Bewertung

Review: #6.18 Sterben ist nicht leicht

Gerade einmal zwei Episoden lagen zwischen dem ersten Ausflug der Serie "Grey's Anatomy" in die Welt der Flashbacks, und dem zweiten jetzt. Diesmal erhalten wir Einblicke in Owens (und damit automatisch auch Teddys) Vergangenheit im Kriegsgebiet Irak.

Kriegsgeschichten

Dass Owens Kriegstrauma irgendwann wieder aufgegriffen wird, war abzusehen, allerdings wirkt dieses Thema nach der langen Ruhephase dann auch wie plötzlich aus dem Regal gezerrt. Wir erfahren, dass Owen offenbar schon eine ganze Weile an Schlaflosigkeit leidet, die er vor Cristina verbirgt, und es schnell passieren kann, dass ihn die Erinnerungen übermannen. Es wäre sicher nicht schlecht gewesen, wenn in den vergangenen Episoden angedeutet worden wäre, dass Owen Schlafprobleme hat und er Cristina seinen wahren psychischen Zustand, trotz Dr. Wyatts Bemühungen, verschweigt. So wird man damit doch wieder etwas überfahren. Dass ist es, was mich momentan an "Grey's Anatomy" stört: das Fehlen der Zwischenschritte. Ein perfektes Beispiel ist in diesem Zusammenhang das Paar Mark und Teddy, auf das bis letzte Woche nichts, aber auch wirklich gar nichts hingedeutet hat. Keine Blicke, keine Dialoge, keine gemeinsamen Momente. Peng, plötzlich sind sie ein Paar. Die Autoren verzichten momentan fast völlig auf feine Übergänge und schießen einfach drauf los.

Apropos schießen. Owens Erlebnisse im Irak sind dem klassischen Kriegsdrama nachempfunden und daher, bei aller Tragik, recht vorhersehbar. Owens Jeep wird in die Luft gejagt und er kämpft um das Leben seines Vorgesetzten Dan (Captain Dan, nicht Lieutenant Dan, der war bei "Forrest Gump"). Nur wenige Augenblicke, nachdem Owen aufgegeben und den leidenden Dan hat sterben lassen, trifft die Rettung ein. Das ist alles ganz furchtbar, keine Frage, aber es kommt einem verdammt bekannt vor und ist nicht im Mindesten überraschend.

Sterbehilfe

In dieser Episode wird mit der Sterbehilfe ein Thema aufgegriffen, das sich in Sachen Brisanz nicht hinter der in der fünften Staffel behandelten Todesstrafe verstecken muss. Mir war gar nicht so bewusst, dass im Bundesstaat Washington die Sterbehilfe legal ist, aber wenn ein Staat schon die Hinrichtung von verurteilten Verbrechern erlaubt, ist es wohl auch schwierig, die schmerzlose Tötung von schwerkranken, leidenden Menschen zu verbieten. Wir bekommen einen kleinen Einblick in die Verfahrensvorschriften für Sterbehilfe: zwei verschiedene ärztliche Unterschriften sind ebenso vorgeschrieben wie der Akt, dass der Patient zweimal ausdrücklich den Wunsch nach Sterbehilfe äußern muss, mit einer bestimmten Bedenkzeit zwischen den beiden Bitten. Das sind Regeln, die durchaus Sinn machen, aber die Vorstellung von durchreglementiertem Sterben ist und bleibt grotesk.

Kinderwunsch

Callies Geständnis, dass sie eines Tages Kinder möchte, und Arizonas unweigerliche Reaktion, körperlich auf Abstand zu Callie zu gehen, hinterlassen wenig Hoffnung, dass uns etwas anderes als eine Trennung bevorsteht. Damit würde die Serie ihrer Tradition treu bleiben, dass sich alle Paare mindestens einmal trennen müsssen, bevor überhaupt nur die kleinste Möglichkeit auf ein Happy End besteht. Ich hasse diese Tradition. Bitte, liebe Autoren, überrascht mich!

Momente

Neben Owens traumatischen Erinnerungen und dem Sterbehilfefall bleibt wenig Raum für andere Storys, so dass Alex und Lexie beispielsweise nur mal kurz in die Kamera winken und sonst keine Rolle spielen. Ob Bailey überhaupt zu sehen war, weiß ich gar nicht mehr. Als das beste an dem kleinen Konflikt zwischen Meredith und Derek erweist sich, neben der Tatsache, dass sie es weiterhin – Halleluja! - schaffen, solche Ministreits beizulegen, ohne mehr daraus zu machen, der kurze Dialog zwischen Jackson und Meredith. Es scheint, als wären die beiden auf einem guten Weg, platonische Freunde zu werden. Das finde ich gar nicht schlecht. Natürlich bleiben Meredith und Cristina das BFF-Sahnehäubchen der Serie, doch ein weiterer Kumpel für Meredith kann, gerade nach Georges Tod und Izzies Weggang, sicher nicht schaden.

Diese Folge liefert auch den nächsten Beweis, dass Jackson der einzige Mercy Westler ist, der so etwas wie eine sympathische Persönlichkeit besitzt und eine anständige Rolle in der Serie spielt. Reed etwa haben wir nun schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Womöglich hat sie jenen Gang entdeckt, den es in allen Serien und folglich auch im Seattle Grace/Mercy West Hospital gibt: den Gang, den ein Charakter betritt und darin einfach verschwindet. Aprils Aufgabe besteht in dieser Episode wieder darin, Derek treu ergeben zu sein und Meredith damit gewaltig auf den Keks zu gehen, was zwar durchaus amüsant ist, aber April nicht gerade zu einem ernstzunehmenden, liebenswerten Charakter macht, während Charles den Hintern einer Sanitäterin begafft und sich damit auch nicht gerade für mehr Screentime empfiehlt.

Maret Hosemann - myFanbase

Die Serie "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" ansehen:


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