Bewertung

Review: #13.03 Das Lazarus-Phänomen

Foto: Camilla Luddington, Grey's Anatomy - Copyright: 2017 ABC Studios
Camilla Luddington, Grey's Anatomy
© 2017 ABC Studios

Durch den ganzen Fokus der ersten Folgen auf prügelnde Männer, unsinnige Liebesdreiecke und einem neuen, zuckersüßen Baby konnte man fast vergessen, um was es sich bei "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" eigentlich handelt, nämlich eine Krankenhausserie. Mit dieser Folge wird dies rasant nachgeholt und eine Ansammlung von Patienten rauscht in die Notaufnahme, geradewegs von einer Beerdigung, wo der Familienvater beerdigt werden sollte. Eine, in meinen Augen, leider etwas unnötige Neufokussierung, müssen dadurch die Storylines der letzten Wochen allesamt zurückstecken und machen erneut kaum Fortschritte.

Die Familie an sich ist so dysfunktional und so schwierig, dass man die eine Hälfte überhaupt nicht leiden kann (der Bruder darf sich zu den Top Ten der nervigsten Patienten der letzten Jahre zählen), während die andere überzeugt. Mutter Georgia durfte eindeutig für die besten Szenen sorgen: Ihre Trauer, ihre Sorge um ihre verschollene Tochter Kara sowie ihr plötzliches Sterben sorgten bereits für einige berührende Szenen, wo auch Amelia und Stephanie glänzen durften, doch mit ihrer Wiederauferstehung hat sie glatt Jon Snow Konkurrenz gemacht! Eine der witzigsten und genialsten Szenen dieser Folge, die dieser Handlung den nötigen Pfeffer verliehen hat. Ansonsten lässt sich die Geschichte der Familie allzu leicht auf das Drama um Alex beziehen: Alex selbst ist momentan das schwarze Schaf der Ärztefamilie und ihm werden, wie Kara, ständig neue Vorwürfe gemacht. Dazu wird er ebenfalls von der restlichen Familie ausgeschlossen und denunziert (er wurde immerhin in die Klinik strafversetzt). Der gewaltige Fehler, den beide begangen haben, rundet die Parallelität zwischen den beiden noch ab – ob gewollt oder nicht gewollt. Ob Alex, wie Kara, ebenfalls verziehen wird, ist dagegen eine Frage, die uns sicher noch länger beschäftigen wird.

Ansonsten wird der Konflikt Alex vs. Andrew auf die jeweiligen Interaktionen der beiden mit Arizona reduziert. Frisch zurück aus New York verweigert sie weder Alex noch Andrew ihre Freundschaft und ist für beide unaufgefordert und komplett da. Zwar macht sie Alex die altbekannten Vorwürfe, die er, wie er so treffend formuliert hat, bereits von Meredith, Bailey und Co. gehört hat, dennoch zeigt sich zum Ende der Folge, dass sie Alex nicht länger böse ist und ihm beistehen wird. Das waren wunderbar kleine, aber berührende Szenen, die insbesondere Arizona punkten lassen.

Darüber hinaus dient Alex' Handeln als Anschauungsbeispiel für Bens erste, richtige Strenger-Vater-Versuche, mit denen er den prügelnden Tuck (Gott, wie groß er geworden ist!) wohl die Lust auf zukünftige Prügeleien genommen hat. Durch die überdramatisierte Darstellung der Ereignisse und Alex' und Andrews Schicksale sorgte man für sehr witzige Szenen, die mich wirklich zum Lachen brachten.

Das schaffte in dieser Folge ebenfalls April, die sich, wie wohl jede Mutter in "Grey's Anatomy" nicht allzu lange vom Krankenhaus entfernen kann und das Operieren und Behandeln mehr als alles andere vermisst. In Alex gewinnt sie darin einen Leidensgenossen. Die Freundschaft dieser beiden Ärzte war bereits in der letzten Staffel für einige gute Szenen zuständig gewesen, schön, dass man diese nicht vergisst und die beiden wieder miteinander agieren lässt. April scheint im Übrigen tatsächlich mit Jackson zusammengezogen zu sein, was mich weiter positiv für eine Wiedervereinigung dieses Paares stimmt.

