Bewertung

Review: #2.11 Der Jet Set

Foto: Elisabeth Moss, Mad Men - Copyright: 2008 Carin Baer/AMC
Elisabeth Moss, Mad Men
© 2008 Carin Baer/AMC

Ok, ich bin offiziell verwirrt. Ich weiß gerade im Moment überhaupt nicht, was ich denken soll. Was war das und wohin wird uns das führen? Diese letzten Minuten der Episode waren so spannend und überraschend zugleich, dass ich sie mir mehrmals hintereinander angeschaut habe.

"Hello, it's Dick Whitman."

Don Draper greift zum Telefon und gibt seine wahre Identität preis. Wen ruft er an? Ich kann es mir beim besten Willen nicht vorstellen. Wahrscheinlich ist es die Person, der er das Buch geschickt hat oder sogar die Frau, die ihn damals, als er noch als Autoverkäufer gearbeitet hat, aufgesucht hat. Vielleicht handelt es sich ja um die gleiche Person. Davon gehe ich jetzt einfach mal aus. Also, wer ist diese Frau und wieso ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, sie anzurufen?

Mir war nach der letzten Episode klar, dass Don etwas an der Westküste erleben wird. Da man dort schon gesehen hat, dass er an einen anderen Ort fliegt, musste etwas mit ihm geschehen und das ist hier ganz klar auch passiert. Er lernt diese seltsame Menschengruppe kennen, die ihn fasziniert und ihn in ihren Bann zieht. Zuerst kann er sich noch dagegen wehren, was ich jetzt mal auf Betty schiebe, denn Don sieht sie an der Bar und denkt an sie. Das bedeutet, auch wenn er Tausende von Kilometern von ihr entfernt ist, spukt sie immer noch in seinem Kopf herum. Doch dann wird sie durch Joy ersetzt. Es ist schon erstaunlich, wie ähnlich Laura Ramsey die Rolle der Betty spielen kann. Ich habe wirklich oft gedacht, dass sie tatsächlich Betty sein könnte, weil sowohl ihr Aussehen, als auch ihr Verhalten mich irgendwie an Betty erinnert hat. Das ist vielleicht auch der Grund, warum Don mit ihr geht. Die ganze Story mit den Nomaden fand ich jetzt gar nicht so interessant. Viel interessanter fand ich Don in der ganzen Situation. Er spricht nicht viel, er lässt sich einfach treiben. Doch man erkennt trotzdem, dass er immer noch ein wenig Hemmungen hat. So lässt er sich nicht so einfach mit Medikamenten vollspritzen und auch sein letztes Glas im Swimming-Pool lässt ihn nachdenken. Die Frage ist natürlich, was ihm in diesem Moment durch den Kopf geht. Ich bin mir sicher, dass der letztere Moment auf jeden Fall mit dem kleinen Jungen zu tun hatte, den Don gesehen hat. Wieso er dann so gedanklich versinkt, ist mir unklar, doch ich bewundere hier mal wieder das schauspielerische Talent von Jon Hamm, der diesen Charakter so wunderbar mysteriös darstellen kann.

Ich hatte am Ende das Gefühl, dass, je weiter sich Don von Zuhause entfernt, desto mehr wird er zu Dick Whitman. Er ist nicht in seiner gewohnten Umgebung, er kennt die Menschen nicht und immer wieder geschieht etwas, das ihn zum Nachdenken bringt, was schließlich dazu führt, dass er zum Telefon greift. Doch warum er das macht? Das kann ich mir beim besten Willen nicht ausmalen und das ist es, was mich so wahnsinnig fasziniert. Dieser Spannungsaufbau gelingt Matthew Weiner wunderbar und ich finde es klasse, dass er mit einer Szene aufhört, die man im Vorspann sehen kann, nämlich einen Don, der mit dem Rücken zur Kamera sitzt. Was das jetzt für die kommenden zwei Episoden in dieser Staffel bedeutet, kann ich mir noch nicht vorstellen, aber ich freue mich darauf. Ganz besonders auf die Enthüllung der Worte, die Don auf die Seite im Buch geschrieben hat und den Ort, an den der Koffer gesendet wurde. Momentan weiß ich nämlich nicht, um welchen Koffer es sich handelt und vor welcher Tür er steht. Es bleibt also spannend.

"There he is. There's the man I heard so much about."

