zum selbstbewussten, sympathischen Star entwickelt hat. Ich freue mich darauf in der vor uns liegenden dritten Staffel neben den unnachahmlichen Slapstickmomenten mit ihm noch mehr von den ernsten und eben auch erwachsenen Momentaufnahmen zu sehen.
Alles in allem kann man sagen, dass der Auftakt in eine neue Ära "Chuck" gut gelungen ist, nicht perfekt, dafür war vieles einfach zu überstürzt, aber mit etwas Abstand betrachtet hat die Episode ihren Zweck sehr gut erfüllt und uns den Weg in die neue Staffel geebnet. Bevor ich aber zum Ende komme, muss ich hier noch drei Dinge erwähnen:
- Der Mord an Emmett, so ironisch inszeniert er auch war, hat mich doch völlig schockiert. Allerdings ist es nur folgerichtig, dass uns hier unmissverständlich klar gemacht wurde, was für alle auf dem Spiel steht. Es kann nun einmal nicht immer jeder der Hauptfiguren glimpflich davon kommen, und so sehr ich den Verlust dieser herrlichen Figur bedauere, so sehr bin ich froh, dass es keinen der anderen getroffen hat. Und ein Abgang zu Wilson Phillips "Hold On" war ihm absolut würdig.
- Casey hat mir hier unheimlich gut gefallen, dass gerade er es ist, der Sarah ins Gewissen redet und ihr klar macht, dass sie Chuck ungerecht behandelt, und sie ihm einen vernünftigen Abschied schuldig ist, hat mich tief beeindruckt. Es freut mich, dass er auf seine unnachahmliche Casey-Art zeigt, dass er Chuck als Partner akzeptiert. Sehr beeindruckend, Colonel Casey.
- Die Musikauswahl war wie immer exzellent, und die akzentuierten Musikmomente, angefangen beim bereits erwähnten Tod Emmetts zu Wilson Phillips über die Reminiszenz an den Kultfilm "The Big Lebowski" mit "Just Dropped In" von Kenny Rogers bis hin zum Finale zu "Eye of the Tiger" waren für mich die heimlichen Humorhighlights der Episode. Der Blick auf die Tracklist nach dem Ende einer Folge von "Chuck" ist und bleibt Pflichtprogramm.
Letztendlich gebe ich dem Beginn der dritten Staffel solide 7 Punkte, die Serie hat sicher noch Luft nach oben, aber sie hat gezeigt, dass sie nichts von ihrer Faszination, ihrem Spaßfaktor und eben einfach ihrem hohen Unterhaltungswert eingebüßt hat.
Cindy Scholz - myFanbase
Die Serie "Chuck" ansehen:
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Chuck Versus the Pink SlipErstausstrahlung (US): 10.01.2010
Erstausstrahlung (DE): kein Termin
Regie: Robert Duncan McNeill
Drehbuch: Chris Fedak & Matt Miller
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