Im Liebesdreieck tut sich weiterhin kaum was. Während Maggie zunächst für das meiste Augenrollen sorgte, darf hier nun Meredith ran, die sich ihre genervten Kommentare und das Ignorieren von Maggies Nathan-Geschichten einfach nicht verkneifen kann und leider damit wieder in alte Muster gepresst wird. Warum wird hier die Lüftung des Geheimnisses so lange hinausgezögert, warum kann Meredith nicht einfach mit offenen Karten spielen?!? Mit der Taktik, die sie zurzeit befolgt, riskiert sie nämlich nicht nur Maggie, sondern auch Nathan zu verlieren. Nicht einmal Amelias Involvieren in diesen Handlungsstrang kann mich darüber hinweg trösten, dass Meredith lieber lügt und Maggie das Herz brechen lassen würde, als ihr die Wahrheit zu sagen(!). Zwar war dies Teil der Flirts mit Nathan, doch in jedem Witz steckt ein wahrer Kern, oder nicht? Nein, dieses Liebesdreieck hat wirklich das Zeug dazu, mir die Protagonistin der Serie unsympathisch zu machen und das obwohl die Szenen mit Nathan eigentlich großartig waren. Die Chemie der beiden, die Verbundenheit durch ihre eigenen jeweiligen Verluste, die offensichtliche Anziehung zwischen ihnen, all das funktioniert wunderbar und baut weiter Potenzial für eine zukünftige Beziehung auf. Wäre da nicht Merediths unfaires und vor allem unreifes Verhalten gegenüber Maggie, aber auch gegenüber Nathan, das einfach nicht zu einer dreifachen Mutter und Oberärztin passt.

Kurze Eindrücke

  • Callies Leben in New York wird kurz angeschnitten, doch außer einer tollen Schule und einem tollem Zimmer für Sofia gibt es nicht viel zu berichten. Damit wird der Sorgerechtsstreit noch ein großes Stück weiter ad absurdum geführt und Sara Ramirez' baldige Rückkehr scheint auch damit eher ausgeschlossen.
  • Wird der Verlust von Kyle überhaupt noch thematisiert? In dieser Folge hätte es dafür viel Projektionsfläche für Stephanie gegeben, doch scheinbar wird Steph momentan auf die Rolle des Sidekicks reduziert – eine Rolle, die ihr zwar wunderbar steht, aber Jerrika Hinton kann einfach so viel mehr.
  • Und Arizona rules! Wie sie Owens und Alex' Taten locker-leicht vergleicht und damit Owen den Spiegel vorhaltet, hatte echt Charakter.
  • Schade, dass man Jo in dieser Folge so stark in den Hintergrund gestellt hat. Außer einer kurzen Andeutung über das Verzeihen durfte sie nicht besonders viel beitragen. Ich finde es immer schwieriger, wie ihr Potenzial von den Autoren verschwendet wird und frage mich, wohin das alles führen soll.

Fazit

Eine witzige, aber auch unspektakuläre Folge, die alle momentanen Handlungsstränge auf die Reservebank schickt und stattdessen einen nicht immer überzeugenden Patientenfall in den Vordergrund rückt. Arizonas Rückkehr bringt die erhoffte positive Wirkung mit sich und mit Ben und April hatte man zwei Hauptcharaktere in Höchstform, doch das Liebesdreieck kann einfach überhaupt nicht überzeugen. Die Chemie zwischen Meredith und Nathan ist zwar großartig, doch Merediths Verhalten ist unterdurchschnittlich und wirkt immer konstruierter. Auf eine Auflösung dieses unnötigen Dramas freue ich mich bereits jetzt.

Lux H. - myFanbase

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