Spannend war auch das Geschehen, das sich in New York abspielt. So, wie Don langsam wieder zu Dick wird, so wird Duck wieder zu seinem alten Ich. Damals hatte ich ja vermutet, dass er schon wieder Alkohol trinken würde, doch da musste ich mich täuschen. Er hat den Alkohol nicht angerührt, bis zu diesem Moment im Restaurant. Ein sehr starker Moment für Duck, der von Mark Moses hervorragend umgesetzt wurde. Ich musste richtig die Luft anhalten, als er das Glas angesetzt hat. Ich möchte nicht wissen, was ihm in diesem Moment durch den Kopf ging.

Und jetzt heißt es: Was passiert mit Sterling Cooper? Sieht so aus, als würde Duck seinem Ziel näher kommen. Schon clever, wie er Rogers finanzielle Situation ausnutzt, nur um seine Position zu steigern. Ich bin gespannt, ob ihm das gelingen wird und falls ja, welche Auswirkungen das haben wird. Denn ich denke nicht, dass Roger und Bertram Cooper momentan wissen, worauf sie sich da einlassen könnten. Und ganz besonders interessiert mich Don in dieser Situation, der ja von all dem nichts mitbekommen hat. Sollte er zurückkommen, wovon ich jetzt mal stark ausgehe, dann sollte ihn wohl eine kleine Überraschung erwarten. Vor allem als Partner, der beteiligt ist. Wie wird er darauf reagieren und was wird mit Duck passieren, jetzt wo er wieder Alkohol trinkt? Eine tolle Entwicklung der Storyline, die mit Sicherheit bis in die dritte Staffel übergeht.

"You look different." - "It's my hair." - "Right" - "Kurt's a homo."

Was etwas in dieser Episode untergegangen ist, ist Peggy, die meiner Meinung nach mehr Screentime verdient hätte. Schließlich verguckt sie sich wieder in den falschen Mann. Die Arme tat mir richtig Leid, ganz besonders in dem Moment, als sie Kurt gesteht, dass sie sich immer die falschen Männer aussucht. Doch mir gefallen die beiden in dieser Episode richtig gut zusammen und ich hoffe, dass sich hieraus eine Freundschaft entwickelt. Denn Kurt hat Peggy schließlich dazu gebracht, sich äußerlich zu verändern. Ich habe mich schon gefragt, ob man je wieder darauf eingehen wird, doch hier kam das Thema endlich wieder zur Sprache und die Umsetzung fand ich richtig gut. Ganz besonders Petes Aussage am Ende, denn ich denke, dass das auch Auswirkungen auf seine Beziehung zu Peggy haben wird. Welche Auswirkungen, das weiß ich noch nicht, doch mich würde freuen, wenn man wieder mehr von den beiden sehen würde und vor allem, wenn das Thema Baby endlich zur Sprache kommt. Ich bezweifele ja, dass Peggy jemals davon erzählen wird, doch es würde mich freuen, wenn sie es macht. Allein schon wegen Petes Reaktion.

Ein sehr starker Moment, an den ich immer noch denken muss, war das Coming Out von Kurt. Das kam ja so was von unerwartet, dass mir erstmal der Mund offen stehen geblieben ist. Ich dachte, ich sehe nicht richtig, doch kurz darauf war ich wirklich froh, dass man das in die Episode eingebaut hat. Denn erstens führt es Peggys Story weiter und zweitens bietet sich hier viel Potential, auf Salvatore einzugehen. Denn wie er geschaut hat, ging mir echt zu Herzen. Er empfindet Angst, Verzweiflung, aber auch Neid, denn Kurt ist diesen Schritt gegangen, den er niemals gehen würde. Er tat mir richtig Leid, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass er sich jetzt irgendwann zu seiner Homosexualität bekennt. Nach all den Reaktionen der Kollegen würde ich mich an seiner Stelle auch nicht trauen. Dennoch finde ich dies eine spannende Entwicklung und bin gespannt, welche Zukunft auf Kurt in der Agentur wartet.

Fazit

Wie man sehen kann, bleiben nach dieser Episode einfach nur viele Fragen zurück und man ist verwirrt, weil man keine Ahnung hat, wie es jetzt weitergehen könnte. Einerseits ist das ein richtig gutes Gefühl, andererseits sind die Erwartungen jetzt so hoch, dass ich Angst habe, sie könnten enttäuscht werden. Aber da vertraue ich jetzt in die Fähigkeit der Autoren.

Alex Olejnik - myFanbase

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