Bewertung

Review: #14.15 Alte Narben

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Die erste Liebe vergisst man nie – ein Spruch, den sich die Autoren wohl zu Herzen genommen haben: Sei es im Falle von April, die immer noch mit ihrer Glaubenskrise hadert, Marie Cerone, die sich von ihrer besten Freundin Ellis Grey verraten fühlt oder Jo, Maggie und Alex, die sich durch ihren jungen Patienten an ihre ersten romantischen Gefühle erinnern – der Nostalgiefaktor in dieser Folge ist unglaublich hoch. Im Gegensatz zu den letzten Folgen hinterlässt sie aber durchaus positivere Eindrücke.

So bringt man in dieser Folge mit April und Tom Koracick zwei Figuren zusammen, die ich in den vergangenen Episoden mit am interessantesten fand. Die Kombination der beiden funktioniert, gerade, weil sich Toms Arroganz sehr gut mit Aprils momentanem Zynismus paart, aber auch, weil Tom im Gegensatz zu Jackson nicht locker lässt und Aprils Glaubenskrise auf die Schliche kommt. Es stellt sich heraus, dass Tom seinen zehnjährigen Sohn durch einen Unfall verloren hatte und dadurch ebenfalls in eine Glaubenskrise gerutscht war, was eine interessante Parallele zu Aprils eigenem Verlust von Samuel darstellt. Toms Trauer und seine dazugehörige Sensibilität April gegenüber machen ihn mir ein Stückchen weiter sympathischer und auch wenn er schlussendlich nicht ganz zu April durchdringen kann und April ihn lieber mit Sex ablenkt, die Verbindung der beiden macht mir Hoffnung, dass April sich bald diesem "Streit mit Gott", wie es Tom nennt, wirklich stellt.

Ellis Grey polarisiert auch noch nach ihrem Tod: So hat Merediths Mutter einst mit ihrer besten Freundin Marie Cerone zusammengearbeitet, jedoch Maries Ergebnisse als ihre eigene angegeben und auf dieser Grundlage die bekannte Grey-Methode entwickelt, wofür sie den Harper-Avery-Award bekommen hat. Das ist, zumindest, Maries Seite der Geschichte, wie es Webber auch schön betont, gegen die die lang verstorbene Ellis sich nicht verteidigen kann. Nun verlangt sie von Meredith, im Tausch für das Polymer-Patent, dass diese offiziell die Grey-Methode in Grey-Cerone-Methode umbenennen lässt. Maries Verhalten ist verständlich, sie fühlt sich verraten und die Tatsache, dass Ellis für sie einst ihre Familie darstellte, erklärt, warum dieser Wunsch nach Vergeltung kommt. Gleichzeitig wirkt das ganze doch wirklich weit hergeholt und kindisch und dass sie ausgerechnet Meredith in diesen Streit einbezieht und diese über Schuld oder Unschuld ihrer eigenen Mutter quasi entscheiden lässt, lässt eher sie selbst als die Buhfrau dastehen. Dass sie dazu nun noch Merediths Projekt selbst verfolgen möchte und Meredith nun keine Chance hat, es selbst zu realisieren, macht sie mir gerade in Anbetracht der Tatsache, dass sie Meredith zuvor als ihren Tochterersatz bezeichnete, unglaublich unsympathisch. Damit ist wohl für Meredith eine weitere schöne Kindheitserinnerung flöten gegangen.

Maggie, Jo und Alex werden insbesondere mit ihrer ersten romantischen Liebe konfrontiert, weil ihr Patient Charlie über beide Ohren in seinen Freund Henry verliebt ist, was sich durch etwas seltsam anmutendes Cosplay (für welches Fandom eigentlich?), Gedichte-rezitieren und eine überaus pathetische Aktion äußert, auf eine Herztransplantation zu verzichten, weil dieses neue Herz Henry ja nicht lieben würde. Alex' Realismus war hier tatsächlich ein wichtiges Gegengewicht, ansonsten wäre es doch zu kitschig geworden, obwohl zugegebenermaßen Henry und Charlie doch ganz süß miteinander waren und nach einigem Hin und Her ihr Happy End bekommen haben. Die Ärzte schwelgen dadurch in Erinnerungen, wobei insbesondere Maggies Erinnerungen für einige Lacher gut sind.

Maggie dabei zu sehen, wie herrlich awkward sie mit ihrer ersten großen Liebe Steve umgeht (unter anderem klaut sie für ihn ein Herz oder gesteht ihm ihre Liebe, indem sie ihn ihren Kadaver nennt), hilft tatsächlich, mir Jackson und sie schmackhaft zu machen. Jackson hat meine Sympathie bereits länger verloren, aber Maggie steht dieses Glück ziemlich gut und ihre herrlich verschrobene, niedliche Art mit ihren Gefühlen umzugehen und sich von Jackson verunsichern zu lassen, erinnert mich wieder daran, wie sehr ich sie doch mag. Alleine für sie freut es mich mittlerweile, dass es gut zwischen ihnen läuft.

Alex' und Jos Erinnerungen demonstrieren hingegen, wie sehr die beiden sich doch ähnlich sind und wie viele Probleme sie als Jugendliche hatten, Leuten in ihrem Leben Vertrauen zu schenken und Rückhalt zu finden. Während Alex' Rückblick zeigt, wie seine erste Freundin sich über seine schizophrene Mutter lustig macht und er alleine mit der Pflege seiner Mutter ist (übrigens vermutlich die eindrücklichsten Szenen dieser Folge), läuft Jo in ihrem Rückblick vor einem "normalen" Leben mit ihrem Freund weg, der sich mit ihr ein Leben aufbauen will. Eine Situation wie Jos, die sich dank Pauls Tod endlich aus Seattle heraus trauen will und sich an anderen Krankenhäusern bewirbt, sorgt natürlich dafür, dass bei Alex diese Verlustängste wieder zurückkehren und für Streit zwischen den beiden. Schlussendlich kulminiert das Ganze doch in dem, von Fans heiß ersehnten, Heiratsantrag, den ironischerweise nun Jo Alex macht. Nach all dem Drama und dem Trubel, den die beiden in den letzten Jahren durchmachen mussten, ist es Balsam für die Seele, die beiden nun glücklich zu sehen. Gerade Alex wünscht man dieses Glück doch vom Herzen und es ist wunderschön, dass es nun Jo ist, die sich zu ihm bekennt und für ihn kämpft. Sie ist mir tatsächlich in dieser Staffel immer weiter sympathischer geworden und im Gegensatz zu Maggie und Jackson, freut mich hier das Glück für die beiden, vom Schicksal doch so gebeutelten Charaktere.

Hierbei auch noch ein Lob an das Casting. Nachdem wir zuletzt die jüngere Bailey kennenlernten, hat man es in dieser Folge geschafft, auch realistische Doubles für Kelly McCreary, Justin Chambers und Camilla Luddington zu casten. Gerade die junge Jo sieht der älteren zum Verwechseln ähnlich. Hut ab!

Fazit

Es sind wirklich turbulente Wochen, wenn man Fan von "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" ist. Eine ruhige Folge, die sich nur auf eine Handvoll Charaktere beschränkt wie diese ist dabei ein sehr interessanter, aber doch krasser Kontrast zu den (Achtung, Spoiler!) momentanen Schlagzeilen und sorgt für einige wunderbare Charaktermomente. Gerade die Storyline um Maggie, Jo und Alex konnte überzeugen und mit Tom und April hat man eine Verbindung geschaffen, von der ich gerne mehr sehen würde. Diese Folge schafft für mich Hoffnung, dass es nun generell in den nächsten Wochen aufwärts gehen wird.

Lux H. - myFanbase

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